Donnerstag, 30. Januar 2025
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Medizin

Impfschutz bei MS-Patient:innen besorgniserregend niedrig

Impfschutz bei MS-Patient:innen besorgniserregend niedrig
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Obwohl eine besondere Gefahr für Infektionen besteht, sind Patient:innen mit Multipler Sklerose (MS) häufig nicht entsprechend der Fachempfehlungen geimpft. Eine jetzt veröffentlichte Beobachtungsstudie identifiziert die Zurückhaltung der behandelnden Hausarztpraxen als einen Grund dafür und empfiehlt die Einrichtung von MS-Impfzentren.

Erweiterter Impfschutz bei Multipler Sklerose empfohlen

In der Studie des Universitätsklinikums Jena wurde untersucht, wie diese Empfehlungen bei Patient:innen mit Multipler Sklerose umgesetzt werden. In Deutschland gibt es etwa 250.000 Betroffene. Sie werden in der Regel in spezialisierten MS-Zentren oder neurologischen Praxen behandelt. Dafür stehen je nach Erkrankungsphase über 20 verschiedene Therapien und Wirkstoffe zur Verfügung, die unterschiedlich stark in das Immunsystem eingreifen. Neben den allgemein empfohlenen Standardimpfungen sollten MS-Erkrankte auch mit Impfungen speziell für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem geimpft sein. Die Immunisierung sollte möglichst vor der Einleitung einer Immuntherapie erfolgen.

MS-Patient:innen häufig nicht ausreichend geimpft

Die Beobachtungsstudie erfasste in 6 spezialisierten MS-Behandlungszentren in unterschiedlichen Regionen in Deutschland den Impfstatus von knapp 400 Patient:innen, ihren Informationsstand und ihre Einstellung zum Impfen. Befragt wurden auch die behandelnden Hausärzt:innen, die die Impfungen durchführen. Im Ergebnis hatten MS-Erkrankte nur gut die Hälfte der empfohlenen Standardimpfungen. In einer altersangepassten gesunden Vergleichsgruppe lag die Impfrate sogar leicht höher. Weniger als jeder 5. MS-Erkrankte war ausreichend gegen Gürtelrose, Grippe oder andere Atemwegserkrankungen geimpft. Das galt auch für MS-Patient:innen mit hochwirksamen immunsupprimierenden Medikamenten. Bezüglich ihrer Einstellung zum Impfen unterschieden sich die Gruppen nicht, nur wenige zeigten eine skeptische Haltung.
 
 

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Keine Hinweise auf negative Auswirkungen von Impfungen bei MS

Anders sah es bei den 109 an der Studie teilnehmenden Hausarztpraxen aus: 82% gaben an, dass sie wegen möglicher Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten Bedenken haben, ihre MS-Patient:innen zu impfen. Diese Unsicherheit ist nachvollziehbar, da jede Hausarztpraxis im Durchschnitt nur weniger als 10 MS-Patient:innen betreut.  „Wir hören sowohl von Hausärzten als auch von Patienten immer wieder Befürchtungen, dass Impfungen Schübe auslösen oder den Verlauf der MS verschlechtern könnten“, so der Studienleiter PD Dr. Florian Rakers. „Dafür gibt es keinerlei Belege. Dass Infektionen die MS negativ beeinflussen können, ist dagegen gesichert.“ Der Neurologe schlägt deshalb vor, einige MS-Behandlungszentren als spezialisierten Impfzentren zu etablieren. Das könne dazu beitragen, dass Patientinnen und Patienten die leitliniengerechte Versorgung erhalten.

Quelle: Universitätsklinikum Jena

Literatur:

(1) Schade P. et al. (2025) Vaccination coverage and its determinants in patients with multiple sclerosis—a multicenter cross-sectional study. Ther Adv Neurol Disord. 2025, DOI: 10.1177/175628642413098.



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