COVID-19-Pandemie: Deutliche Verbesserungen in der Intensivmedizin seit der Delta-Welle
„Wir befinden uns seit einer Woche etwa auf einem Plateau“, sagte Prof. Dr. Gernot Marx, DIVI-Präsident und Direktor der Klinik für Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen. Mit rund 900 an
COVID-19 erkrankten, meist älteren Patient:innen, habe sich die Lage im Vergleich zum Vorjahr mit ca. 5.000 Erkrankten deutlich beruhigt. Trotz der sehr schweren Delta-Welle haben alle medizinischen Strukturen gut funktioniert und die Versorgung der Patient:innen war möglich. Aufgrund den nun in Deutschland vorherrschenden, viel milder verlaufenden Omikron Varianten, gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch einige freie ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung)-Kapazitäten, die hauptsächlich von
COVID-19-Patient:innen mit Begleiterkrankungen genutzt werden.
Auslastung der Pflegekräfte noch immer zu hoch
Trotz alledem seien die Folgen der Pandemie immer noch an der Pflegeproblematik zu sehen, so Prof. Dr. Marx. Besonders in Ballungszentren gäbe es mit Kapazitäten von teilweise unter 10% zu wenige verfügbare Intensivbetten, da das Personal ausgelastet sei. Durch die dauerhaft angespannten Arbeitsbedingungen während der Hochphase der Pandemie könne das Personal nicht mehr auf 100% des ursprünglichen Arbeitspensums arbeiten, sondern liege momentan bei etwa 80 oder 75%.
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Vollständiger COVID-19-Impfschutz schont medizinische Ressourcen
Prof. Dr. Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bestätigte die Entspannung der Lage. Schwer kranke
COVID-19-Patient:innen seien selten. Die meisten
COVID-19-Patient:innen in den Krankenhäusern wären dort nicht direkt wegen COVID-19, sondern wurden während ihrem Aufenthalt positiv getestet. Da der Aufwand beim Umgang mit den positiv getesteten Patient:innen in den Krankenhäusern durch Isolation sehr hoch sei, plädierte er noch einmal für die
vollständige Impfung, um weiter Infektionen zu verhindern und medizinische Kapazitäten zu schonen. „3 Impfungen unter 60 und 4 Impfungen über 60 schützen gut vor einem schweren Verlauf.“
Intensivmedizinisches Personal soll psychosozial betreut werden
Zur Entlastung des Personals und zur Erhöhung der
psychischen Resilienz setzt der Präsident elect der DIVI und Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Magdeburg, Prof. Dr. Felix Walcher, auf psychosoziale Unterstützung durch entsprechend ausgebildetes Personal. Trotz hoher Kosten und dem Bedarf an weiterem Personal dafür, müssen diese Strukturen aufgebaut werden, um die vorhandenen medizinischen Kräfte zu stärken.
Telemedizin als Chance zur Entlastung der Intensivmedizin
In der
Telemedizin sehen die Experten ein großes Potenzial, um die medizinischen Ressourcen zu entlasten und die Qualität der Intensivmedizin und Notfallversorgung zu verbessern. Schon während der Delta-Welle der
COVID-19-Pandemie konnte durch telemedizinische und digitale Konzepte der Ansturm der Patient:innen gut verteilt werden. Die Forderungen der DIVI bezogen auf die Telemedizin beinhalten eine einheitliche nationale Umsetzung, auch in Hinblick auf den Datenschutz und weitere finanzielle Förderungen von Seiten der Politik.
Entlastung des Gesundheitssystems als entscheidender Faktor für das Auslaufen der COVID-19-Pandemie
Auf die Frage, ob sich Deutschland am Ende der Pandemie befindet, antwortete Marx: „Wir sind noch nicht am Ende der Pandemie. [...] Wir sind aber auf dem Weg aus der Pandemie.“ Sollte es in den nächsten Monaten nicht noch zu einer großen Infektionswelle kommen, die das Gesundheitssystem stark belastet, könne man von einem Auslaufen der Pandemie sprechen, ergänzte Kluge. Die von den Experten genannten Entlastungsmöglichkeiten des Gesundheitssystems wie die Telemedizin und die psychosoziale Beratung können in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. Auch die Impfung ist weiterhin entscheidend, um das Auslaufen der Pandemie zu beschleunigen und somit den Beginn der Post-
COVID-Ära einzuleiten.