Aufruf zu Solidarität beim Kauf von Kindermedikamenten
Lauterbach rief zu Solidarität beim Kauf von Kindermedikamenten auf: „Ein kleiner Hausvorrat ist immer sinnvoll.“ Horten sei es aber nicht. „Wenn wir uns hier zusammennehmen, dann wird uns das Gleiche gelingen, was uns auch in der Gaskrise im letzten Winter gelungen ist“, sagte der Minister. „Knappheit war angesagt. Die Menschen haben sich vernünftig verhalten, und wir sind gut durchgekommen.“
Anti-Engpass-Gesetz soll Lieferproblemen entgegenwirken
In der vergangenen Erkältungssaison waren nach einer Infektwelle Lieferprobleme etwa bei Fieber- und Hustensäften eskaliert. Um den Nachschub von Medikamenten besonders für Kinder abzusichern, trat im Juli bereits ein
Anti-Engpass-Gesetz in Kraft. Als Sicherheitspuffer macht es Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Mittel zur Pflicht. Im Blick stehen nun aber schneller wirkende Maßnahmen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel hat eine „Dringlichkeitsliste“ mit gut 30 Kinderpräparaten veröffentlicht, die derzeit mit höchster Priorität zu besorgen sind. Darauf stehen verschiedene Antibiotika, Nasentropfen, fieber- und schmerzlindernde Säfte und Zäpfchen.
Die Pharmabranche: Die Produktion habe teils um bis zu 100 Prozent gesteigert werden können, berichtete Lauterbach. Werke seien sieben Tage die Woche rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb aktiv. „Wir sind wirklich an das technische Maximum gegangen“, sagte der Deutschlandchef des Unternehmens Teva, Andreas Burkhardt, der auch Vorsitzender des Verbands der Hersteller patentfreier Medikamente (Pro Generika) ist. Es gelte aber, über nachhaltige Verbesserungen zu sprechen, um nicht nächstes Jahr wieder genauso da zu stehen. Nötig seien unter anderem Investitionsanreize für Kapazitätserweiterungen.
Die Apotheken: Apotheken sollen mehr Flexibilität bekommen, um bei fehlenden Mitteln ausweichen zu können. So soll es leichter werden, die Darreichungsform etwa von Tropfen zu Tabletten zu wechseln, ohne dass extra Rücksprache mit dem Arzt oder ein neues Rezept nötig sind. Auch ein Ausweichen auf andere Packungsgrößen soll einfacher sein.
Die Ärztinnen und Ärzte: Viele Praxen wappnen sich schon für die Erkältungssaison. Man müsse sicher auch wieder von einer Infektwelle ausgehen, machte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, deutlich. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, sprach von einer wichtigen Nachricht für Familien, dass man vor einer günstigeren Ausgangssituation stehe. Das sei aber zunächst „ein Zwischenschritt“.
Die Familien: Was genau bedeutet der Appell, nicht zu horten? Das sei eine Augenmaßentscheidung, sagte Lauterbach. Da Fieber oft über Nacht auftrete, sei „eine kleine Reserve“ Fiebersaft gut, um sofort reagieren zu können. Fischbach erläuterte, es gehe darum, dass sich Eltern helfen könnten, wenn das Kind nicht direkt zum Arzt müsse. Das könne mit einer Flasche Ibuprofensaft gelingen. Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, sagte, es passe, 100 Milliliter Fiebersaft da zu haben.
Arzneimittel-Engpässe nicht komplett ausschließbar
Lauterbach sagte, wenn es nun eine starke Grippewelle und eine starke Welle von Infektionen mit Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) geben sollte, seien Engpässe nicht komplett auszuschließen. Sollte es dazu kommen, würden zusätzliche Importe ermöglicht. Im Ministerium soll zur Beobachtung und schnelleren Reaktion für Herbst und Winter ein wöchentlich tagender Steuerungskreis eingerichtet werden. Von der Opposition kam Kritik. Unions-Fachpolitiker Tino Sorge (CDU) sagte, Lauterbach setze hektisch auf das Prinzip Hoffnung. Und Probleme beträfen bei weitem nicht nur den Bereich der Kinderarzneimittel.
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