Säuglinge erfassen neue soziale Regeln sehr schnell
"Wir konnten erstmals nachweisen, dass Säuglinge schon im ersten Lebensjahr wissen, dass man sich so verhalten sollte, wie es andere in einer Gruppe tun. Dies war auch der Fall, wenn in der Gruppe eine ganz neue Handlung gezeigt wurde, die die Kleinen zuvor nur 2 Mal beobachten konnten", beschreibt Erstautor Professor Dr. Moritz Köster die Befunde. "Wir waren selbst davon überrascht, wie schnell Säuglinge neue soziale Regeln erfassen. Das ist deutlich früher als man dies bisher angenommen hat", so der Wissenschaftler:innen.
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Kurze Komikfilme zur Erforschung des Verständnisses von
Um das Verständnis von sozialen Normen im Säuglingsalter zu erforschen, kreierten die Wissenschaftler:innen kurze Komikfilme, in denen 2 kleine Männchen eine neue Handlung ausführten (z.B. 2 Bälle aneinanderschlagen). Nun kam ein drittes Männchen in die Szene, welches entweder dieselbe Handlung ausführte oder etwas komplett anderes machte (z.B. die Bälle in die Höhe werfen). Wenn das dritte Männchen sich nun zu den anderen 2 Männchen gesellen wollte, reagierten diese entweder freundlich und nahmen das Männchen in die Gruppe auf oder sie reagierten mit Ablehnung und wandten sich von dem dritten Männchen ab.
Pupillenerweiterung zur Erfassung des Gefühls von Überraschung
Die Wissenschaftler:innen maßen nun die Pupillenweite als ein Indiz dafür, ob die Säuglinge überrascht waren. Sie fanden heraus, dass sich bereits 11 Monate alte Babys wunderten, also sich ihre Pupillen weiteten, wenn die Reaktion der Gruppe nicht stimmig war, wenn also ein abweichendes Verhalten des dritten Männchens positiv bewertet wurde - oder wenn ein konformes Verhalten mit der Gruppe trotzdem zum Ausschluss aus der Gruppe führte.
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Bewertung Dritter im Umgang mit sozialen Normen als natürliche menschliche Verhaltensweise
"Ein ganz wesentliches Merkmal sozialer Normen ist, dass wir uns nicht nur so Verhalten, wie es andere tun, dies tun ja viele Tierarten mit ihren ganz natürlichen Verhaltensweisen, sondern dass wir andere auch danach bewerten, ob sie sich an Regeln halten oder nicht", erläutert Moritz Köster. "Dies kann im Prinzip jedes beliebige Verhalten sein, die Regel erfüllt somit einen Selbstzweck, nämlich anderen zu signalisieren, dass man zu einer Gruppe dazu gehört." Es sei schon beachtlich, dass Babys dies verstehen, bevor sie die Regeln selbst ausdrücken oder die gezeigten Handlungen kompetent ausführen können, sagt der Autor der Studie.
Nach Meinung der Regensburger Wissenschaftler:innen handelt es sich vermutlich um einen ganz grundlegenden menschlichen Prozess: eine Art sozialer Kompass, der es schon Säuglingen erlaubt, ihre soziale Umwelt zu ordnen und sich in dieser zurecht zu finden.