Montag, 6. Januar 2025
Navigation öffnen
Medizin

Chronische Nierenkrankheit in der hausärztlichen Versorgung: Aktualisierung der S3-Leitlinie für verbesserte Empfehlungen

Chronische Nierenkrankheit in der hausärztlichen Versorgung: Aktualisierung der S3-Leitlinie für verbesserte Empfehlungen
© Aliaksandr Marko - stock.adobe.com
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V. (DGfN) hat gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) ihre Leitlinie zur Behandlung von Patient:innen mit chronischer, nicht dialysepflichtiger Nierenkrankheit (CKD) grundlegend aktualisiert (1). Die Leitlinie bezieht sich auf die hausärztliche Versorgung der Betroffenen und hat zum Ziel, die Früherkennung und Behandlung der CKD zu verbessern, um langfristige Gesundheitsrisiken und die Dialysepflichtigkeit zu minimieren.

Neuerungen in Diagnostik und Therapie

Die am 26.11.2024 veröffentlichte überarbeitete S3-Leitlinie enthält aktualisierte Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Die Notwendigkeit der Bestimmung der Albuminurie (Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin, UACR) bei der Diagnosestellung dient nicht nur zur Stadien-Einteilung von Nierenkrankheiten. Sie ist darüber hinaus notwendig, um die Indikation zum Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren zur Progressionsverlangsamung der CKD bei Patient:innen mit Nachweis einer Albuminurie oder eingeschränkten Nierenfunktion zu stellen. Die UACR kann unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht bei der Abschätzung des Risikos zum Nierenversagen mit geeigneten Risikoscores, z.B. KFRE (Kidney Failure Risk Equation), ermittelt werden. Zusätzlich wird in der Leitlinie bei Erstdiagnose eine Sonographie der Nieren empfohlen.

Vorgehen bei Erstdiagnose und etablierter CKD

Bei der Erstdiagnose von CKD definiert die Leitlinie CKD anhand der Nierenfunktion, gemessen als glomeruläre Filtrationsrate (eGFR), oder anhand struktureller Veränderungen und/oder anhand eines erhöhten Albumins/Kreatinin-Verhältnisses im Urin (UACR). Zur Abgrenzung von der akuten Nierenerkrankung (Acute Kidney Disease, AKD) müssen die Veränderungen mindestens 3 Monate bestehen. Bei rascher Progression der CKD, eGFR unter 30 ml/min/1,73 m² oder bei einer eGFR < 60 ml/min/1,73 m² und weiteren Hinweisen auf eine Nierenerkrankung, wird eine Überweisung zum Nephrologen empfohlen.  Genetische Erkrankungen oder Syndrome wie multiple Zystennieren sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Bei gesicherter CKD liegt der Schwerpunkt auf kontinuierlichem Monitoring und angepasster Behandlung, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Chronische Nierenerkrankungen: Neuer Risikofaktor Hypoxie

Erschienen am 15.05.2023Forschende haben Hypoxie als Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen bei einer bestimmten Personengruppe ermittelt. Mehr dazu hier!

Erschienen am 15.05.2023Forschende haben Hypoxie als Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen bei einer bestimmten...

© Crystal light - stock.adobe.com

Prognose und Prävention

Ein zentraler Aspekt der Leitlinie ist die Verbesserung der Risikoeinschätzung für das Fortschreiten der CKD bis hin zum Nierenversagen. Hierzu werden neue Risikoscores empfohlen, die das Alter der Patient:innen berücksichtigen und damit eine individuellere Therapieplanung ermöglichen. Tipp für die hausärztliche Praxis: Ab sofort ist – von der DEGAM und der DGfN ermöglicht – ein deutschsprachiger Online-Rechner ("Kidney Failure Risk Equation") kostenfrei verfügbar, um in der Praxis das Risiko eines nierenersatztherapiepflichtigen Nierenversagens zu berechnen. CKD-Patient:innen haben darüber hinaus ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Es werden daher in der Leitlinie Empfehlungen zur Behandlung mit Statinen und der Indikation von Thrombozytenaggregationshemmern gegeben. Auch enthält die Leitlinie spezifische Impfempfehlungen für CKD-Patienten, die von den allgemeinen Impfempfehlungen für die Bevölkerung abweichen.

Abgestimmte Versorgung

Bei rund 8 bis 10 Millionen Patient:innen in Deutschland mit CKD ist klar, dass die Betroffenen zum größten Teil hausärztlich versorgt werden. Prof. Dr. Jean-François Chenot, Vizepräsident der DEGAM und Direktor der Abteilung für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Greifswald, kommentiert: „Es ist wichtig und richtig, dass sich der Schulterschluss zwischen Hausärzten und Nephrologen mit dieser Leitlinie weiter intensiviert. Davon profitieren alle: Die Versorgung in der hausärztlichen Praxis wird optimiert, um Komplikationen oder Nierenversagen möglichst zu vermeiden. Gleichzeitig wird es einfacher, die Patienten zu ermitteln, die eine gemeinsame Betreuung brauchen.“

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN) & Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Literatur:

(1)  DEGAM Leitlinie: S3 053-048. Versorgung von Patient*innen mit chronischer nicht-nierenersatztherapiepflichtiger Nierenerkrankheit in der Hausarztpraxis - Chronisch eingeschränkte Nierenfunktion in der Hausarztpraxis. Abrufbar unter: https://www.degam.de/leitlinie-s3-053-048 (zuletzt aufgerufen am: 04.12.24)

 



Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"Chronische Nierenkrankheit in der hausärztlichen Versorgung: Aktualisierung der S3-Leitlinie für verbesserte Empfehlungen"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.