Donnerstag, 26. Dezember 2024
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Medizin

Diagnostik, Therapie und Leitlinien der ANCA-assoziierten Vaskulitis

Diagnostik, Therapie und Leitlinien der ANCA-assoziierten Vaskulitis
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Für Patient:innen mit einer ANCA-assoziierten Vaskulitis, einer der schwersten rheumatischen Erkrankungen, haben sich die Therapieoptionen in den letzten Jahren verbessert. Bei diesen seltenen Erkrankungen halten auch Biologika-Therapien Einzug. Diese gelten nicht selten als neuer Therapiestandard. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) trägt den neuen Behandlungsempfehlungen aus den USA Rechnung. Updates der europäischen und deutschen Empfehlungen und Leitlinien sind auf der Basis neuer Ergebnisse aus Therapiestudien in Vorbereitung.
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Was passiert bei einer ANCA-assoziierten Vaskulitis?

Bei der ANCA-assoziierten Vaskulitis, an der in Deutschland wenige Tausend Menschen leiden, greift das Immunsystem im ganzen Körper die kleinen Blutgefäße an. „Bei diesen Erkrankungen führen bestimmte fehlgebildete Antikörper aus der Gruppe der „ANCA“-Autoantikörper zu einer Aktivierung von Abwehrzellen, den neutrophilen Granulozyten, die dann eine Vaskulitis und Schädigung des Gefäßsystems in verschiedenen Organen wie etwa der Niere herbeiführt. Dies wiederum kann die Durchblutung und Funktion lebenswichtiger Organe gefährden, berichtet Prof. Dr. med. Andreas Krause, Präsident der DGRh und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin. „Häufig werden die Nieren angegriffen, aber auch Herz und Lungen, Nervensystem und Magen-Darm-Trakt, Hals, Nase, Ohren, Augen oder die Haut können beteiligt sein.“

Welche Formen der ANCA-assoziierten Vaskulitis gibt es?

Expert:innen unterscheiden 3 Formen von ANCA-assoziierten Vaskulitiden: die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA), die Mikroskopische Polyangiitis (MPA) und die Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA). Allen Formen ist das Auftreten einer Vaskulitis gemeinsam.
 
 

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Wie wird die ANCA-assoziierte Vaskulitis behandelt?

Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis mit Rituximab

Unbehandelt kann ein Krankheitsschub innerhalb weniger Monate zum Tod führen. Therapeutisch werden Glukokortikoide und andere Mittel eingesetzt, die das Immunsystem hemmen, die Patient:innen aber oft anfälliger gegenüber Infektionen machen. Zur Therapie der GPA und MPA wird heute insbesondere das Medikament Rituximab eingesetzt. Dieses Medikament ist ein Biologikum, also ein gentechnisch hergestellter therapeutischer Antikörper, der B-Zellen zerstört. Diese spielen in dem Entzündungsprozess eine entscheidende Rolle. Es wird bei der GPA und MPA eingesetzt, um Krankheitsschübe zu beenden  und neue Schübe zu verhindern.

Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis mit Cyclophosphamid oder Plasmaaustausch

„Auf das früher eingesetzte Zytostatikum Cyclophosphamid, das die Blutbildung im Knochenmark hemmt und zur Unfruchtbarkeit führen kann, kann heute oft verzichtet werden“, so Prof. Krause. Auch ein Plasmaaustausch sei heute nur noch in schweren Ausnahmefällen notwendig, zum Beispiel bei rasch fortschreitenden Nierenschäden trotz medikamentöser Therapie.

Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis mit Mepolizumab

Für die EGPA steht außerdem das im November 2021 neu zugelassene Biologikum Mepolizumab zur Verfügung. Es hemmt das Wachstum einer spezielle Abwehrzellpopulation, den sogenannten eosinophilen Granulozyten, die bei der EGPA eine wichtige Rolle spielen.

Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis mit Avacopan

Um einen für die Patient:innen lebensgefährlichen Krankheitsschub möglichst rasch zu beenden, wurden früher vorübergehend hochdosierte Glukokortikoide eingesetzt. Inzwischen wird eine niedrigere Dosis verwendet, die in einer Studie (PEXIVAS) zu gleich guten Ergebnissen geführt hat. Im Januar dieses Jahres wurde in Europa zudem der Wirkstoff Avacopan zugelassen. Professor Krause erklärt: „Das neue Medikament hemmt die Aktivierung des Komplement-Systems, das an der ANCA-assoziierten Vaskulitis beteiligt ist.“ In einer klinischen Studie (ADVOCATE) hat Avacopan vor allem den Kortisonbedarf für die Remissionsinduktion deutlich gesenkt. Nach Einschätzung des Experten werden die Patient:innen zwar auch in Zukunft nicht ganz ohne Glukokortikoide auskommen, mögliche Nebenwirkungen wie Infektionen und Diabetes könnten jedoch deutlich begrenzt werden.
 
 

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Therapie-Empfehlungen zur Behandlung der ANCA-assoziierten Vaskulitis

Im vergangenen Jahr haben amerikanische Expert:innen neue Empfehlungen zur Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitis formuliert. Diese Empfehlungen wurden jetzt durch ein Team um Prof. Dr. med. Julia Holle vom Rheumazentrum Schleswig-Holstein Mitte in Neumünster in der Zeitschrift für Rheumatologie (2022; 81: 280-285) vorgestellt, „Für die Patient:innen ist der erfolgreiche Einsatz der Biologika und die Senkung der Glukokortikoid-Dosis ein wichtiger Fortschritt“, sagt Holle. Viele Fragen seien jedoch noch offen. So bleibe unklar, wie lange die Erhaltungstherapie im Anschluss an eine Remission dauern muss. Auch hier gehe es darum, die Patient:innen möglichst vor den Nebenwirkungen der Medikamente zu schützen, ohne die Kontrolle über das Erkrankungsgeschehen zu verlieren. „Allerdings berücksichtigen die im Jahr 2021 publizierten amerikanische Empfehlungen nicht die 2022 neu zugelassenen Substanzen wie Avacopan“, erklärt Holle. Es sind also bereits Updates der Therapieempfehlungen und Guidelines erforderlich. An einem Update der europäischen und deutschen Empfehlungen und Leitlinien wird zurzeit gearbeitet.

Quelle: DGRh


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