Deutschland abgeschlagen im EU-Vergleich
Im EU-Vergleich ist Deutschland das Schlusslicht bei den Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums (5). So ist etwa das Rauchen in öffentlichen Einrichtungen gesetzlich nicht klar verboten, sagte Rüdiger Krech, WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu zählen auch Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Zudem werde das Werbeverbot in Deutschland nur mangelhaft umgesetzt.
Andere europäische Länder sind hier bereits weiter – was unter anderem an der Zahl der aktiven Raucher:innen zu sehen ist. So haben vor allem Großbritannien, Dänemark, Schweden, Irland, die Niederlande und Estland den Anteil der Raucher:innen an ihrer Gesamtbevölkerung in den letzten 15 Jahren deutlicher gesenkt als Deutschland (5). Klarer Spitzenreiter ist Schweden. Das Land könnte die 5%-Marke bereits in diesem Jahr unterschreiten. Damit würde das Land als rauchfrei gelten – und als erster EU-Mitgliedsstaat die ehrgeizigen Pläne der Europäischen Kommission für eine tabakfreie Generation bis 2040 erreichen (2).
Expert:innen fordern weitreichendere Tabakkontrolle und Angebote zur Raucherentwöhnung
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) fordert bereits seit 2021, dass Tabak-Kontrollmaßnahmen im Sinne des jüngst vorgestellten WHO-Reports in Deutschland verstärkt implementiert werden. Das dkfz wies in ihrem damaligen Strategiepapier „Rauchfreies Deutschland 2040“ einen 10-Punkte-Plan auf, der unter anderem Forderungen nach drastisch höheren Tabaksteuern und radikalen Werbeverboten enthielt, aber auch nach erstattungsfähigen Angeboten zur Raucherentwöhnung (5).
Nach Ansicht von Dr. David Crane, CEO und Gründer von Smoke Free, kommen genau die noch zu kurz: „Jedes Jahr versuchen 5,32 Millionen (6) Menschen in Deutschland mit dem Rauchen aufzuhören. Genau hier kann die Unterstützung ansetzen, zum Beispiel mit neuen digitalen Angeboten, die exakt den Forderungen des dkfz und mehrerer medizinischer Fachgesellschaften zur Raucherentwöhnung entsprechen. Daher richtet sich unser Appell an Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenkassen, noch intensiver über die digitalen Möglichkeiten zur Raucherentwöhnung aufzuklären. So kann Deutschland zeitnah einen signifikanten Beitrag zu den Plänen der EU-Kommission und des dkfz leisten.“
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Erschienen am 28.07.2023 • Die Folgen des Rauchens verursachen enorme wirtschaftliche Schäden. Entsprechend sollte der Rauchstopp mehr gefördert werden.
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Raucherentwöhnung: Alle Altersgruppen profitieren
Die Vorteile einer Raucherentwöhnung sind unbestreitbar: So kann etwa das Sterberisiko bei einer Entwöhnung vor dem 30. Lebensjahr um 97% sinken (7). Bei einem Rauchstopp vor dem 40. Geburtstag sind es 90% (7). Selbst bei Raucher:innen über 60 kann eine Entwöhnung das Sterberisiko um mehrere Jahre nach hinten verschieben (8). Auch profitiert diese Altersgruppe von einem gesunkenen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Krebs (8).
Inzwischen bieten digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), deren Wirksamkeit durch Studien belegt und durch das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigt wurde, eine individuelle Begleitung für den dauerhaften Rauchstopp. DiGA – wie Smoke Free – sind erstattungsfähig und können von Ärztinnen bzw. Ärzten sowie Psychotherapeut:innen auf Rezept verschrieben werden.