Kasuistik: gestaute Lymphflüssigkeit
Als die Patientin in die Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie des USZ kam, hatte sie bereits einen langen Leidens- und Behandlungsweg hinter sich. Die 47-jährige Frau litt seit langer Zeit unter quälenden Schmerzen im linken Unterleib, die sich nach körperlicher Aktivität noch verstärkten. Begleitet wurden die Schmerzen von starken Kreislaufstörungen, sodass die Patientin kaum 100 Meter am Stück gehen konnte. Da die Symptome zunahmen, war eine dynamische MR-Lymphangiographie durchgeführt worden, mittels der die Lymphbahnen und Lymphknoten dargestellt werden können. Die Lymphangiographie zeigte eine etwa birnengrosse zystische Erweiterung der linken Beckenlymphgefäße, in der sich immer wieder Lymphflüssigkeit staute. Dies führte zu den massiven Schmerzen und verursachte wahrscheinlich durch eine Beeinflussung des vegetativen Nervensystems neben der Wirbelsäule die Kreislaufbeschwerden.
Fehlbildungen des Lymphsystems: großer Leidensdruck, wenig Therapiemöglichkeiten
Solche Erkrankungen am zentralen Lymphsystem sind selten, für Betroffene jedoch schwerwiegend, weil sie deren Lebensqualität stark beeinträchtigen. Angeborene Fehlbildungen des Lymphsystems kommen auch typischerweise bei Säuglingen und Kindern vor, was zu massiven Problemen wie chronischen Ergüssen um die Lunge und im Bauch mit Proteinverlust sowie
ausgedehnten Lymphödemen führt. Die Behandlung beschränkt sich jedoch häufig auf die medikamentöse Therapie und eine spezielle Diät, um den Lymphfluss zu reduzieren, bei Leckagen wird versucht, diese zu veröden.
Operativ behandelt werden diese Lymphgefäßfehlbildungen selten, weil das Operationsgebiet tief im Körperinneren schwer erreichbar ist und die Lymphgefäße teilweise nur 0,5-1 mm groß sind. Der Versuch in einem anderen Spital, die Erweiterung zu veröden, war bei der Patientin denn auch gescheitert.
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Erschienen am 27.03.2019 • Die Differentialdiagnostik und Therapie bei Lymphödem und Lipödem gestaltet sich schwierig – Lesen Sie mehr auf www.journalmed.de!
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Robotisches Operationssystem Symani zur Behandlung von gestauter Lymphflüssigkeit
Nach eingehenden Abklärungen bei den Spezialist:innen mehrerer Fachbereiche wurde ein weiterer Versuch der Verödung verworfen, weil die Gefahr bestand, dabei auch die Lymphgefäße zu verschließen, die in die Erweiterung führten. „Dies hätte zur Folge gehabt, dass sich bei der Patientin ein Lymphstau der unteren Körperhälfte hätte entwickeln können“, so Nicole Lindenblatt, stellvertretende Direktorin der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie und Spezialistin für mikro- und supermikrochirurgische Eingriffe. Stattdessen schlug das Behandlungsteam um Nicole Lindenblatt der Patientin einen rekonstruktiven mikrochirurgischen Eingriff vor, bei dem eine neue Verbindung zwischen der Erweiterung und der linken Ovarialvene gelegt wird, worüber die Lymphflüssigkeit wieder in das zentrale Venensystem abfliessen kann. Die Patientin entschied sich für die Operation. Die Planung des Eingriffs erfolgte zusammen mit einem etablierten Behandlungsteam aus Fachspezialistinnen und -spezialisten der Viszeralchirurgie und der Interventionellen Radiologie am USZ.
Weltweit erster Einsatz eines mikrochirurgischen Systems behebt Schmerzen durch gestaute Lymphflüssigkeit
Die Operation wurde mittels des robotischen Operationssystems Symani durchgeführt. Das mikrochirurgische System kann dabei zum ersten Mal weltweit bei einem Eingriff am zentralen Lymphsystem eines Menschen zum Einsatz. Und der mikrochirurgische Eingriff gelang. Fast unmittelbar nach der Operation verschwanden die Schmerzen der Patientin. Drei Monate nach der Operation spürte sie kaum Symptome mehr und hatte sich so gut erholt, dass sie problemlos mehrere Stunden ohne Schwäche oder Kreislaufreaktionen gehen konnte und im Alltag nicht mehr eingeschränkt war.