Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas betrifft alle Lebensbereiche
Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die mit etwa 200 Komorbiditäten und Komplikationen, wie
Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen, obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom und bestimmten Krebsarten assoziiert ist (5-9). Sie geht mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einher und ist eine komplexe, multifaktorielle Krankheit, die durch genetische, physiologische, sozioökonomische und psychologische Umweltfaktoren entstehen kann (10-12). Neben den körperlichen Auswirkungen leiden Betroffene somit oft auch unter den psychosozialen Folgen ihres Gewichts. Diskriminierung sowie Stigmatisierung betreffen dabei alle Lebensbereiche und reichen von Beruf bis Privatleben. Doch beides findet sich auch nach wie vor in den klassischen Medien, in Unterhaltungsformaten, im Internet, speziell etwa in den sozialen Medien, in der Werbung und in den Nachrichten bis hin zur Politik und im Gesundheitssektor (2).
Stigmatisierungen führen zu psychischen Erkrankungen bei Menschen mit Adipositas
Dies hat gravierende Folgen für das mentale Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen, denn die Stigmatisierung ist ein wichtiger Faktor für die schlechtere psychische Gesundheit von Menschen mit Adipositas. Eine Metaanalyse, in der 105 Studien mit Daten von knapp 60.000 Teilnehmer:innen zusammengefasst wurden, ergab, dass die von den Betroffenen wahrgenommene Stigmatisierung von Adipositas mit einer schlechteren psychischen Gesundheit einherging (r = - 0,35, p ≤ 0,001) (2). Das Ergebnis blieb auch nach Anpassung für Variablen wie das Körpergewicht signifikant. Psychische Erkrankungen wie Depressionen, hängen folglich eher mit der Stigmatisierung von Adipositas als mit der Krankheit an sich zusammen. In diesem Kontext wichtig zu wissen: Menschen mit Adipositas haben ein um 32% höheres Depressionsrisiko als Normalgewichtige. Tatsächlich, so fand die Metanalyse, geht auch die Internalisierung von Gewichtsvorurteilen (verinnerlichte Stigmatisierung) mit negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit einher. Überraschenderweise liegen diese auf einem mit externer Stigmatisierung vergleichbaren Niveau (2).
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Erschienen am 04.03.2024 • Anlässlich des Welt-Adipositas-Tages fordert der VDBD Adipositas als Erkrankung medizinisch und gesellschaftlich anzuerkennen. Mehr dazu hier!
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Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit durch Gewichtsabnahme
Neben einem stigmatisierungs- und diskriminierungsfreien Leben haben Menschen mit Adipositas ein Recht auf bestmögliche Unterstützung bei der Gewichtsabnahme. Denn jede nachhaltige
Reduktion des Körpergewichts kann positive Effekte auf die physische und psychische Gesundheit haben. So steigt bei einer Zunahme des Body Mass Index (BMI) um 5 kg/m
2 oberhalb von 25 kg/m
2 die Gesamtmortalität jeweils um 30% (8). Belegt ist auch, dass eine moderate Gewichtsabnahme im Bereich von 5 bis 15% des Ausgangsgewichtes diverse klinisch relevante Risikofaktoren verbessert und sich vorteilig auf Komorbiditäten auswirken kann – etwa auf Typ-2-Diabetes, Schlafapnoe und andere Atemwegserkrankungen, nichtalkoholische Fettlebererkrankung, Osteoarthritis oder kardiovaskuläre Erkrankungen (13). Zudem ist ein Gewichtsverlust auch mit einer deutlichen Abnahme depressiver Symptome assoziiert (14).
Gewichtsverlust durch medikamentöse Therapie
Eine
medikamentöse Therapie kann dabei ein wichtiger Baustein eines nachhaltigen Adipositasmanagements sein (3). Der Glucagon-like-Peptide-1 (GLP-1) Rezeptoragonist Semaglutid (Wegovy
®) kann Menschen mit Adipositas (≥ 30 kg/m
2 Adipositas oder ≥ 27 kg/m
2 bis < 30 kg/m
2 mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung), ergänzend zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität, dabei helfen, eine klinisch bedeutsame und anhaltende Gewichtsabnahme zu erreichen.