Jeder Palliativpatient hat ein eigenes Zimmer, in dem die Möglichkeit besteht, ein weiteres Bett einzustellen, sodass Angehörige hier jederzeit übernachten können. Auch werden die Räume und Korridore schön gestaltet, z.B. mit einem Aquarium, einer Modelleisenbahn und Dekorationen je nach Jahreszeit. Es ist also sehr heimelig mit Pflanzen und Bildern, und viele Patient:innen und Angehörigen sagen uns, dass das mit einem Krankenhaus nichts mehr zu tun hat.
Auch Haustiere, wie Hunde und Katzen, sind bei uns erlaubt. Wir planen die Arbeit mit einem Therapiehund, und ich glaube, dass damit viel erreicht werden kann, da es bei uns auch oft um Kontakt geht, was mit Tieren gut funktioniert. Das erweist sich bei uns als gut machbar und erfreut ja nicht nur den Patient:innen, sondern auch das Umfeld, wie die Pflege, die ja, wie schon gesagt, auch gepflegt werden sollte. Die Menschen bei uns haben meist nur noch eine relativ kurze Lebenszeit, und wenn man diese Zeit für sie so schön wie möglich macht, bekommt man eine ganze Menge zurück.
Zum Tagesablauf: Allgemein beginnt der Tag um 6 Uhr mit der Verteilung der Medikamente. Es folgen Frühstück und die Reinigung der Zimmer. Nach der Übergabe der Pflegekräfte findet die ärztliche Visite statt. Je nach Patient oder in besonders schwierigen Fällen geht manchmal auch nur ein Arzt zu dem Patienten, denn nicht jeder, der ein schweres Tumorleiden hat, möchte von mehreren Ärzten täglich besucht werden. Wir setzen uns meistens zu dem Patienten, statt uns hinzustellen, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Was auch eine Rolle spielt: Es ist vielleicht nicht das Wichtigste, aber ich finde es trotzdem erstaunlich, wie wohltuend und wichtig es für die Patienten ist, wenn sie erfahren, dass bei uns auch jederzeit geklingelt werden darf.
Welche Behandlungsmaßnahmen und Therapien bieten Sie zur Bewältigung körperlicher, aber auch emotionaler Belastungen an: Schmerzmittel, die Gabe von Antidepressiva, Massagen, Atemtherapie, Entspannungsverfahren?
Bei einer aktuellen Symptomlast wird grundsätzlich umgehend das Ärzteteam hinzugeholt, um Schmerzspitzen und Dyspnoeattacken zu kupieren. Wir bieten allgemein verschiedene Möglichkeiten zur Symptomkontrolle der fortgeschrittenen Erkrankung an, die sich natürlich von der pflegerischen Seite gesehen auf die professionelle Pflege, aber auch die emotionale Bindung stützt. Hier werden die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patient:innen berücksichtigt. So gibt es Patient:innen, die einen sehen, aber nicht reden wollen, ebenso wie Patient:innen, die permanent jemanden um sich haben und reden möchten. Wichtig ist also, herauszufinden, was der einzelne Patient:innen im Sinne einer individualisierten Form der palliativmedizinischen Begleitung für diesen wichtigen Abschnitt und schweren Prozess des Abschiednehmens braucht. Es gibt hier kein Schema F, sondern es wird darauf geachtet, was dem jeweiligen Patient:innen gefällt, wie dieser „gestrickt“ ist, um die individuell richtige Unterstützung anzubieten.
In der Palliativmedizin stehen auch Trauer und Depression im Fokus. Als multidisziplinäres Team ziehen wir hier auch gerne die Fachdisziplin der Psychiater hinzu, um herauszufinden, ob es sich um eine normale Trauer oder um eine depressive Episode handelt. Eine solche Episode kann häufig auch in den letzten 2 bis 3 Monaten der Lebensphase noch etwas aufgehellt werden, um den Abschiedsprozess leichter zu machen. Sowohl für den, der sich verabschiedet als auch für die Angehörigen, die ja ebenfalls meistens stark trauern. Die Trauer ist wichtig, aber eine depressive Episode, die für den Patienten und die Angehörigen auch am Lebensende noch positiv beeinflusst werden kann, ist etwas sehr Wohltuendes für alle Beteiligten. Man schaut in der Palliativmedizin also nicht nur auf Schmerzen, Luftnot oder Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung, sondern auch, ob man im psychoonkologischen und psychiatrischen Sinne eingreifen kann. Der Schmerz wird ja auch manchmal etwas leichter, wenn Trauer oder Depressionen mit entsprechenden Maßnahmen gelindert werden.