BMI liefert keine Informationen zur Gesundheit eines Menschen
Derzeit gilt ein BMI von über 30 bei Menschen europäischer Abstammung als Hinweis für
Adipositas. Schon seit längerer Zeit wird kritisiert, dass der Wert kein direktes Maß für Fett ist, dessen Verteilung im Körper nicht widerspiegelt und keine Informationen über Gesundheit und Krankheit auf individueller Ebene liefert. „Sich bei der Diagnose von Fettleibigkeit allein auf den BMI zu verlassen, ist problematisch, da manche Menschen dazu neigen, überschüssiges Fett an der Taille oder in und um ihre Organe wie die Leber, das Herz oder die Muskeln zu speichern“, erklärte Mitautor Robert Eckel von der University of Colorado in Aurora. Das bedeute ein höheres Gesundheitsrisiko als überschüssiges Fett direkt unter der Haut in Armen, Beinen oder in anderen Körperbereichen. Auch hätten Menschen mit überschüssigem Körperfett nicht immer einen BMI, der auf Fettleibigkeit hinweise, sodass ihre Gesundheitsprobleme unbemerkt bleiben könnten.
Neue Möglichkeiten zur Diagnose von Adipositas
Die Expertengruppe empfiehlt daher, statt nur den BMI einen der 3 folgenden Diagnosewege zu nutzen:
- mindestens eine Messung von Taillenumfang, Verhältnis Taille-Hüfte oder Verhältnis Taille-Größe zusätzlich zum BMI,
- mindestens 2 Messungen zu Taillenumfang, Verhältnis Taille-Hüfte oder Verhältnis Taille-Größe unabhängig vom BMI
- oder die direkte Messung des Körperfetts zum Beispiel durch eine Knochendichtemessung unabhängig vom BMI.
Bei Menschen mit einem BMI über 40 könne allerdings ohne weitere Bestätigung von übermäßigem Körperfett ausgegangen werden.
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Erschienen am 06.11.2024 • Bei der Umsetzung des Disease-Management-Programms zu Adipositas bestehen noch große Mängel. Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema!
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Neue Diagnosekategorien: präklinische und klinische Adipositas
Neben den neuen Diagnoserichtlinien schlagen die Expert:innen zudem zwei neue Diagnosekategorien für Adipositas vor: „klinische Adipositas“ für die chronische, mit einer anhaltenden Funktionsstörung von Organen einhergehende Krankheit und „präklinische Adipositas“ für die vorangehende Phase mit Gesundheitsrisiken, aber noch keiner anhaltenden Krankheit. Hintergrund sei unter anderem, dass in beiden Phasen unterschiedliche therapeutische Strategien erforderlich seien. Menschen mit „klinischer Adipositas“ benötigten schnellen Zugang zu Therapien, solche mit „präklinischer Adipositas“ individuelle Strategien für ein vermindertes Risiko für Erkrankungen. Die neue Unterteilung könne eine rationale Zuweisung von Gesundheitsressourcen und eine faire, medizinisch sinnvolle Priorisierung der verfügbaren Behandlungsoptionen erleichtern.
(1) Rubino F. et al. (2025) Definition and diagnostic criteria of clinical obesity, The Lancet Diabetes & Endocrinology, DOI: 10.1016/S2213-8587(24)00316-4