Niedrige Pneumokokken-Impfquoten besonders bei immungeschwächten Risikopatient:innen
Die
Impfbereitschaft ist in Deutschland grundsätzlich hoch – so ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Demnach würden sich fast 80% der Befragten derzeit in einer Arztpraxis mit relevanten Schutzimpfungen immunisieren lassen. Allerdings besteht Aufklärungsbedarf – beispielsweise kennt gerade einmal die Hälfte der Befragten, die sich mit Immunschwäche beschäftigen, die
Impfung gegen Pneumokokken. Dies spiegelt sich auch in den niedrigen Impfquoten bei immungeschwächten Risikopatient:innen wider: Lediglich 6% von ihnen waren innerhalb von 2 Jahren nach Diagnosestellung gegen Pneumokokken geimpft (2). Viele immungeschwächte Risikopatient:innen bleiben also ungeschützt, obwohl jedes Jahr in Deutschland mehrere hunderttausend Personen aufgrund ambulant erworbener Pneumonien (CAP) stationär behandelt werden müssen. Als häufigster Auslöser sind Pneumokokken für 30-50% der Fälle verantwortlich. Knapp 13% der CAP-Patient:innen versterben noch im Krankenhaus (3). Die Impfung gegen Pneumokokken könnte einen Teil dieser Fälle verhindern.
Pneumokokken-Infektion: Hohes Risiko für ältere Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Immundefekten
Wie schwer eine Pneumokokken-Infektion verläuft, ist unter anderem eine Frage des Alters und etwaiger Grunderkrankungen. Besonders hoch ist das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei Menschen ab dem 60. Lebensjahr, weshalb Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Rundschreiben diese Personengruppe zur Impfung gegen Grippe und Pneumokokken auffordert (4). Auch Patient:innen mit chronischen Grunderkrankungen und erworbenen oder angeborenen Immundefekten zählen – altersunabhängig – zur Risikogruppe. Gründe für eine Immunschwäche können Erkrankungen wie Krebs,
chronische Niereninsuffizienz, eine HIV-Infektion oder eine immunsuppressive Therapie, z. B. bei Psoriasis,
Rheuma und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sein (1).
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Umfrage: Hälfte der Erwachsenen tendiert zu neuer Corona-Impfung
Erschienen am 15.09.2022 • Der neu zugelassene Corona-Impfstoff gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5, wird für Menschen ab 12 Jahren als Auffrischung empfohlen.
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STIKO-Empfehlung: Sequenzielle Pneumokokken-Impfung bei Patient:innen mit Immundefekten
Laut STIKO-Empfehlung sollen immungeschwächte Risikopatient:innen sequenziell geimpft werden, um von der möglicherweise besseren Immunogenität des Konjugatimpfstoffs zu profitieren (5). Zu beachten ist, dass bei den über 60-jährigen immungeschwächten Risikopatient:innen das sequenzielle Impfschema eine Abweichung von der Standardempfehlung für diese Altersgruppe darstellt (1). Daher ist es besonders wichtig, dass Ärzt:innen bei ihren Patient:innen ab 60 Jahren bei der Pneumokokken-Impfung auch eventuelle Komorbiditäten im Blick haben, damit sie ihre besonders gefährdeten Risikopatient:innen für den Herbst und Winter STIKO-konform impfen.
Impfungen gegen Krankheiten wie Pneumokokken und Influenza entlasten das Gesundheitssystem
Gerade in der kalten Jahreszeit führen zum Beispiel Influenza und Pneumokokken-Erkrankungen zu Arbeitsausfällen und mitunter langwierigen Krankenhausaufenthalten. Impfungen gegen diese Krankheiten können nicht nur die Geimpften schützen, sondern tragen gleichzeitig auch zu einer Entlastung des Gesundheitssystems bei – was vor dem Hintergrund der andauernden
COVID-19-Pandemie ebenfalls ein wichtiger Faktor ist.
Impfberatung als Mittel zur Erhöhung der Impfquoten
Daher sollten Ärzt:innen gerade jetzt jeden Kontakt zu ihren Patient:innen nutzen und aktiv das Impfberatungsgespräch suchen, um die Impfquoten zu erhöhen. Unterstützen können dabei auch die medizinischen Fachangestellten, indem sie Patient:innen bitten, zu Terminen den Impfpass mitzubringen, und den Impfstatus überprüfen. Ein guter Anlass sind zum Beispiel die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei immungeschwächten Risikopatient:innen sowie die
Auffrischungsimpfung gegen COVID-19 oder die jährliche Grippeschutzimpfung.