In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur 3. Dosis noch einmal um 80% reduziert werden, wie Daten aus Israel ergeben hätten, sagte Lauterbach. Die EU-Kommission solle dazu aufgefordert werden, in Zusammenarbeit etwa mit der europäischen Arzneimittelbehörde eine entsprechende Empfehlung auszusprechen. „Die Lage ist in Europa, was die Pandemie angeht, schlechter als das Gefühl der Menschen“, sagte Lauterbach. Der Ukraine-Krieg ziehe zudem Aufmerksamkeit ab.
Lauterbach betonte, dass es derzeit viel Impfstoff in Europa gebe, der nirgendwo fehle. Die Abnahme durch einkommensschwächere Länder stocke. „Somit müssen wir befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.“ Infrage für die 4. Dosis – also den 2. „Booster“ nach einem Grundschutz – komme der Impfstoff von Moderna oder BioNTech/Pfizer. Die Entwicklung von Impfstoffen, die an neue Corona-Varianten angepasst sind, verzögere sich seiner Kenntnis nach, sagte Lauterbach. Er rechne im Herbst, womöglich im September, mit den neuen Impfstoffen.
BioNTech will nach eigenen Angaben in den kommenden Wochen erste Daten der klinischen Studie veröffentlichen, die mögliche Zulassungsanträge für einen Omikron-basierten Impfstoff unterstützen sollen. „Letztlich werden die Behörden entscheiden, ob und wann eine Genehmigung erteilt wird“, sagte eine Unternehmenssprecherin. „Wir halten uns bereit, unseren Impfstoff bereits im Frühsommer zur Verfügung zu stellen.“
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Erschienen am 30.03.2022 • Der Corona-Impfstoff des Herstellers Hipra soll als Booster-Impfung eingesetzt werden, er enthält zwei Versionen des Spike-Proteins, die im Labor künstlich hergestellt wurden.
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Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte empört auf Lauterbachs Ankündigung reagiert. „Das ist ein schwerer Schlag für die Impfkampagne“, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. „Der an die jetzt vorherrschende Omikron-Variante angepasste Impfstoff ist überfällig. Da reicht es nicht, für eine 2. Boosterimpfung der über 60-Jährigen zu werben. Denn das ist kein Ersatz für das schon für April versprochene Vakzin.“
In Deutschland wird die 4. Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten empfohlen. Daran ändere sich nichts, sagte Lauterbach. Die Frage sei lediglich, ob die Altersgrenze abgesenkt werde. Für Unter-60-Jährige könne die 4. Dosis dagegen nicht empfohlen werden, weil es dazu keine Daten gebe. Mit Blick auf Deutschland hatte Lauterbach sich bereits vergangene Woche dafür ausgesprochen, offensiver bei 4.-Impfungen vorzugehen. Bisher hätten nur 10% der Menschen eine 4. Impfung, die dafür in Frage kämen.