Carsten Frederik Buchert, Director Marketing & Communications, Felix Burda Stiftung
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Und trotzdem: Nicht jeder nutzt diese Chancen.
Die Gesundheits-Typologie spricht hier neben den Gesundheitsbewussten von zwei weiteren Gruppen – den Unentschlossenen und den Desinteressierten bzw. Verweigerern.
Kaum verwunderlich, dass sich in den beiden letzten Gruppen überproportional viele Menschen befinden, mit denen es das Leben nicht so besonders gut gemeint hat. Sozioökonomisch betrachtet! Sie haben deshalb unter anderem einen problematischeren Lebensstil, der sich wiederum negativ auf ihren Gesundheitsstatus auswirkt.
Eigentlich also, wären es genau diese Menschen, die Präventionsleistungen am nötigsten hätten. Genau sie wären es, die priorisiert über das „Warum?“ und das „Wie?“ von Präventionsmaßnahmen aufgeklärt werden müssten – sprich, sie müssten eigentlich mehr tun, um gesund zu bleiben.
Aber: Diese Aufklärung erfolgt nur selten über ein persönliches Gespräch mit einem Arzt.
Und selbst wenn, liegt hier schon das erste Problem: Mehr als die Hälfte der Deutschen hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen – so schreibt es die frisch erschienene Broschüre „Gesundheitskompetenz“ des Bundministeriums für Justiz und Verbraucherschutz. 54,3% der deutschen Bevölkerung fällt es schwer, mit Gesundheitsinformationen umzugehen. Sie sind überfordert, wenn es darum geht Informationen einzuordnen und Handlungen für sich abzuleiten.
Ein ausführliches Arztgespräch, das die jeweilige Health Literacy berücksichtigt und Feedbackmechanismen implementiert, wäre hier sehr zielführend. Aber halt! Die „Verweigerer“ gehen ja nicht zum Arzt. Sie sind – wenn überhaupt – über Werbung, persönliche Ansprachen und redaktionelle Beiträge erreichbar.
Und hier kommen wir zum Hauptproblem.
Denn 7,5 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18-64 Jahren, sind funktionale Analphabeten, wie die leo.-level one Studie der Universität Hamburg gezeigt hat. Ihnen misslingt auch das Lesen und Verstehen schriftlicher Arbeitsanweisungen.
Weitere 13,3 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe können nur sehr langsam lesen und schreiben und ihre Schriftsprache ist auch bei gebräuchlichem Wortschatz fehlerhaft.
Dies sind in Summe also rund 40% der Erwachsenen, die teils massive Kompetenzprobleme im Lesen und Schreiben haben.
Eine entsetzlich hohe Zahl!
Und trotzdem: Auch diese Menschen werden mit Infoflyern, Gesundheitsbroschüren und Empfehlungen ihrer Krankenkasse „bombardiert“. Vielleicht sogar auch noch im Rahmen eines organisierten Einladungsverfahrens zum Screening auf Brust- oder Darmkrebs.
Ihre persönliche Lage, ihre Kompetenz mit diesen Dingen umzugehen, wird nicht berücksichtigt.
Dieses „Gießkannenprinzip“ führt dann dazu, dass gerade diejenigen, die am meisten zur Erhaltung ihrer Gesundheit motiviert werden müssten, diejenigen sind, die am wenigsten von Präventionsprogrammen profitieren.
Absurd!
Und ungerecht.
Felix Burda Stiftung
Literatur:
Broschüre „Gesundheitskompetenz“:
http://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/Artikel/01252017_Broschuere_Gesundheitskompetenz.pdf;jsessionid=2F380AB46C13319D071BAA3BD120C730.1_cid297?__blob=publicationFile&v=1
leo.-level one Studie: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/
Robert Koch Institut „Welche Faktoren beeinflussen Gesundheit?“ http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsGiD/2015/03_gesundheit_in_deutschland.pdf?__blob=publicationFile
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