Mittwoch, 8. Januar 2025
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Medizin

Embolisation der harten Hirnhautarterie bei chronisch subduralem Hämatom

Embolisation der harten Hirnhautarterie bei chronisch subduralem Hämatom
© SOPONE – stock.adobe.com
Neben der endovaskulären Behandlung des Schlaganfalls (Thrombektomie) ist eine der vielversprechendsten Entwicklungen der letzten Jahre die endovaskuläre Behandlung von chronischen subduralen Hämatomen (cSDH) durch Embolisation der harten Hirnhautarterie. Prof. Dr. Marius Hartmann, Direktor des Institutes für Radiologie Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Darmstadt behandelt cSDH seit 2019 mit großem Erfolg.
„Eine Veröffentlichung der ersten 26 Patienten mit 35 cSDH, 9 davon beidseitig, erfolgte 2021. Bei 75% der Patienten bildete sich das cSDH komplett zurück und bei weiteren 11% kam es zu einer signifikanten Größenreduktion von über 50%. Bei 93% der Patienten war keine erneute Therapie notwendig. Es kam zu keinem Schlaganfall oder behindernden Komplikationen durch die minimalinvasive Embolisation der harten Hirnhautarterie. Mittlerweile haben mehrere große Fallserien und 3 prospektiv randomisierte Studien unsere Erfahrungen bestätigt“, berichtet Prof Hartmann.

Zunahme von cSDH-Erkrankungen vor allem bei Älteren

Das cSDH ist eine typische Erkrankung älterer Menschen. Ursächlich kommt es im Schädelinnern zu einer venösen Blutung aus einer Hirnvene. Mit fortschreitendem Alter steigt die Inzidenz von Herzkreislauferkrankungen. Damit einhergehend werden vermehrt blutverdünnende und gerinnungshemmende Medikamente eingenommen. Gleichzeitig werden Menschen allgemein Dank der zunehmend besser werdenden medizinischen Versorgung und gesünderen Lebensweise immer älter und bleiben mobil. Die Folge ist unter anderem die Zunahme der cSDH. Ab dem 60. Lebensjahr nimmt pro Dezennium die Häufigkeit des cSDH drastisch zu: So liegt sie im 6. Lebensjahrzehnt bei 18 Erkrankten pro 100.000 Menschen und steigt bis zum 8. Lebensjahrzehnt auf 130 Erkrankte pro 100.000. Man geht davon aus, dass bis 2030 die operative Entlastung von cSDH die am häufigsten durchgeführte neurochirurgische Operation sein wird.

Subduralhämatome entstehen durch den Einriss einer Hirnvene

Oft ist es nur ein leichter Kopfanstoß, der nicht einmal erinnerlich sein muss, der zum Einriss einer Hirnvene (Brückenvene) führt. Dadurch entsteht ein Bluterguss zwischen der harten und weichen Hirnhaut an der Hirnoberfläche. In diesem Stadium spricht man von einem akuten Subduralhämatom (SDH). In aller Regel stellt sich die Blutung, da venös, von alleine ein. Je nach Größe der Blutung und der dadurch bedingten Raumforderung kann es zu unterschiedlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl, Lähmung, Schwindel, benommen sein oder Krampfanfall kommen. In besonders schweren Fällen kann sogar eine Bewusstlosigkeit auftreten. Da mit zunehmendem Alter das Hirnvolumen abnimmt, kann ein kleines SDH aber auch ohne belangvolle Raumforderung auch ohne Symptome sein.
 
 

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Die venöse Erkrankung wird zu einer arteriellen Erkrankung

Über Tage bis mehrere Wochen entwickelt sich dann das chronische Subduralhämatom, eine chronisch fortschreitende Flüssigkeitsansammlung aus Blut und proteinreicher Flüssigkeit im durch Hämatommembranen gekammerten Subduralraum. In den Hämtommembranen entsteht ein Gefäßbett aus unreifen Gefäßen, deren Gefäßwände durchlässig und brüchig sind. Dadurch kommt es zu wiederkehrenden Mikroblutungen und zum Austritt proteinreicher Flüssigkeit und damit fortschreitender Größenzunahme des cSDH. Diese unreifen Gefäße der cSDH werden über die äußere harte Hirnhautarterie versorgt. Eine ursprünglich venöse Erkrankung – Einriss einer Hirnvene – ist jetzt zu einer arteriellen Erkrankung geworden. Damit sind die Voraussetzungen für eine transarterielle Katheter gesteuerte Behandlung gegeben.

Embolisation durch arterielle Katheterbehandlung

Diese Eingriffe können in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Über die Leistenarterie oder Unterarmarterie wird ein weicher Katheter in die äußere Halsschlagader und darüber ein Mikrokatheter in die harte Hirnhautarterie gebracht. Über diesen Mikrokatheter werden dann Flüssigkleber oder Mikropartikel injiziert, die das Gefäßnetzwerk aus unreifen Gefäßen verschließen. Damit werden die wiederkehrenden Blutungen gestoppt und das Subduralhämatom bildet sich je nach Größe in den darauffolgenden Tagen und Wochen zurück. Bei beidseitigem SDH kann diese Behandlung in einer Sitzung durchgeführt werden. Bei raumfordernden cSDH, die zu neurologischen Ausfällen führen, ist oft zuerst eine operative Entlastung durch einen neurochirurgischen Eingriff notwendig. Allerdings hat die neurochirurgische OP ein Rezidivrisiko von bis zu 20% und Komplikationen treten in bis zu 28% auf.

Effektive Behandlung der cSDH durch Embolisation der harten Hirnhautarterie

Prof. Dr. Hartmann zieht das Fazit: „Die Embolisation der harten Hirnhautarterie ist sicher und wirksam. Sie verhindert das Wiederauftreten oder Fortschreiten von cSDH und sollte als Ergänzung zu einer neurochirurgischen Behandlung routinemäßig in Betracht gezogen werden. Chronisch subdurale Hämtome, die asymptomtisch sind, aber wiederholt einbluten und an Größe zunehmen, können primär mit Embolisation der harten Hirnhautarterie sicher und effektiv behandelt werden. Die Therapie des cSDH ist immer eine interdisziplinäre Behandlung, die im Neurozentrum des Klinikum Darmstadt durch wöchentliche neurovaskuläre Boards und tägliche Fallkonferenzen in der Akutphase und in der Nachsorge optimal gewährleistet ist.“

Quelle: Klinikum Darmstadt



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