Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die häufigste Todesursache weltweit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in den westlichen Industrienationen wahre Volkskrankheiten. Von arteriosklerotischen Veränderungen der Blutgefäße sind allein in Deutschland Millionen von Menschen betroffen; je nach Lage der verengten Gefäße drohen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, die in ihrer schwersten Ausprägung die Amputation von Gliedmaßen erforderlich machen kann. „
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit“, sagt Prof. Dr. Jörg Heckenkamp, Direktor des Zentrums für Gefäßmedizin am Marienhospital Osnabrück und Präsident der DGG. Viele dieser Schicksale wären vermeidbar, wenn auf gesunde Ernährung im Alltag geachtet würde.
Gesunde Ernährung für gesunde Gefäße: Wenig Fleisch, Fisch und Milchprodukte
„Das ist gar nicht so schwierig“, betont der Gefäßspezialist. „Wer gefäßgesund leben möchte, muss sich nicht kasteien.“ Auch vollständig vegetarisch oder vegan müsse man sich nicht ernähren. „Der Trend zu einem geringeren Fleischkonsum geht jedoch definitiv in die richtige Richtung“, sagt der DGG-Präsident, „und zwar sowohl im Sinne der eigenen Gesundheit als auch für das Wohl des Planeten.“ So wurde die Planetary Health Diet von der EAT-Lancet-Kommission als weltweit anwendbare Ernährungsform entwickelt, die die individuelle Gesundheit fördert und mit Umwelt- und Klimaschutz verträglich ist (1). Der Energiebedarf soll überwiegend durch pflanzliche Lebensmittel gedeckt werden, mit kleinen Ergänzungen von Fisch, Fleisch und Milchprodukten. „Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass sich eine pflanzenbasierte Ernährung auch positiv auf den Zustand der Gefäßwände auswirkt und ihre Elastizität verbessert“, so Heckenkamp.
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Einfluss von Zucker und Fette auf die Gefäße
Auch zu anderen Nahrungsbestandteilen lassen sich heute verlässliche Aussagen treffen. Wer viel Zucker konsumiert, hat ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und
Diabetes, was die Blutgefäße über Gebühr belastet – ein hoher Blutzuckerspiegel greift besonders die Kapillargefäße an und führt zu Schäden an vielen Organen. Bei den Fetten sind die Empfehlungen differenzierter als noch vor einigen Jahrzehnten: Als schädlich gelten besonders die so genannten Transfette, die in gehärteten Pflanzenölen und in Frittiertem reichlich vorkommen. „Sie beeinflussen die Blutfettwerte ungünstig und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Heckenkamp. „Einen günstigen Effekt haben dagegen einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in Olivenöl, Nüssen, Fisch und Avocados enthalten sind.“ Belastbare Studiendaten gibt es auch zu Ballaststoffen, etwa aus Vollkornprodukten. „Auf dem Umweg über die Darmflora und die Fettverdauung optimieren sie sowohl die Blutzucker-, als auch die Blutfettwerte“, betont der DGG-Präsident.
Die mediterrane Ernährung als Richtschnur für einen gefäßfreundlichen Speiseplan
Als Richtschnur für einen gefäßfreundlichen Speiseplan kann die sogenannte
mediterrane Ernährung gelten. Sie enthält traditionell viel frisches Obst und Gemüse, ist reich an Hülsenfrüchten, setzt eher auf Fisch als auf Fleisch und verwendet wertvolle pflanzliche Öle. „Wer sich an diesen Regeln orientiert, kann seiner Gesundheit viel Gutes tun“, sagt Heckenkamp. „Denn wissenschaftlich erwiesen trägt eine mediterrane Ernährung dazu bei, versteckte Entzündungsvorgänge im Körper zu bremsen, einen erhöhten Blutdruck zu senken sowie Blutfett- und Blutzuckerwerte zu normalisieren.“ Doch Vorsicht: Weißmehlprodukte wie Pizza und Pasta, die man heute mit der italienischen Küche assoziiert, haben mit der traditionellen mediterranen Kost nicht mehr viel zu tun. Sie sollten nur in geringeren Mengen – oder aber als Vollkornvariante – auf dem Speiseplan stehen.
Das Kochbuch für gesunde Gefäße
Für all jene, die sich gerne
gesünder ernähren würden, sich mit der Umstellung jedoch schwertun, gibt es nun einen neuen, praktischen Wegweiser: Für „Das Kochbuch für gesunde Gefäße“ hat der Direktor der Klinik für Gefäßmedizin des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE), Prof. Dr. Eike Sebastian Debus, die Literatur durchforstet und die gewonnenen Erkenntnisse neu gebündelt. Auf dieser Grundlage hat Sternekoch Gilbert Köcher, heute Küchenchef des UKE, schmackhafte Rezepte auf Gourmetniveau entwickelt. Die speziell für das Buch kreierten 70 Gerichte – von schnell bis aufwändig, von Frühstück bis festlich – kommen ganz ohne Fleisch aus. Fisch, Meeresfrüchte und Milchprodukte finden sich dagegen durchaus, oft werden aber auch vegane Alternativen genannt.
„Mit Kreationen wie ‚Lachsfilet in Tomaten-Krustentier-Sud mit Spinat‘ oder ‚Rote-Bete-Falafel in Spinat-Wraps mit Halloumi und Hummus‘ beweist Köcher, dass auch gesundes Essen verlockend, vielfältig und in höchstem Maße appetitanregend sein kann“, freut sich Heckenkamp. Hier werde deutlich, dass genussvolles Schlemmen nicht zwangsläufig zum Risikofaktor für schwere Erkrankungen werden müsse. Richtig verstanden könne es sogar ein Jungbrunnen für die Gefäße sein, meint der DGG-Präsident.