Aortenstenose: Bisher keine medikamentöse Therapie
Die Aortenklappe hat eine wesentliche Funktion: Bei jedem Herzschlag verhindert sie den Rückstrom von Blut in die linke Herzkammer. Mit fortschreitendem Alter kann es hier zu einer Verkalkung und damit Verengung kommen, die Diagnose lautet dann Aortenstenose. Manchmal sind auch jüngere Patient:innen mit einem angeborenen Fehler der Klappe betroffen. Diese wird durch eine Operation oder einen Klappenersatz behoben, bisher gibt es allerdings keine medikamentöse Therapie.
Studie liefert neue Erkenntnisse zur Entstehung der Verkalkung der Aortenklappe
Ein Team von Forscher:innen an der Medizinischen Universität Innsbruck trägt dazu bei, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln. Eine aktuelle Forschungsarbeit (1), bei der auch Daten von 300.000 Patient:innen berücksichtigt wurden, liefert neue Erkenntnisse über die Entstehung der Verkalkung, über mögliche Risikomarker und für die Entwicklung medikamentöser Therapien. Eines der weltweit renommiertesten Fachjournale in der Herzmedizin, Circulation, veröffentlichte nun die Ergebnisse.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Telemedizin in der Kardiologie – Möglichkeiten und Grenzen
Erschienen am 09.03.2023 • Samrtphones, Videosprechstunde, Teletherapie – wie die Digitalisierung die Kardiologie verändert, erfahren Sie bei uns!
Erschienen am 09.03.2023 • Samrtphones, Videosprechstunde, Teletherapie – wie die Digitalisierung die Kardiologie verändert, erfahren...
© metamorworks - stock.adobe.com
Mechanismus zur Virenbekämpfung führt auch zur Verkalkung der Aortenklappe
„Die neuen Einblicke in den Entstehungsmechanismus der Klappenverkalkung sind bedeutend, um diese Erkrankung frühzeitig erkennen und in Zukunft auch medikamentös behandeln zu können. Das ist aktuell noch nicht möglich“, erklärt Can Gollmann-Tepeköylü von der Univ.-Klinik für Herzchirurgie und Erstautor der Circulation-Publikation. Eine große Rolle bei der Entstehung der Aortenstenose spielt ein Rezeptor, der bisher vor allem für seine Aufgabe bei der Virenbekämpfung bekannt war: Der Toll-Like Rezeptor 3 (TLR 3) kommt unter anderem auf der Oberfläche von Zellen des Herzens und von Immunzellen vor und hat zur Aufgabe, Viren zu entdecken. „Allerdings erkennt das menschliche Immunsystem auch körpereigene Schäden und nicht nur Viren, die eindringen“, erklärt Can Gollmann-Tepeköylü. „Durch die hohe mechanische Belastung der Aortenklappe wird das Immunsystem aktiviert und sorgt über eine Entzündungsreaktion für eine Verknöcherung und damit Verstärkung der Aortenklappe. Dieser angeborene Mechanismus wird insbesondere im Alter in Gang gesetzt.“ Ziel der weiteren Forschungsarbeit ist es daher, mit einem Medikament in den Mechanismus rund um den Virenerkenner TLR 3 einzugreifen und eine Verkalkung der Aortenklappe zu verhindern. Verschiedenste Wirkstoffkandidaten werden in aktuell laufenden Studien getestet.
Möglicher Risikomarker für die Entstehung der Aortenstenose entdeckt
Voraussetzung für diese Therapieoption ist die frühzeitige Diagnose – auch hier ist das Forschungsteam einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Durch die Analyse der Daten von rund 300.000 Patient:innen in Kooperation mit der renommierten kanadischen McGill University haben die Forscher:innen Genvarianten entdeckt, die ein wichtiger Risikomarker für die Entstehung einer Aortenstenose sein könnten. „Mit Hilfe dieser Varianten, die wir gefunden haben, könnte es möglich werden, frühzeitig zu erkennen, wer ein hohes Risiko für die Entstehung einer Aortenstenose hat“, erklärt der Herzchirurg und Seniorautor Johannes Holfeld. Damit kann diese in Innsbruck begonnene Forschungsarbeit wichtige Grundlagen für die weitere Therapieentwicklung liefern. Translationale Forschung - die Entwicklung neuer Therapien, die aus Grundlagenerkenntnissen im Forschungslabor entstehen und dann klinisch getestet werden können – ist der Schwerpunkt des Teams um Johannes Holfeld.