Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried
Wissenschaftskommunikation und Medical WritingBeiträge von Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried
Hämatologie
Eisen: Balance halten schützt vor Mangel und Überladung
Die Balance von Eisen-Aufnahme und -Verlust ist essenziell für Sauerstofftransport und Energiegewinnung des Körpers. Eine gesunde Ernährung zur Vermeidung von Eisenmangelanämien und Vorsicht beim Umgang mit Anämien bei chronischen Erkrankungen tragen zu einem intakten Eisenstoffwechsel bei. Die Ursachenfindung bei Verdacht auf Mangel wie auch eine Substitution sollten behutsam erfolgen, um Eisenüberladung und Schädigung zu vermeiden.
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Schwerpunkte
CAR-T-Zellen: Erfolgreiche Immuntherapie gegen Krebs
Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Form der Immuntherapie, bei der körpereigene Immunzellen spezifisch gegen Krebszellen gerichtet werden. Hierfür werden T-Zellen der Patient:innen isoliert, im Labor mit einem Erkennungsrezeptor bestückt und in den Körper zurückgegeben. Bisher sind 6 CAR-T-Zellprodukte zur Behandlung in spezialisierten Zentren zugelassen und für einige Jahre schon bei ausgewählten B-Zell-Lymphomen, Leukämien und Multiplem Myelom erfolgreich. Schwere Nebenwirkungen treten nur noch selten auf, müssen aber immer im Blick behalten werden.
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Medizin
Sicherheitsüberprüfung von CAR-T-Zell-Therapien
CAR-T-Zellen bieten eine Form der Immuntherapie für ausgewählte Leukämien und Lymphome. Für die 6 in der EU zugelassenen Therapien wird derzeit das Risiko einer möglichen späteren Krebserkrankung untersucht. Trotz dieses Signalbewertungsverfahrens der Zulassungsbehörden wird weiterhin der Nutzen der CAR-T-Zell-Therapie höher als das Risiko angesehen, nicht zuletzt angesichts der Schwere der therapierten Erkrankungen.
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systemischer Lupus erythematodes
SLE: Neue Therapieoptionen für eine komplexe Autoimmunerkrankung
Systemischer Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronische Autoimmunerkrankung mit komplexer Ätiologie und heterogenen Symptomen. Positive antinukleäre Autoantikörper (ANA) und Organmanifestationen wie Lupusnephritis gelten als Diagnosekriterien. SLE zählt zu den seltenen Erkrankungen und tritt insbesondere bei Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter erstmals auf. Neben klassischen Therapeutika wie Hydroxychloroquin, Kortikosteroiden und Azathioprin gelten Biologika wie Belimumab und neue immuntherapeutische Ansätze als Hoffnungsträger. Ziel ist es, die Entzündungsreaktionen zu mildern und Erkrankungsschübe zu reduzieren.
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Autoimmunerkrankungen
Nur keine Scham – Vitiligo ist kein Lifestyle-Problem
Bei einer Vitiligo entwickeln sich helle, klar begrenzte Flecken auf der Haut. Diese sind nicht ansteckend und kein kosmetisches Problem, sondern Zeichen einer Pigmentstörung, die auch Weißfleckenkrankheit genannt wird. Die chronische Autoimmunerkrankung kann in jedem Lebensabschnitt auftreten und ist derzeit nicht heilbar. Viele Betroffene, darunter auch Jugendliche und junge Erwachsene, sind stark psychisch belastet und empfinden das Angleichen der Hautfarbe oft als wichtigstes Behandlungsziel.
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Verschiedenes
Immunglobulin-A-Mangel (IgA-Mangel)
Der Mangel an Immunglobulin A (IgA) ist ein häufiger primärer Immundefekt, der durch nicht nachweisbares IgA im Serum bei gleichzeitigem Mangel an sekretorischem IgA und normalen Werten anderer Immunglobuline gekennzeichnet ist.
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Orphan Diseases
Künstliche Intelligenz – Hoffnung für viele Menschen mit seltenen Erkrankungen?
In Deutschland leiden schätzungsweise 4 Millionen Menschen an einer seltenen Erkrankung. Laut europäischer Definition tritt jede einzelne bei maximal 5 von 10.000 Menschen auf, in der Summe ist die Zahl der Patient:innen dann aber doch hoch. Bei den meisten der bisher beschriebenen seltenen Erkrankungen handelt es sich um angeborene Stoffwechselerkrankungen oder Hormonstörungen mit komplexem Phänotyp, die unbehandelt zu schweren Fehlfunktionen und verfrühtem Tod führen können. Bekannte Beispiele sind Cystischen Fibrose (CF, Mukoviszidose), Sichelzellkrankheit und spinale Muskelatrophie (SMA). Viele andere seltene Erkrankungen sind noch unzureichend charakterisiert (1).
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COVID-19
HIT-Mimikry und VIPIT – atypische Gerinnungsstörung im Zusammenhang mit COVID-19-Vakzinierung
Sinus- und Hirnvenenthrombosen oder CVST (cerebral venous sinus thrombosis), Thrombozytopenie und Gerinnungsstörungen sind in aller Munde, seit sie im zeitlichen Zusammenhang mit der Applikation von COVID-19-Impfungen aufgetreten sind. Neueste Untersuchungen weisen auf ein immunologisches Geschehen mit erhöhter Thromboseneigung hin, für das inzwischen ein möglicher Pathomechanismus beschrieben ist. Laut diesem könnte es im Rahmen einer inflammatorischen Reaktion zur Antikörperbildung gegen Plättchenantigene gekommen sein, die zur Thrombozytenaktivierung über Fc-Rezeptoren führt. Der Mechanismus wurde anfangs als HIT-Mimikry beschrieben, sprich der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) Typ II ähnlich. Das Krankheitsgeschehen als Ganzes wurde nun als atypische Gerinnungsstörung namens Vakzin-induzierte prothrombotische Immunthrombozytopenie (VIPIT) bezeichnet (1, 2).
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Orphan Diseases
Sjögren-Syndrom: Heterogenität lenkt Therapie
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung mit glandulären und extraglandulären Manifestationen. Es betrifft insbesondere Frauen und wird anhand von Sicca-Symptomatik, Drüsenfunktionstests, Autoantikörpernachweis und Speicheldrüsenbiopsie diagnostiziert. Multi-Omics-Analysen könnten zur Aufklärung des Pathomechanismus beitragen und in Zukunft eine individualisierte Therapie unterstützen. Das alleinstehende primäre Sjögren-Syndrom (pSS) zeigt eine gute Prognose; die sekundäre Form (sSS) tritt als Begleiterkrankung weiterer Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und systemischem Lupus erythematodes (SLE) auf, die therapiemitbestimmend sind.
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Orphan Diseases
Genommedizin und ihr Nutzen für seltene Erkrankungen
Die bundesweite genommedizinische Plattform genomDE soll dazu beitragen, dass Patient:innen stärker von der Auswertung genomischer Daten profitieren können. Als erste Modellbereiche zur systematischen Zusammenführung von Daten dienen den Forscher:innen seltene Erkrankungen und die Onkologie. Die Verankerung der Plattform in der Regelversorgung soll Diagnosestellung, Behandlung und Prävention bei bestimmten Krankheiten weiter verbessern.
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COVID-19
Altes Molekül im Aufwind – mRNA als Tumorvakzine
Derzeit dreht sich alles um SARS-CoV2, und mRNA-Impfstoffe werden immer wieder als Neuheit gepriesen. Doch an mRNA-Ansätzen für Prophylaxe und Therapie wird schon seit Jahrzehnten geforscht. Das alte Wirkprinzip kombiniert mit modernem Next Generation Sequencing (NGS) bietet neue Möglichkeiten bei der Entwicklung individualisierter Tumorvakzine.
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Schwerpunkte
CRISPR/Cas9 – Genom Editing in der Onkologie und Hämatologie
Die Bedeutung des Genom Editings für Klinik und Wissenschaft zeigt sich in der Verleihung des Nobelpreises für Chemie 2020 für die Entdeckung des CRISPR/Cas9-Systems. Seit einer bahnbrechenden Publikation der Forscherinnen Emanuelle Charpentier, derzeit Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, und Jennifer Doudna von der University of California in Berkeley im Jahr 2012 (1) wurde umfassend gezeigt, wie die Methode zum spezifischen Entfernen, Einfügen und Austauschen von Gensequenzen genutzt werden kann. Neben neuen Studienmodellen werden weltweit Therapieansätze mithilfe von CRISPR/Cas9 entwickelt, um neue therapeutische Möglichkeiten durch eine zielgenaue Korrektion mutierter und krankheitsauslösender Gene zu finden.
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Infektiologie
Saisonale Influenza: Basiswissen Impfstoff – Herbst 2020
Die saisonale Influenza beginnt in Deutschland meist nach der Jahreswende, umfasst über ganz Europa hinweg aber die Monate Oktober bis Mitte Mai. Der Verlauf schwankt jährlich mit 4 bis 15 Millionen Infizierten (5-20%), 2-14 Millionen Erkrankten und bis zu 8.000 Toten allein in Deutschland. Wie sich dies im Zusammentreffen mit SARS-CoV-2 entwickelt, bleibt abzuwarten (1). Die Schwere einer Grippewelle hängt von verschiedenen Determinanten ab. Ein wichtiger Faktor ist die Grundimmunität der Bevölkerung, die aus der Zahl der im Vorjahr Infizierten und der Erkrankten resultiert. Eine Wetterlage mit niedrigen Temperaturen begünstigt die Ausbreitung der Influenzaviren, hat aber wenig Einfluss auf die Schwere der Erkrankung selbst. Auch die Impfung als solche hat nur einen begrenzten Einfluss, weil die Wirksamkeit in der Regel bei etwa 50% liegt. Einer der wichtigsten Determinanten ist die Variabilität (Mutation) der zirkulierenden gegenüber der vorjährigen Virusstämme (1).
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