EU-Zulassung für RSV-Impfstoffe für Erwachsene
In den vergangenen Monaten sind in der EU erstmals zwei RSV-Impfstoffe zugelassen worden – allerdings nicht für Kinder. Sie sind für Menschen ab 60 Jahren gedacht, und einer der beiden auch für Schwangere, mit dem Ziel der Weitergabe des Immunschutzes an den Säugling. Bisher liegt in Deutschland jedoch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu deren Einsatz vor. Dies sei auch für diesen Herbst nicht mehr zu erwarten, sagte STIKO-Mitglied Klaus Überla. Das Expertengremium erarbeitete derzeit noch verschiedene dafür nötige Aspekte, etwa eine Modellierung zum möglichen Einfluss der Impfstoffe auf die RSV-Verbreitung in der Bevölkerung. Es gehe auch um Risiko-Nutzen-Abwägung. Die Erstattung der Kosten für die Impfung hängt Überla zufolge damit zunächst von der Krankenkasse ab.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
25 Jahre RSV-Schutz für Frühgeborene und Hochrisikokinder
Erschienen am 19.09.2023 • Palivizumab hat sich zur passiven RSV-Immunisierung von Frühgeborenen und stark gefährdeten Säuglingen bewährt. Mehr dazu lesen Sie hier!
Erschienen am 19.09.2023 • Palivizumab hat sich zur passiven RSV-Immunisierung von Frühgeborenen und stark gefährdeten Säuglingen...
© MargJohnsonVA – stock.adobe.com
Risiko-Nutzen-Abwägung bei Impfung beachten
Gerade in Hinblick auf die RSV-Impfung Schwangerer sei zunächst ein ganz klares Sicherheitssignal nötig, betonte Brinkmann. Grund für die bisherige Zurückhaltung sind den Fachleuten zufolge offene Fragen zu etwas mehr Frühgeburten in einer der Studien zu den sehr ähnlichen Impfstoffen. Überla sprach zwar von statistisch nicht signifikanten Unterschieden, es könnten zufällige Beobachtungen sein. Aber diese gewisse Unsicherheit mache eine generelle Impfempfehlung für alle Schwangeren zunächst schwierig.
Mit Blick auf ältere Patienten sagte Überla, Direktor des Virologischen Instituts am Uniklinikum Erlangen, dass die Anwendung bei Senioren auf individueller Basis vorstellbar sei, vor allem wenn viele Vorerkrankungen und damit ein großes Risiko vorliegen.
RSV-Verbreitung lange Zeit unterbewertet
Als Risikogruppen gelten bei RSV zum Beispiel Früh- und Neugeborene, Säuglinge, Kinder mit vorerkrankter Lunge, mit Herzfehlern sowie Erwachsene über 65 und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem. Die typische Saison geht von November bis April. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurde die Verbreitung in der Bevölkerung lange Zeit unterbewertet.
Im vergangenen Herbst und Winter hatte es in vielen Ländern eine heftige RSV-Welle gegeben. Betroffen waren viele Kinder, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Bereits im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich starke RSV-Welle gegeben.