Bowel Urgency: Starke Belastung für Patient:innen mit Colitis ulcerosa
Rund 270.000 Menschen leben in Deutschland mit
Colitis ulcerosa (CU) (1). Während die ersten Anzeichen häufig bereits im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter auftreten, sind die Symptome zu Beginn häufig unspezifisch, was die Diagnose zu einer Herausforderung machen kann (2). Neben Bauchschmerzen, Diarrhö, Fatigue, Verstopfungen, Tenesmus und rektalen Blutungen (3) ist auch Bowel Urgency (imperativer Stuhldrang) ein Symptom der CU, welches bei bis zu 80% der Patient:innen auftritt (4,5). So berichten etwa die Hälfte der Betroffenen von mindestens einmal täglich auftretender Bowel Urgency (4). Häufig verlieren die Patient:innen dabei die Fähigkeit zu unterscheiden, ob der Drang zur Entleerung des Darms durch Gas, Schleim oder Stuhl ausgelöst wird. Um einer Inkontinenz vorzubeugen, entwickelt sich eine Art Zwang, zur Toilette zu gehen, wann immer eine Dringlichkeit vorliegt (6). „Die Bowel Urgency hat natürlich enormen Einfluss auf die Lebensqualität der Patient:innen und ist, völlig nachvollziehbar, eines der Symptome, die die Patient:innen am stärksten belastet“, resümiert Prof. Dr. Tanja Kühbacher am Ende ihres Vortrages.
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Einschränkungen durch Bowel Urgency führen bei CU-Patient:innen auch zu psychischen Symptomen
„Colitis ulcerosa geht häufig mit einem hohen Leidensdruck der Patient:innen einher, welcher aktiven Einfluss auf den Selbstwert der Patient:innen, den Krankheitsverlauf, Familie und auf viele weitere Lebensbereiche hat“, erläutert Prof. Dr. Christian Jacob. Bowel Urgency und die Angst vor Urgency-assoziierten Unfällen schränkt CU-Patient:innen so ein, dass sie Strategien zur Situationsvermeidung entwickeln (7). Diese Einschränkung breitet sich so weit im Leben der Patient:innen aus, dass jede:r Dritte bis Vierte mit CED unter Angst- und/oder
Depressivitätssymptomen leidet (8).
Bowel Urgency hat Einfluss auf die sexuelle Gesundheit und Familienplanung
In der Real-World-Studie CONFIDE (Communicating Needs and Features of Inflammatory Bowel Disease Experiences) gaben mehr als 3 Viertel der befragten weiblichen und mehr als die Hälfte der männlichen Betroffenen an, dass sie sexuelle Aktivitäten aufgrund von mäßig bis schwer aktiver CU vermeiden oder einschränken, wobei Bowel Urgency als Hauptgrund für diese Auswirkungen angegeben wird (9). Dies kann sich auch auf die Familienplanung auswirken und ist einer der Gründe, warum CED-Patient:innen im Durchschnitt weniger Kinder haben als Nicht-Erkrankte. Die sexuelle Gesundheit ist also ein maßgeblicher Faktor für die Lebensqualität der CU-Patient:innen, auch mit Blick auf mögliche Familienplanung im aktiven Alter zwischen 20-40 Jahre, weswegen es wichtig ist, diesem Thema eine Relevanz in der Behandlung zuzuordnen (10).