Ein Großteil der Bissverletzungen wird von Hunden und Katzen verursacht. Andere Bissverletzungen durch Menschen, Pferde, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Hamster, Mäuse oder Schlangen kommen deutlich seltener vor. Kinder sind dabei häufiger betroffen als Erwachsene. „Kinder empfinden das Tier oft als Spielkameraden. Zudem neigen sie eher zu plötzlichen Bewegungen, die das Tier erschrecken. Die Verletzungen betreffen vor allem die Arme und das Gesicht“, sagt Prof. Dr. Dr. Peter Schmittenbecher, Leiter der DGU-Sektion Kindertraumatologie. Die meisten Bisse lassen sich jedoch durch den richtigen Umgang mit den Tieren vermeiden: Häufig beißt das Tier zu, weil es erschreckt, geärgert oder beim Fressen gestört wurde.
Bei allen Bissverletzungen, egal an welcher Stelle, kann es zu Wundinfektionen kommen. Schon 12 bis 24 Stunden nach dem Biss kann sich eine Entzündung bemerkbar machen. Anzeichen sind Rötungen, Schwellungen, eitrige Absonderungen und klopfende Schmerzen. Allgemein können Unwohlsein und Fieber auf eine sich ausbreitende, systemische Infektion hinweisen. „Im Speichel der Tiere befinden sich zahlreiche und gefährliche Bakterien. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die Bisse schnell entzünden“, sagt Raschke, der als Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster arbeitet. Besonders gefährlich sind Katzenbisse. Katzen haben sehr spitze Schneidezähne, die tief in das Gewebe eindringen. Bakterien gelangen dadurch in die Tiefe bis auf Sehnenscheidenhöhe, Gelenke oder Knochen. „Die wahre Verletzungstiefe wird oftmals unterschätzt. Einige Beschwerden können sich innerhalb von Stunden so dramatisch verschlechtern, dass umgehend operiert werden muss. Nur durch sofortiges Handeln können schwere und zum Teil lebensbedrohliche Folgeschäden vermieden werden“, erklärt Raschke
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Um eine Infektion zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Arzt die frische Wunde sieht, reinigt und desinfiziert: Meist erfolgt eine Wundspülung, um die Krankheitserreger aus dem Bisskanal zu spülen. Im Bedarfsfall wird zusätzlich antibiotisch behandelt. Der Impfstatus wird kontrolliert: Ist die letzte Tetanus-Impfung gegen Wundstarrkrampf länger als 10 Jahre her oder nicht klar, wann zuletzt geimpft wurde, ist eine Auffrischung direkt nach der Verletzung notwendig. Ein Tollwutverdacht wird abgeklärt. „Kinder mit Bissverletzungen werden in der Regel stationär aufgenommen und mit einer intravenösen Antibiotikagabe behandelt“, erklärt Schmittenbecher, der als Direktor der Kinderchirurgischen Klinik am Klinikum Karlsruhe arbeitet.
Bei großen Bisswunden kann auch eine Operation notwendig werden: Dabei entfernt der Operateur geschädigtes oder abgestorbenes Gewebe. Fehlt zu viel Haut, kann aus einem gesunden Bereich, beispielsweise von Bein, Rücken oder Bauch, Haut entnommen und verpflanzt werden. Mit modernen plastisch chirurgischen Verfahren können Weichteile gedeckt, die Funktionsfähigkeit der verletzten Region erhalten bzw. wiederhergestellt werden und auch hervorragende kosmetische Ergebnisse erzielt werden – dies ist vor allem im Gesichtsbereich von großer Bedeutung für die Betroffenen. „Aber auch kleine Wunden müssen gelegentlich operativ revidiert werden, wenn Keime in der Tiefe arbeiten und kein Wundabfluss gegeben ist“, sagt Schmittenbecher.
Unfallchirurgen geben wichtige Tipps, was im Falle eines Bisses zu tun ist:
- Nach einer Bissverletzung sofort den Arzt aufsuchen.
- Impfpass zur Impfstatus-Kontrolle mit zum Arzt nehmen.
- Sowohl unmittelbar nach der Bissverletzung, aber auch nach Tagen kann sich eine Wunde noch entzünden. Daher sollte die Stelle intensiv im Hinblick auf Entzündungszeichen beobachtet werden und der Arztbesuch ggf. wiederholt werden.