Donnerstag, 26. Dezember 2024
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Gesundheitspolitik
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Bevölkerung berichtet mehrheitlich von langen Wartezeiten für Arzttermine

In ihrer Tätigkeit sehen sich Ärzte auch jenseits der Herausforderungen durch die Pandemie zahlreichen Schwierigkeiten ausgesetzt. Nach wie vor sehr verbreitet berichten Ärzte von Zeitmangel (41%). Auf der anderen Seite beklagen Patienten lange Wartezeiten für einen Arzttermin: Rund zwei Drittel mussten in den vergangenen ein, zwei Jahren lange auf einen Termin beim Arzt warten, darunter 43%, denen das mehrmals so ging. Mit 70% sind vor allem gesetzlich Versicherte betroffen (privat Versicherte: 36%). Bei immerhin 75% der niedergelassenen Ärzte ist ihnen zufolge eine Terminvergabe in der Regel innerhalb von vier Wochen möglich, also dem Zeitraum, innerhalb dessen Patienten das Recht auf einen Termin bei einem Facharzt haben. Allerdings ist dieser Anteil seit 2019 (82%) zurückgegangen.

Schließlich beklagen Ärzte nach wie vor, bei der Behandlung von Patienten nicht nach rein therapeutischen Gesichtspunkten entscheiden zu können: Durch den Kostendruck im Gesundheitswesen sieht die Mehrheit der Ärzte ihre Therapiefreiheit als Arzt infrage gestellt. In der Bevölkerung ist gleichzeitig der Anteil derer gewachsen, die das Gefühl haben, dass ihnen aus Kostengründen schon eine bestimmte Behandlung oder ein bestimmtes Medikament vorenthalten wurde – von 34% in 2019 auf aktuell 38%. Rund die Hälfte der Bevölkerung gibt an, dass sie in den vergangenen Jahren eine Behandlung selbst bezahlen musste, weil die Krankenkasse die Leistung nicht übernommen hat; bei 29% war das sogar mehrmals der Fall.

Weitverbreitete Sorgen wegen Zwei-Klassen-Medizin

Trotz beeindruckender medizinischer Fortschritte und Erfolge in vielen Bereichen – etwa der schnellen Entwicklung neuartiger Impfstoffe zur Bekämpfung der Corona-Pandemie – blicken sowohl die Bevölkerung als auch die Ärzte eher pessimistisch in die Zukunft: Gut ein Drittel der Bevölkerung geht davon aus, dass sich die Gesundheitsversorgung in Deutschland in den nächsten 10 Jahren etwas oder sogar deutlich verschlechtern wird. Von der Ärzteschaft erwarten dies sogar knapp zwei Drittel.

Jeweils deutliche Mehrheiten der Bevölkerung rechnen mit steigenden Beiträgen bei der gesetzlichen Krankenversicherung (86%) und damit, dass die Folgen von Corona das Gesundheitssystem noch lange belasten werden (71%). Zudem geht die Bevölkerung mehrheitlich davon aus, dass Patienten mehr Kosten selbst werden tragen müssen, z. B. für Arztbesuche, Medikamente oder Operationen (57%) und dass es immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommen wird (58%). Von der Ärzteschaft erwartet dies ein ähnlicher Anteil (60%). Zudem befürchten sie, künftig nicht mehr alle medizinisch notwendigen Leistungen verordnen zu können (74%) und dass eine Gesundheitsversorgung auf dem heutigen Niveau nicht mehr für alle gewährleistet sein wird (66%).

Ärzte sehen Einstieg von Kapitalinvestoren kritisch

Eine recht neue Entwicklung im Gesundheitswesen ist der Einstieg von Kapitalinvestoren in z. B. medizinische Versorgungszentren oder größere Arztpraxen. Ärzte sehen diesen Trend jedoch skeptisch: 84% lehnen eine Öffnung der Versorgungstrukturen für Investoren ab, lediglich 10% befürworten diese. Hauptgründe für die Ablehnung sind die Befürchtungen, dass wirtschaftliche Erwägungen eine zu große Rolle bei der Behandlung von Patienten spielen könnten (83%) und dass die Versorgung im ländlichen Raum durch die Fokussierung der Investoren auf Ballungsgebiete weiter leiden würde (67%).
 
 

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Erschienen am 24.05.2022Wächst der wirtschaftliche Druck auf die Patientenversorgung in Deutschland immer weiter? Lesen Sie hier mehr.

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Wenig Vertrauen in Regierung

Dass die Regierung die mittel- und langfristigen Herausforderungen des Gesundheitssystems angeht, bezweifeln knapp zwei Drittel der Ärzte. Insbesondere sind die Befürchtungen groß, die derzeitigen parallelen Krisen würden dazu führen, dass notwendige Reformen nicht rechtzeitig angegangen werden (Ärzte: 77%, Bevölkerung: 55%). „Eine Art ‚Reform-Blockade‘ wäre für die langfristige Überlebensfähigkeit unseres Gesundheitssystem jedoch verheerend. Vielmehr muss die Regierung ernsthafte Zukunftsvorsorge betreiben – gerade auch mit Blick auf die nachfolgenden Generationen. Dazu gehört auch eine ergebnisoffene Diskussion über die Ausgabenseite, also darüber, was das staatliche Gesundheitswesen in Zukunft noch alles leisten soll und wie diese Leistungen effizient organisiert und erbracht werden“, sagt Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP.

Insgesamt haben Ärzte und Bevölkerung von der Gesundheitspolitik der Bundesregierung ein tendenziell negatives und eher blasses Bild: 26% der Bevölkerung haben einen guten, 33% keinen guten Eindruck. Die übrigen 41% geben kein Urteil ab – im Vergleich zu den Vorjahren der höchste Anteil. Noch ausgeprägter zeigt sich dieses Bild bei den Ärzten: 28%, die einen guten Eindruck haben, stehen 39% mit einem schlechten gegenüber. Mit 33% zeigt sich ein deutlich größerer Anteil als in den vorangehenden Untersuchungen in dieser Frage unentschieden. Der Gesundheitspolitik der Regierung fehlt es in der Wahrnehmung der Ärzteschaft offenbar auch an Profil.

Quelle: MLP SE

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