Sonntag, 22. Dezember 2024
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Medizin

HIV und Krebs: Früher Beginn antiretroviraler Therapie senkt Risiko

HIV und Krebs: Früher Beginn antiretroviraler Therapie senkt Risiko
© fotoliaxrender - stock.adobe.com
HIV-Patient:innen haben ein erhöhtes Risiko an Haut- und Schleimhautkrebs zu erkranken, auch wenn dank einer antiretroviralen Therapie das HI-Virus im Blut eigentlich nicht mehr nachweisbar ist. Eine neue Studie der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien, des Ludwig Boltzmann Institute for Rare and Undiagnosed Diseases (LBI-RUD) und des CeMM Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zeigt nun, dass der Zeitpunkt des Starts der antiretroviralen Therapie einen Einfluss auf die Tumorentwicklung haben kann. Die Ergebnisse wurden aktuell im Fachjournal Immunity veröffentlicht.
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Krebsrisiko durch HIV massiv erhöht

HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) infiziert und zerstört Immunzellen, die ein bestimmtes Molekül (CD4-Rezeptor) auf der Oberfläche tragen. Im Krankheitsverlauf kommt es zu einer starken Verminderung dieser CD4+ T-Zellen, was mit einem erhöhten Risiko für Infekte einhergeht. Mit der antiretroviralen Therapie (ART) bei HIV-infizierten Patient:nnen kann die Vermehrung der Viren gehemmt und die Viruslast so weit gesenkt werden, dass HIV nicht mehr im Blut nachweisbar ist. Dadurch kommt es wieder zu einem Anstieg der CD4+ T-Zellen im Blut und es normalisiert sich der Schutz vor einer Infektanfälligkeit. Dennoch haben Menschen mit HIV trotz jahrelanger optimaler und unterdrückender antiretroviraler Therapie ein erhöhtes Risiko, an Haut- und Schleimhautkrebs zu erkranken. Insbesondere ist das Risiko für jene Krebsformen erhöht, die durch Humane Papillomviren (HPV) hervorgerufen werden. Das Risiko für HPV-assoziierten Analkrebs ist für HIV-infizierte Männer sogar 36-mal höher als für HIV-negative Menschen.

Zeitpunkt des Therapiebeginns beeinflusst Immunantwort von HIV-Patient:innen

Eine Forschungsgruppe rund um Simona Saluzzo und Georg Stary von der Universitätsklinik für Dermatologie beschreibt im renommierten Journal Immunity einen neuen Mechanismus, der Aufschluss über die zugrundeliegenden Ursachen der gewebespezifischen Dysregulation der Immunantwort bei HIV-Patient:innen geben kann. „Wir konnten feststellen, dass es Unterschiede in der gewebespezifischen Immunantwort gibt, je nachdem, ob früh oder spät nach der Diagnose der HIV-Infektion mit einer antiretroviralen Therapie begonnen wurde“, fasst Georg Stary, Letztautor der Studie, zusammen. Wichtig dabei sind auch die Gedächtnis-T-Zellen der Haut und Schleimhaut: Diese sind Teil des immunologischen Gedächtnisses und ermöglichen eine schnelle und effektive Gewebe-Immunantwort, wenn ein Organismus zuvor bereits mit einem Krankheitserreger in Kontakt war.

Große Bedeutung von Gewebe-Immunzellen bei HIV

Bei HIV-Patient:innen, die erst spät nach der Diagnose mit einer antiretroviralen Therapie begonnen haben, ist es trotz hoher Zahl an CD4+ T-Zellen im Blut zu einem irreversiblen Abbau von Gedächtnis-T-Zellen in Haut und Schleimhaut gekommen. Im Gegensatz dazu kann dieser Abbau der Gedächtnis-T-Zellen bei frühem Beginn der antiretroviralen Therapie verhindert werden. Außerdem wurde gezeigt, dass bei HIV-Patient:innen eine verminderte Anzahl von Gedächtnis-T-Zellen bei HPV-hervorgerufenem Schleimhautkrebs nachweisbar ist. Dies könnte das häufigere Auftreten und den stärkeren Krankheitsverlauf von HPV-assoziierten Tumoren bei Menschen mit HIV erklären. „Die Ergebnisse der Studie zeigen die große Bedeutung der Gewebe-Immunzellen für die Entstehung von Haut- und Schleimhauttumoren bei HIV-Patient:innen. Zudem können die Erkenntnisse auch Auswirkungen auf andere Patient:innen mit einem erhöhten Risiko für Haut- und Schleimhautkrebs haben und ähnliche Phänomene könnten beispielsweise bei immunsupprimierten Patient:innen nach einer Organ-Transplantation eine Rolle spielen“, so Georg Stary.

Quelle: MedUni Wien


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