Gelbfieber-Auffrischimpfung wird von der STIKO nach 10 Jahren empfohlen
Grundlage für die STIKO-Entscheidung, die im August 2022 im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht wurde, war eine aktualisierte Aufarbeitung und Bewertung der damals verfügbaren Evidenz (1). In Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Forschungsunternehmen wurde ein Review mit Metaanalyse erstellt, in dem – so die Kommission – „reduzierte Seroprotektionsraten bei gesunden Erwachsenen beobachtet“ wurden, und dies bereits „zwischen 5 und 10 Jahre nach der Verabreichung 1 Impfstoffdosis“. Daher werde nach Ablauf von 10 Jahren eine einmalige Gelbfieber-Auffrischimpfung empfohlen.
Risiko für Impfdurchbrüche ist sehr gering
„Mangels Verfügbarkeit anderer Daten sind in dem STIKO-Review vor allem Untersuchungen zur Seroprotektion ausgewertet worden“, sagt Prof. Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Daten zum Langzeit-Immunschutz durch Gedächtniszellen gebe es dagegen kaum, führt er aus. „Die wenigen Studien zu diesem Thema lassen jedoch auf ein sehr gutes Immungedächtnis und damit auch auf einen effektiven Schutz schließen.“ Sowohl die STIKO, als auch das CRM, weisen darauf hin, dass Post-Marketing-Studien fehlen, in denen ein mögliches Impfversagen nach der Gelbfieber-Vakzinierung erfasst und untersucht worden wäre. „Solche Studien sind schlicht nicht durchführbar“, sagt Jelinek dazu. In Anbetracht der sehr häufigen Anwendung der Gelbfieberimpfung in Risikogebieten wären dennoch klare Signale zu erwarten gewesen, wenn der Langzeitschutz wirklich eingeschränkt wäre. Diese habe es aber nicht gegeben. „Obwohl sich Impfdurchbrüche mangels Daten also nicht völlig ausschließen lassen, scheint das Risiko hierfür sehr gering zu sein,“ so der CRM-Leiter. Dies sei auch der Grund dafür gewesen, dass die WHO vor 10 Jahren keinen Anlass für eine Auffrischimpfung mehr gesehen habe.
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Metaanalyse zeigt eine Seroprotektionsrate von 94% durch eine einmalige Gelbfieberimpfung
Für Reisende ging der Booster-Verzicht in den Internationalen Gesundheitsvorschriften mit Einreiseerleichterungen einher, weil viele Länder seitdem nur noch den Nachweis über eine einmalige Gelbfieberimpfung verlangen – unabhängig davon, wie lange diese zurückliegt. Eine aktuelle Metaanalyse, die im renommierten Lancet-Journal veröffentlicht wurde, bestätigt nun diese Praxis (2). Für gesunde Erwachsene ergaben die in die Analyse eingeschlossenen, qualitativ hochwertigen Studien eine sehr hohe Seroprotektionsrate von 94%. Dabei deckten diese einen Zeitraum von 10 bis 60 Jahren nach einer einzelnen Gelbfieberimpfung ab.
Wiederimpfung im Hinblick auf Impfstoffknappheiten nicht notwendig
Eine Boosterimpfung hält Jelinek dennoch nicht prinzipiell für falsch. Die sehr gut verträgliche Impfung schade sicherlich nicht, wenn die üblichen Kontraindikationen beachtet würden. Neben der Stillzeit bei Frauen, deren Kind weniger als 6 Monate alt ist, zählen zu diesen auch eine bekannte Allergie gegen Hühnereiweiß oder einen anderen Vakzinbestandteil, eine symptomatische
HIV-Infektion oder andere Immunschwäche, aber zum Beispiel auch eine Myasthenia gravis. „Den Patientinnen und Patienten sollte jedoch auch mitgeteilt werden, dass der Nutzen des Boosters nicht belegt ist“, so sein Fazit. Neben dem Beratungsaufwand in der ärztlichen Praxis, der durch die widersprüchlichen Impfempfehlungen von STIKO und WHO gesteigert wird, betont das CRM auch eine Verantwortung gegenüber der globalen Situation: Angesichts der Impfstoffknappheit in vielen Endemieländern stelle sich die Frage, ob die Wiederimpfung von Reisenden wirklich der richtige Schritt in Richtung einer gerechteren Impfstoffverteilung sei.