Im Jahr 2022 starben 216.944 Menschen an den Folgen einer Herzkrankheit
Nach den aktuellen Zahlen des Deutschen Herzberichts 2024 starben im Jahr 2022 insgesamt 216.944 Menschen an den Folgen einer Herzkrankheit, im Vergleich zu 205.581 im Jahr 2021. Die Sterberate stieg auf 224,2 Gestorbene pro 100.000 Einwohner (2021: 215,2). Die häufigste Todesursache ist die koronare Herzkrankheit (KHK), die für 125.984 Todesfälle verantwortlich ist. Ein akuter
Herzinfarkt führte zu 46.608 Todesfällen, was einer Sterberate von 133,3 an KHK-Gestorbenen pro 100.000 Einwohner entspricht. Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, betonte bei der Vorstellung des neuen Herzberichts die Notwendigkeit genauerer Analysen der Anstiege, sieht jedoch noch keine Trendwende.
Sterberate durch Herzinsuffizienz stieg erstmals seit 2015 wieder an
Erstmals seit 2015 ist auch die Sterberate durch Herzinsuffizienz wieder gestiegen – von 35,8 auf 37,7 Gestorbene pro 100.000 Einwohner. Die chronische Herzschwäche ist oft das Endstadium anderer Herzkrankheiten und die häufigste Ursache für vollstationäre Krankenhausaufnahmen. Die Deutsche Herzstiftung hat daher ihre Bemühungen auf verstärkte Aufklärung und Forschung zur Herzinsuffizienz fokussiert.
Zusätzliche Krankheitslast durch Bluthochdruck und hohes Cholesterin
Die KHK und die Herzinsuffizienz sind weiterhin die häufigsten Todesursachen und eng mit Begleiterkrankungen wie
Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen,
Diabetes mellitus, Vorhofflimmern und Vorhofflattern verbunden. Laut Herzbericht sind die konsequente Behandlung dieser Begleiterkrankungen und ein gesunder Lebensstil entscheidend, um die KHK und Herzinsuffizienz zu bekämpfen. „Die konsequente Behandlung von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen durch zu viel LDL-Cholesterin im Blut mit gesundem Lebensstil und Medikamenten ist der entscheidende Hebel zum Eindämmen der KHK und Herzschwäche“, betonte Prof. Voigtländer.
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Frühzeitige Erkennung von Herzkrankheiten
Die vollstationären Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten sind 2022 leicht gestiegen, insbesondere bei Männern ab dem 45. Lebensjahr. „Umso wichtiger ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Herzkrankheiten, bevor es zur Notwendigkeit von Eingriffen kommt“, sagte Prof. Voigtländer. Kardio-MRT und die nicht-invasive koronare CT-Angiographie (CCTA), die 2024 nach einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen aufgenommen wurde, können Veränderungen der Herzkranzgefäße (Plaques, Verengungen) und deren Auswirkung auf die Durchblutung des Herzmuskels frühzeitig erfassen.
Pandemiejahr 2022: Rückläufige stationäre Versorgung
Die Pandemie beeinflusste die kardiologische Versorgung weiterhin negativ, insbesondere bei planbaren Eingriffen und in der kardiologischen Reha. Von 2018 zu 2022 kam es teilweise zu einer moderaten, aber teilweise auch zu einer deutlichen Abnahme bei herzchirurgischen und kardiologischen Eingriffen wie Koronarangiographien (-4,1%), PCIs (Herzgefäßaufdehnung durch Stent/Ballon) (-1%), Schrittmacher-/ICD-Implantationen (-3/-15,7%) bzw. isolierten Koronaroperationen (-25,9%). Viele Patient:innen vermieden Krankenhausaufenthalte aus Angst vor Infektionen, was langfristige Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit haben könnte. Prof. Voigtländer forderte, die Resilienz der herzmedizinischen Versorgung auch in Krisenzeiten zu stärken.
Regionale Unterschiede in der kardiologischen Versorgung und Sterblichkeit
Der Herzbericht zeigt außerdem deutliche regionale Unterschiede in der Versorgung und Sterblichkeit. Die in Deutschland weiterhin unterschiedliche Versorgungsdichte mit Kliniken, die ein Katheterlabor oder eine CPU vorhalten, hat zur Folge, dass in Regionen mit einer niedrigeren Versorgungsdichte behandlungsbedürftige Erkrankungen zu spät oder schlimmstenfalls gar nicht behandelt werden. „Rund 47.000 Herzinfarkte pro Jahr und 65.000 plötzliche Herztodesfälle, darunter eine Vielzahl aufgrund unentdeckter und nicht oder zu spät behandelter Herzkrankheiten, sind das beste Beispiel dafür“, sagte Prof. Voigtländer. So bestehen auch heute regionale Unterschiede in der Verbreitung beispielsweise von Kinderherzzentren, EMAH-Ambulanzen und überregionaler EMAH-Zentren, ebenso in der Verbreitung von CPUs und in der Kardiologendichte. Kommen beispielsweise in Hamburg auf einen Kardiologen 12.872 Einwohner, sind es im Saarland 49.633 Einwohner pro Kardiologe.
Regionale Unterschiede zeigen sich darüber hinaus in der Sterblichkeit und den Krankenhausaufnahmen wegen Herzkrankheiten. Östliche Bundesländer haben weiterhin die höchste Sterblichkeit durch KHK und Herzinfarkt. So haben 2022 die höchste Sterbeziffer (altersbereinigt) Sachsen-Anhalt mit 181 KHK- und 65 Herzinfarkt-Sterbefällen pro 100.000 EW, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 180 KHK- und 68 Herzinfarkt-Gestorbenen und Sachsen mit 157 KHK- und 56 Herzinfarkt-Gestorbenen pro 100.000 EW. Am niedrigsten sind die Sterbeziffern für KHK und Herzinfarkt in Hamburg (KHK: 91/Herzinfarkt: 34), Nordrhein-Westfalen (111/33) und in Baden-Württemberg (121/50). Bei der Herzinsuffizienz sind die höchsten Sterbeziffern in Sachsen-Anhalt mit 53 und Thüringen mit 50 Gestorbenen pro 100.000 EW, in Niedersachsen mit 48 und in Bremen 43 mit Gestorbenen pro 100.000 EW.
Hohe Bedeutung der Prävention für eine Verbesserung der Herzgesundheit in Deutschland
Die Diskussion um das
Gesunde-Herz-Gesetz hat die öffentliche Aufmerksamkeit insbesondere auf Defizite in den Präventionsbemühungen Deutschlands zur Vermeidung von kardiovaskulären Erkrankungen gelenkt. Zwar haben neben Fortschritten in Diagnostik, Therapie und nicht zuletzt auch verstärkte Präventionsaktivitäten – insbesondere gegen die Risikofaktoren Rauchen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen (hohes LDL-Cholesterin), Diabetes mellitus, Übergewicht sowie psychosozialer Stress – zur Senkung der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit durch die KHK und Herzinsuffizienz in den vergangenen Jahrzehnten gesorgt. Allerdings zeigen Studiendaten (1) auch, dass Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern weit hinten steht. Die Gründe hierfür sehen die Studienautoren u.a. in Defiziten bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben Alter und Genetik sind durch einen ungesunden Lebensstil verursachte Risikofaktoren wesentlich am Entstehen von KHK und anderen Herzkrankheiten wie Herzschwäche beteiligt. „Wir müssen für eine Verbesserung der Herzgesundheit in der Bevölkerung neben bestehenden Instrumenten der medizinischen Therapie, Screenings und Vorsorge-Check-Ups verstärkt die Effekte von frühzeitigen Präventionsprogrammen im Kindesalter für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Wissen über die Herzgesundheit nutzen“, forderte Prof. Voigtländer abschließend.
Der Deutsche Herzbericht – Update 2024 kann unter
www.herzstiftung.de/herzbericht kostenfrei als ePaper abgerufen werden.