Im 1. Quartal hatte es einen unerwarteten Einbruch der Organspendezahlen um beinahe 30% gegeben. In den letzten Monaten habe es zwar „eine gewisse Erholung und Stabilisierung“ gegeben, sagte DSO-Vorstand Axel Rahmel. „Insgesamt bleibt die Situation allerdings insbesondere für die Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten und ihre Angehörigen im höchsten Maße bedrückend.“ Gründe für den Rückgang sind laut DSO die Belastung des Gesundheitssystems durch die Pandemie und der Personalmangel in vielen Kliniken.
Corona-Infizierte nicht mehr von Organspende ausgeschlossen
Weil eine Übertragung bei sorgfältiger Auswahl nahezu ausgeschlossen ist, dürfen inzwischen auch die Organe von corona-positiven Spendern transplantiert werden. Seit das möglich ist, gab es 39 Spender mit Corona-Infektion in Deutschland. Ihnen wurden 114 Organe entnommen, wie die DSO berichtete. „Es ist dabei nicht zu einer einzigen Übertragung einer SARS-CoV-2-Infektion vom Spender auf den Empfänger gekommen“, sagte Rahmel der dpa.
Zuerst waren Corona-Positive, Kontaktpersonen von Infizierten und Rückkehrer aus Risikogebieten von einer Organspende ausgeschlossen. Dann aber zeigten laut DSO Erfahrungen aus dem Ausland, dass das Übertragungsrisiko geringer war als befürchtet. In vielen Ländern seien die Kriterien daraufhin gelockert worden. „Tatsächlich sind bislang nur sehr wenige Fälle bekannt geworden, bei denen es eine Übertragung vom Spender auf den Empfänger gab – und diese auch nur im Zusammenhang mit einer Lungentransplantation“, sagte Rahmel.
Im Mai 2022 haben Bundesärztekammer und Deutsche Transplantationsgesellschaft auch für Deutschland die Akzeptanzkriterien für Spender angepasst. Ausgeschlossen sind nun nur noch Organspender mit einem schweren Verlauf, bei denen die Organe so geschädigt sind, dass sie für eine Transplantation nicht mehr geeignet sind. Bei Lungentransplantationen gilt laut Rahmel weiterhin „äußerste Zurückhaltung“.
Bundesweites Online-Register geplannt
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht auch die Politik in der Pflicht. Das neue Gesetz werde nicht umgesetzt, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Die Bevölkerung werde nicht, wie vorgesehen, gezielter angesprochen, und auch das geplante Register für Spendewillige sei noch in weiter Ferne. „Wir müssen die Instrumente nutzen, die wir haben“, sagte Brysch.
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Erschienen am 06.11.2022 • Forscher von der Innsbrucker Universitätsklinik beschreiben einen neuen Marker für die Qualität von Spenderlebern. Mehr dazu erfahren Sie hier!
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