Immer weniger Spitzenforschung in Deutschland – vor allem die Patient:innen leiden darunter
Die Forschung hat einen enormen Stellenwert hinsichtlich der Innovationen in der Medizin und dennoch wird vor allem die Spitzenforschung in Deutschland kaum noch betrieben, wie Prof. Dr. Wolfgang Schütte, Ärztlicher Direktor und Chefarzt in Halle-Dölau, berichtete. Dies ist vor allem für Patient:innen, die eine lebensbedrohliche Erkrankung haben, von großem Nachteil, da durch Spitzenforschung auch innovative Behandlungskonzepte aufgrund von Studien erfolgen könnten. Eine optimale Versorgung der schwer Erkrankten ist dadurch nicht mehr möglich. „Deutschland wird bei den Studien immer mehr abgehängt“, so der Wissenschaftler.
Bürokratie und Ethikkommission bremsen die Entwicklung aus
Im Jahr 2015 war Deutschland nach den USA das Land mit den zweitmeisten klinischen Studien. Seitdem hat sich die Situation jedoch verändert, und Deutschland ist auf den 7. Platz zurückgefallen. Spanien und Frankreich haben Deutschland sogar von den vorderen Plätzen verdrängt, was eine sehr bedenkliche Entwicklung ist, wie Schütte feststellte. Gründe dafür sind sicherlich die Bürokratie bei der Zulassung einer Studie, die einen immensen Aufwand erfordert. Hinzu kommt die Ethikkommission, die häufig die Entwicklung hemmt und auch der
Datenschutz spielt dabei eine relevante Rolle. Als eine Erleichterung hinsichtlich der Bürokratie wären Musterverträge zu empfehlen, so Schütte. Um wieder in der Forschung an die Weltspitze anschliessen zu können, sind deshalb unbedingt innovationsoffenere Strukturen erforderlich und zwar von der industriellen über die akademische Forschung bis zur Translation der Resultate in die tägliche Versorgung der Patient:innen.
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AMNOG muss reformiert werden
Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), das bereits 2011 eingeführt wurde und bis heute keine Weiterentwicklung erfahren hat, muss dringend reformiert werden, so Friedrich Fichtner, Roche Pharma AG. Es ist unbedingt erforderlich, dass dem Fortschritt in der Medizin und den Innovationen mehr Beachtung entgegengebracht wird und dies ist mit dem jetzigen AMNOG nicht realisierbar. Es kommt immer wieder vor, dass innovative Arzneimittel, die den Patient:innen einen hohen Nutzen bringen könnten, an den Evidenzkriterien der AMNOG scheitern. Dies kann besonders in der Onkologie fatal sein.
Quelle: Pressedinner „Innovationen unter Druck: Haben Spitzenforschung & Spitzenmedizin eine Zukunft?“, 27. Juni 2024; Veranstalter Roche Pharma