Typ-1-Diabetes: Immer mehr Kinder und Jugendliche sind betroffen
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die vor allem in westlichen Industrieländern, darunter auch in Deutschland, zunimmt: Derzeit leben 4 von 1000 Kindern und Jugendlichen hierzulande damit. Expert:innen schätzen, dass sich die Zahl bis 2040 verdoppeln wird. Bereits jetzt ist Typ-1-Diabetes die häufigste chronische Stoffwechselerkrankung bei jungen Menschen bis 20 Jahre.
Die Diagnose Typ-1-Diabetes verändert das Leben der Betroffenen massiv
„Typ-1-Diabetes ist nicht heilbar, lässt sich aber mit den modernen Methoden der Insulintherapie gut behandeln“, sagt Prof. Dr. Andreas Neu, Präsident der DDG und Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik Tübingen. „Dennoch bleibt für die Betroffenen die Belastung durch eine chronische Erkrankung. Nicht nur für die Erkrankten selbst, auch für deren Familien verändert sich mit der Diagnose das Leben oft massiv.“
Antikörperscreening kann eine künftige Diabetes-Erkrankung bei Kindern identifizieren
In den letzten Jahren habe die Diagnostik, aber auch die Therapie des Typ-1-Diabetes bedeutende Fortschritte gemacht, erläutert Neu. Auch eine Früherkennung ist mittlerweile möglich: „Durch ein in Studien bereits durchgeführtes Antikörperscreening besteht die Möglichkeit, bei Kindern ein künftiges Erkrankungsrisiko zu identifizieren, lange bevor erste Symptome auftreten und die Krankheit ausbricht. Seit Kurzem in den USA zugelassen und in Europa beantragt ist die Gabe des monoklonalen Antikörpers Teplizumab, der in Studien die Manifestation der Erkrankung nicht verhindern, aber um einige Jahre verzögern konnte.“ Doch welchen Nutzen die Früherkennung für die betroffenen Kinder und deren Familien tatsächlich hat und ob ein Screening auf Typ-1-Diabetes wirklich sinnvoll sein könnte, sei derzeit unklar.
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Erschienen am 12.05.2023 • Durch den Pflegenotstand mangelt es an diabetologischer Nachqualifikation durch Fort- und Weiterbildung. Lesen Sie hier mehr zu diesem Thema!
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Früherkennung wirft viele ethische und medizinische Fragen auf
„Dazu müssen noch viele offene Fragen geklärt werden – sowohl medizinische als auch ethische“, betont der Kinderdiabetologe. „So beispielsweise, wie treffsicher das Screening tatsächlich ist und wie mit falsch positiven Befunden von Betroffenen umgegangen wird, die dann mit der Belastung eines nicht vorhandenen Risikos leben. Zum anderen sollte nicht unterschätzt werden, dass das Wissen um eine künftige Erkrankung schon im Vorfeld ihrer Entstehung eine jahrelange Bürde sein kann. Und ist der Einsatz von Teplizumab zur Krankheitsverzögerung ein Gewinn, wenn wir dafür den Einsatz einer Immunintervention mit möglichen Nebenwirkungen bei einem noch gesunden Kind in Kauf nehmen müssen? Ist eine Intervention gerechtfertigt bei einer heute gut behandelbaren Erkrankung und modernen Therapie-Optionen, die in vielen Bereichen ein nahezu normales Leben ermöglichen?“ Besonders die ethischen Aspekte müssten intensiv diskutiert werden.
Typ-1-Diabetes wird häufig erst mit der diabetischen Ketoazidose erkannt
Klar ist, dass der Typ-1-Diabetes bei vielen Kindern und Jugendlichen immer noch zu spät erkannt wird – häufig erst mit einer schweren Stoffwechselentgleisung, der diabetischen Ketoazidose (DKA). „Hier ist unverzichtbar, die Aufklärung von Eltern, aber auch bei Kita- und Schulpersonal zu verbessern, wie wir es mit der Kampagne zur Früherkennung des Typ-1-Diabetes machen“, sagt Neu.
Das Symposium „Typ-1-Diabetes-Screening: Chancen, Nutzen, Risiken“ findet am Donnerstag, den
18. Mai 2023, von
10.30 Uhr bis 12.00 Uhr in Raum A2 im CityCube Berlin statt und wird auch live gestreamt.
Veranstaltung zu diesem Thema:
57. Diabetes Kongress
Präsenzveranstaltung • Hier finden Sie alle relevanten Informationen sowie den Link zur Anmeldung für den 57. Diabetes Kongress!
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