Konservative oder operative Therapie bei Divertikulitis?
Die Divertikulose ist in der deutschen Bevölkerung über 70 Jahren weit verbreitet. Am häufigsten kommt diese im Sigma vor. Die Divertikel an sich stellen keine Gefahr dar, können sich aber entzünden und müssen dann behandelt werden. Um Patient:innen eine evidenzbasierte Diagnose und Behandlung zu bieten, wurde nun erstmalig eine S3-Leitlinie zur Divertikulitis veröffentlicht. „Oft stellt sich die Frage, konservativ oder operativ zu therapieren. Die interdisziplinäre Leitlinie gibt Empfehlungen, wann welche Therapieform am besten ist“, erklärt Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis, Leilinienkoordinator der DGVS. Eine unkomplizierte Divertikulitis stellt im Regelfall keine Indikation für eine Operation dar. Anders sei dies bei komplizierten und wiederkehrenden Verläufen. „Betroffene profitieren in diesen Fällen von einer Entfernung des betroffenen Darmabschnitts. So bekommen sie einen großen Teil Lebensqualität wieder zurück“, so Prof. Dr. med. Christoph-Thomas Germer, Leitlinienkoordinator und Klinikdirektor Chirurgie I am Uniklinikum Würzburg. „Die Lebensqualität ist das zentrale Kriterium bei der Indikationsstellung und der entsprechenden Klassifizierung“, erläutert Kruis weiter.
Classification of Diverticular Disease schafft Klarheit bei der Divertikultis-Therapie
Um die Fälle klassifizieren zu können, wurde in der vorausgehenden Sk2-Leitlinie die „Classification of Diverticular Disease“ (CDD) eingeführt, die mittlerweile im klinischen Alltag etabliert ist. Die aktuelle Leitlinie beschreibt die Diskussionen um Definitionen und kommt zu Klärungen. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Klassifikation großen Zuspruch, auch international, erfährt und dass wir damit vielen Kolleg:innen ein Hilfsmittel an die Hand geben konnten“, erläutert Germer. Die Klassifikation hilft ebenfalls bei der Klärung der Versorgungsfrage: Unkomplizierte Verläufe können, bei entsprechender Betreuungsintensität, ambulant versorgt werden. Kompliziertere Verläufe oder wenn die Betreuung intensiver ist, bedürfen der Einweisung in ein Krankenhaus.
Röntgen und Koloskopie bei Divertikulitis unzureichend
Eine klare Absage erhält bei der Klassifikation und somit der Diagnosestellung das Röntgen und die Koloskopie. Genauso wenig reicht die reine Betrachtung der Symptome und des Blutbilds:. „Wir empfehlen Schnittbildverfahren wie die Computertomographie (CT) oder den Ultraschall. Zu betonen ist allerdings, dass es sich hierbei um ergänzende und nicht um konkurrierende Verfahren handelt, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile haben“, erklärt Professor Dr. med. Ludger Leifeld, Koordinator der Leitlinie und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim.
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Litten bisher vor allem ältere Menschen unter einer Divertikulitis, nimmt die Prävalenz auch in jüngeren Bevölkerungsgruppen, also unter 50 Jahren, zu. Gründe hierfür liegen vor allem im westlichen Lebensstil: Mangelnde Bewegung, der Konsum von Genussmitteln und eine fleischhaltige ballaststoffarme Ernährung.