Vorwurf an Kliniken: Behandlung eher nach wirtschaftlichen als medizinischen Kriterien
Deutsche Krankenhäuser stehen seit längerem in der Kritik. Der Vorwurf: Sie behandeln ihre Patient:innen weniger nach medizinischen und mehr nach wirtschaftlichen Kriterien. Der Profit ginge oft vor Patientenwohl. Die in der Infografik gezeigten
Daten vom Statistischen Bundesamt können als Indikator für die Missstände gelesen werden.
Durchschnittliche Klinik-Verweildauer um 25 Prozent gesunken
Demzufolge verkürzt sich die Verweildauer von Patient:innen in Krankenhäusern immer mehr, es gibt immer weniger Betten und vor der
Corona-Pandemie hat sich die Anzahl der Patient:innen immer mehr erhöht. Zugleich ist die Zahl ärztlichen Personals deutlich gestiegen.
Krankenhausreform soll Fallpauschalen weniger wichtig machen
Um diese Missstände zu beheben, hatte
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gestern umfassende Reformvorschläge vorgestellt. Hierzu sollen die heftig kritisierten Fallpauschalen durch eine Tagespauschale ergänzt werden und somit weniger wichtig werden.
Fallpauschalen erhöhen Druck, Behandlungen aufgrund finanzieller Anreize durchzuführen
Seit 2004 rechnen die Kliniken auf Basis diagnosebezogener Fallpauschalen ab – die rot-grüne Koalition hatte diese eingeführt. Ziel war es, die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser zu erhöhen. Die Kritik daran jedoch: Wenn Krankenhäuser mehr Geld machen wollen, müssen sie die Masse erhöhen. Je mehr Patient:innen eine Klinik behandelt, desto mehr Einnahmen erzielt sie. Deshalb sind Ärzt:inne teilweise dazu verführt, eher eine Operation mehr als eine Operation weniger durchzuführen, selbst wenn eine bestimmte Erkrankung vielleicht auch anders hätte behandelt werden können.