Mittwoch, 30. Oktober 2024
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Herzinfarkt

von Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried

Herzinfarkt
© eddows - adobe.stock.com
Ein Herzinfarkt ist eine lebensbedrohliche Situation, bei der ein plötzlicher Verschluss der Herzkranzgefäße zur schlechten Versorgung des Herzmuskels führt. Wichtiges Symptom ist ein plötzlicher, starker, anhaltender Schmerz im Brustbereich, der mit Übelkeit, Erbrechen und Atemnot einhergehen kann. Dabei ist schnellste Hilfe in den ersten Minuten entscheidend für das Überleben und die Prognose.
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Was ist ein Herzinfarkt?

Bei einem Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt oder einfach Infarkt genannt, wird das Herz schlecht durchblutet und Herzgewebe stirbt ab. Die Ursache hierfür sind in der Regel Blutgerinnsel, die ein oder mehrerer Herzkranzgefäße blockieren. Herzkranzgefäße liegen um das Herz herum und versorgen es normalerweise mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 300.000 Menschen einen Herzinfarkt und fast die Hälfte verstirbt daran schon vor dem Erreichen eines Krankenhauses. Deshalb ist schnelles Handeln wichtig.

Was sind Symptome eines Herzinfarkts?

Typisch sind plötzliche Schmerzen in der Brust, die in Ruhe auftreten und länger als 15-20 Minuten anhalten. Sie gehen häufig mit einem starken Engegefühl und Druck im Brustkorb einher und können in Arme (besonders links), Schulter, Unterkiefer oder Oberbauch ausstrahlen. Sie können auch einer Angina pectoris ähneln, halten aber länger an.

Alarmzeichen eines Herzinfarkts sind damit:
 
  • Schmerzen im Brustkorb
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Schmerzen im Rücken zwischen den Schulterblättern
Darüber hinaus kommt es oft zu
 
  • Schwitzen und Schweißausbrüchen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Atemnot und Kurzatmigkeit
  • starke Unruhe bis Todesangst

Symptome variieren zwischen Mann und Frau 

Bei Männern treten häufig starke Brustschmerzen auf; bei Frauen sind die Symptome oft weniger eindeutig und erscheinen eher als Schmerzen im Oberbauch mit Atemnot und Druck- oder Engegefühl in der Brust. Dies kann zur Verwechslung mit Verdauungsstörungen führen. Je größer ein Myokardinfarkt ist, desto schwerer sind in der Regel die Symptome.
Aber es gibt auch sogenannte stille oder stumme Herzinfarkte. So verläuft etwa jeder fünfte Infarkt ohne Anzeichen oder nur mit unspezifischen Beschwerden, die von den Patient:innen erst einmal nicht wahrgenommen werden, sondern erst im Rahmen einer späteren EKG-Untersuchung erkannt werden.

Erste Hilfe bei akutem Myokardinfarkt?

Symptome müssen unbedingt ernst genommen werden. Bei Anzeichen und Verdacht sollte man unbedingt den Rettungsdienst unter Notruf 112 anrufen, weil  hier jeder Minute zählt.  Erste-Hilfe-Maßnahmen sind
 
  • die/den Patientin/Patienten beruhigen
  • den Oberkörper hoch lagern
  • enge Kleidung öffnen
  • bei Herz-Kreislauf-Stillstand eine Herzdruckmassage zur Wiederbelebung (Reanimation)

Welche Untersuchungen dienen zur Diagnostik?

Für die Diagnostik bei Verdacht auf Myokardinfarkt werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt
 
  • Elektrokardiografie (EKG) 
  • Körperliche Untersuchung mit Blutdruck- und Puls-Messung
  • Bluttests zum Nachweis von Serummarkern  
  • Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung des Herzens)
  • Koronarangiografie/Katheteruntersuchung
Das Elektrokardiogramm (EKG) zeigt die elektrische Aktivität des Herzens und damit die Form und das Ausmaß der Schädigung. Wichtig ist, dass ein EKG möglichst schnell nach dem Ereignis durchgeführt wird.
In Bluttests werden Serummarker zur weiteren Charakterisierung der Erkrankung und Schädigung des Herzmuskels bestimmt. Hierzu zählen Herzenzyme (Troponin I und T), Creatin-Kinase (Gesamt CK) und CK-MB-Anteil (Creatin-Kinase Herzmuskelzellen).
Die Ultraschalluntersuchung liefert Information zur Funktion des Herzens.
Eine Koronarangiografie ist häufig eine Kombination aus Diagnostik und Therapie. Hierbei wird ein Katheter vom Handgelenk aus in die Herzkranzgefäße geschoben und diese mit einem Kontrastmittel sichtbar gemacht. Außerdem kann hiermit ein verstopftes Gefäß durch Ballondilatation oder Stentimplantation geöffnet werden.

Wie wird ein Herzinfarkt behandelt?

Je nach Zustand der Patient:innen dienen zur ersten Behandlung u.a.
 
  • Sauerstoffzufuhr
  • Kontrolle und Therapie von Herzfrequenz und Rhythmus
  • Medikamente gegen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen
  • konservative Lysetherapie (medikamentöses Auflösen des Blutgerinnsels durch Fibrinolytika/Thrombolytika
  • Perkutaner Koronarintervention (PCI):  Herzkatheter zum Öffnen des Gefäßes
  • gegebenenfalls Bypass-OP (Stent)  
Am gefährlichsten sind die ersten zwei bis drei Tage direkt nach dem Infarkt, weshalb Patient:innen hier zur ständigen Überwachung auf Intensivstation behandelt wird.

Zu den Akut- und Spätfolgen (Komplikationen) von Herzinfarkt zählen u.a.
 

Was folgt nach Akuttherapie nach Herzinfarkt?

Auch nach überstandenem Herzinfarkt erhält der Patient häufig Medikamente, um erneute Blutgerinnsel zu verhindern (z.B. Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel, Heparin), um Blutdruck und Herzrhythmus zu kontrollieren (z.B. ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten, Betablocker) und um den Fettstoffwechsel zu kontrollieren (Cholesterinsenker, Statine). Die Medikamente senken das Risiko eines weiteren Herzinfarkts und verbessern so die Prognose.
Eine Rehabilitationsbehandlung unterstützt die Genesung des Patienten, die Umstellung von Lebensgewohnheiten und die Wiedereingliederung in Alltag und Beruf.

Was sind Risikofaktoren für einen Infarkt?

Das Risiko steigt bei Männern ab 45 Jahren, bei Frauen ab 55 Jahren nach den Wechseljahren. Auch erbliche Faktoren, wie Familienangehörige ersten Grades mit Herzinfarkt, Bypass-Operation oder Schlaganfall sind wichtige Risikofaktoren.  
Ein besonders hohes Risiko besteht bei koronaren Herzerkrankungen oder vorausgegangenem Herzinfarkt, Arteriosklerose (z.B. peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), Arteriosklerose der großen Schlagadern). Deshalb ist die Behandlung und Kontrolle dieser möglichen Ursachen besonders wichtig.

Risikofaktoren, die Patient:innen selbst beeinflussen kann, sind u.a.
 
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • hohe Blutfettwerte
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Stress

Wie einem Herzinfarkt vorbeugen?  

Die beste Vorbeugung ist herzschädliches Verhalten zu unterlassen und die Ursachen zu beseitigen. Wichtig sind hierzu:
 
  • gesunde Ernährung
  • Gewichtskontrolle
  • Kontrolle von Diabetes
  • Bewegung/Ausdauersport
  • Verzicht auf Rauchen
  • Verzicht auf Alkohol und sonstige Drogen
  • Stressreduktion
  • regelmäßige Einnahme verschriebener Medikamente, z. B: um die Gerinnselbildung zu verhindern
Weitere Informationen zum Thema Herzinfarkt erhalten Sie bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin und den Fachgesellschaften. Der vorliegende Text ersetzt in keinem Fall deren Information und Beratung.
Literatur:

(1) Patientenleitlinie zur Nationalen Versorgungsleitlinie Chronische Koronare Herzkrankheit: KHK. 3. Auflage, 2019. https://www.patienten-information.de/medien/patientenleitlinien/khk-3aufl-vers1-pll.pdf
(2) Deutsche Herzstiftung, Infos zu Herzkrankheiten, Herzinfarkt. https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt. Zuletzt aufgerufen 19.04.2023.
(3) Internisten im Netz, Herzinfarkt. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/herzinfarkt/ursachen-risikofaktoren.html. Zuletzt aufgerufen 19.04.2023.

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