Therapeutika bei MDR-TB: Weniger effektiv und höheres Risiko für Nebenwirkungen
Die leitliniengerechte Therapie der MDR-TB umfasst mindestens 4 Medikamente, die je nach Ausmaß der
Antibiotikaresistenzen und Verfügbarkeit der Medikamente 6-18 Monate (oder länger) beträgt. Die dabei eingesetzten Therapeutika sind weniger effektiv als Rifampicin und Isoniazid, mit deutlich höheren Therapiekosten und einem höheren Risiko für Nebenwirkungen verbunden.
Hohe Medikamenten-Dosierungen zur Überwindung von Antibiotikaresistenzen
Ein besonders komplizierter Fall von antibiotikaresistenter Tuberkulose wurde an der Medizinischen Klinik des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum, zwischen November 2018 und der Schließung der Klinik im November 2021 betreut: Der Patient war mit einem Tuberkulose-Stamm infiziert, der gegen praktisch alle
Tuberkulose-Antibiotika resistent war. Nur Delamanid und das neu zugelassene Medikament Pretomanid waren in der Resistenztestung wirksam. In einem experimentellen Ansatz versuchte das medizinische Team, bestehende Antibiotikaresistenzen mit besonders hohen Medikamenten-Dosierungen zu überwinden. Unterstützt wurden sie dabei von Wissenschaftler:innen des Nationalen Referenzzentrums für Mykobakterien und der Molekularen und Experimentellen Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel, sowie von einem internationalen Team von Expert:innen.
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Sequentielle Antibiotikatherapie zur Verhinderung von Resistenzen
Erschienen am 17.01.2023 • Neueste Forschungsdaten zeigen, dass ein schneller Wechsel von Antibiotika Resistenzbildungen verhindern könnte. Mehr dazu lesen Sie hier!
Erschienen am 17.01.2023 • Neueste Forschungsdaten zeigen, dass ein schneller Wechsel von Antibiotika Resistenzbildungen verhindern...
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Sofortiger Tuberkulose-Rückfall nach Therapieende
Es gelang zunächst, die Bakterienlast so stark zu reduzieren, dass über den Zeitraum von beinahe einem Jahr keine Bakterien nachweisbar waren. Die eingesetzten Dosierungen überstiegen dabei die zugelassene Maximaldosis teilweise um das 6-fache. Mit dem Ende der Therapie nach insgesamt 28 Monaten stellte sich jedoch ein sofortiger Rückfall ein. Kurz darauf entwickelten die Tuberkulosebakterien eine zusätzliche Resistenz gegen Delamanid und auch Pretomanid. Danach gelang es nicht mehr, die Infektion zu kontrollieren und der Patient starb wenige Monate später. „Es ist weltweit der 1. Patient, bei dem Tuberkulosebakterien mit einer Resistenz gegen Pretomanid beschrieben wurden“, erklärt Prof. Christoph Lange, Medizinischer Direktor am Forschungszentrum Borstel und Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Ein Alarmsignal für die Ärzt:innen und eine Herausforderung zur Entwicklung neuer Medikamente.
Neue Medikamentenkombinationen bei MDR-TB nötig
„Wir haben gelernt, dass Antibiotikaresistenzen durch sehr hohe Medikamentendosierungen überwunden werden können und dass zumindest im Einzelfall diese hohen Dosierungen auch toleriert werden. Dennoch haben am Ende die Bakterien gesiegt“, sagt Erstautor Niklas Köhler, Arzt und Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Klinische Infektiologie und im DZIF. Für Patient:innen, bei denen die Tuberkulosebakterien gegen praktisch alle Antibiotika resistent sind, werden wir wahrscheinlich ganz neue Medikamentenkombinationen benötigen.“