Montag, 8. Juli 2024
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Medizin

HIV: Abstammung entscheidet über die Infektionsfähigkeit

HIV: Abstammung entscheidet über die Infektionsfähigkeit
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Forschende haben herausgefunden, dass die Art der Zellen, in denen ein Virus entsteht, die Infektionsfähigkeit des Virus beeinflussen kann. Die Herkunftszellen beeinflussen auch die Widerstandsfähigkeit gegen Antikörper sowie gegen Lektine, Zucker-bindende Proteine mit potentiell therapeutischem Nutzen. Das Forschungsteam hat in Zellkulturversuchen mit dem SI-Virus – einem Modellvirus für HIV – eine mögliche Erklärung für die unterschiedlich starke Infektiösität und Resistenz der Viren gefunden. Das könnte zur Entwicklung von besseren Behandlungsmethoden von HIV führen.

Widerstandsfähigkeit von Viren hängt von der Herkunftszelle ab

In Zellkulturversuchen mit dem SI-Virus konnten die Wissenschaftler:innen zeigen, dass die Widerstandsfähigkeit von Viren gegen Lektine und Antikörper maßgeblich durch den Typ der Herkunftszellen beeinflusst wird (1). Diese Beobachtung lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass je nach Zelltyp die aus Zuckern bestehende Schutzhülle des viralen Hüllproteins unterschiedlich zusammengesetzt wird. Das Hüllprotein von HIV ist absolut essentiell für die Bindung und Fusion des Virus an bisher uninfizierte Zellen. 

Unterschiedliche Glykan-Zusammensetzung auf verschiedenen HIV-Herkunftszellen

Glykane sitzen auf dem Hüllprotein des Virus und schützen das Virus vor der Erkennung durch das Immunsystems. Die exakte molekulare Zusammensetzung der Glykane durch die wichtigen Virusproduzentenzellen, Makrophagen und CD4+ T-Zellen, war bisher unbekannt. Das Forschungsteam um Jun.-Prof. Dr. Christina Karsten vom Institut für die Erforschung von HIV und AIDS-assoziierten Erkrankungen am Universitätsklinikum Essen und der Universitätsmedizin Essen konnte nun zeigen, dass die Zuckerstrukturen in unterschiedlichen Mengen eingebaut werden. Eine Erkenntnis ist, dass das variierende Erscheinungsbild abhängig davon ist, aus welcher Art von Zellen das SI-Virus stammt. SIV kann, ähnlich wie HIV, sowohl CD4+ T-Zellen als auch Makrophagen befallen und sich in diesen vermehren.

Viren aus Makrophagen zeigen eine höhere Infektionsfähigkeit

„Viren, die sich in den Makrophagen entwickelt haben, zeigten beispielsweise eine höhere Infektionsfähigkeit“, so Jun.-Prof. Dr. Christina Karsten. „Viren, die aus den CD4+ T-Zellen stammen, waren empfindlicher gegenüber bestimmten Lektinen, während das Virus aus Makrophagen leichter durch Antikörper enthaltende Seren neutralisiert werden konnte.“  
 
Die Forschenden hoffen, dass ihre neu gewonnenen Erkenntnisse zur Entwicklung neuer HIV-Therapien beitragen können.
 
 

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Quelle: Universität Duisburg-Essen

Literatur:

(1) Karsten C.B. et al. Macrophage- and CD4+ T cell-derived SIV differ in glycosylation, infectivity and neutralization sensitivity, PLOS Pathogens 2024, abrufbar unter: https://journals.plos.org/plospathogens/article?id=10.1371/journal.ppat.1012190, letzter Zugriff: 04.07.2024.



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