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Medizin

Lecanemab kann das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen

Mit Lecanemab steht nun in Europa ein Antikörper gegen die Alzheimer-Erkrankung zur Verfügung (1). Die Therapie kann das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung um etwa 30% verlangsamen, sie aber nicht heilen oder zum Stillstand bringen. Die Zulassung basiert auf Phase-III-Daten aus der globalen klinischen Studie Clarity AD.

Betroffene könnten das Therapiefenster verpassen

Lecanemab ist für Erwachsene mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder einer leichten Demenz, die nur eine oder keine Kopie des Gens ApoE4 haben, zugelassen. „Das ist ein Erkrankungsstadium, das viele Betroffene noch nicht bemerken – oder auch nicht wahrhaben wollen – und in dem sie die Symptome mit Stress, Burnout oder anderen Lebensumständen erklären,“ sagt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Da es bisher keine kausale Behandlung gab, rieten viele medizinische Erstversorger dazu, erst einmal abzuwarten, ob sich die Symptome verschlechtern. Hier müsse nun ein Umdenken stattfinden. Doch selbst, wenn zu einer Abklärung geraten wird, ist die Versorgungsrealität so, dass Facharzttermine oft nicht zeitnah zu bekommen sind. „Wir befürchten daher, dass viele Betroffene das Therapiefenster verpassen könnten“, so Prof. Berlit.

„Allein mit der Zulassung ist es nicht getan“

Die DGN appelliert daran, die Versorgungsstrukturen so zu erweitern, dass jeder „Verdachtsfall“ zeitnah abgeklärt werden kann. Dabei müsse die diagnostische Kaskade klug erfolgen. Unbedingt müssen Hausärzt:innen sensibilisiert werden und eine erste Verdachtsdiagnose sollte in der Hausarztpraxis gestellt werden, was auch eine entsprechende finanzielle Ausstattung erfordere. Auch seien Präventionskampagnen erforderlich, damit bestehende Tabus im Umgang mit Alzheimer überwunden und die Menschen für erste Symptome des kognitiven Abbaus sensibilisiert werden. „Wir müssen sicherstellen, dass die Betroffenen rechtzeitig die Diagnose erhalten, damit sie von der Therapie profitieren können“, erklärt Berlit. „Allein mit der Zulassung ist es nicht getan.“

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

Literatur:

(1)

European Comission: Commission authorises medicine for treatment of early Alzheimer’s disease, abrufbar unter: https://ec.europa.eu/newsroom/sante/items/879055/en, letzter Zugriff: 16.04.2025.