Attraktivität der Pflegebranche wird unterschätzt
Die Pflegebranche ist nach Ansicht des evangelischen Wohlfahrtsverbandes Diakonie Deutschland mit Blick auf Ausbildung, Entlohnung und die beruflichen Wachstumsmöglichkeiten durchaus attraktiv. „Pflegeberuf heißt heute nicht mehr „Einmal am Bett, immer am Bett““, sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik bei der Diakonie Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Ausbildung liege die Vergütung bei 1.200 Euro im ersten Jahr, 1.300 Euro im zweiten und 1.500 Euro im dritten Jahr. „Das hat sich enorm verbessert, aber noch nicht so richtig rumgesprochen.“ Auch die Bezahlung für Pflegefachkräfte könne sich inzwischen ebenfalls im Vergleich etwa mit dem Handwerk sehen lassen.
Pflegereform dennoch dringend nötig
Dies alles könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Pflegereform dringend nötig sei. „Wir brauchen unbedingt Verbesserungen der Rahmenbedingungen in der Pflege. Das ist unbestritten. Da drängen wir den Gesundheitsminister intensiv.“ Allerdings sehe man auch ganz realistisch und wie durch Finanzminister Christian Lindner (FDP) angekündigt, dass es in dieser Legislaturperiode keine größere Reform mehr geben werde. Dringend notwendig sei dabei eine bessere Finanzierung der Pflegeversicherung.
Auch mit Blick auf die häusliche Pflege sieht Loheide erheblichen Handlungsbedarf. „75% der Menschen werden zuhause, in der Regel von Angehörigen oder nahestehenden Personen gepflegt. Da merken wir: Die gehen wirklich auf dem Zahnfleisch.“ Diese Pflegenden bräuchten professionelle Begleitung und eine stärkere Entlastung durch Kurzeit-, Tages- oder ambulante Pflege. „Das System ist total ausgereizt“, warnte Loheide.
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Forderung nach Pflegegeld
Die Diakonie trete analog zum Elterngeld für ein Pflegegeld für die Menschen ein, die ihren Beruf ganz oder teilweise aufgäben, um ihre Angehörigen zuhause zu pflegen. Das müsse abgefedert werden, damit man sich das auch finanziell leisten könne. Loheide nimmt in Rostock an der Konferenz Diakonie und Entwicklung teil. Sie ist das höchste beschlussfassende Gremium des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung (EWDE), zu dem die Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe gehören.