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Medizin

Schilddrüse interdisziplinär: Neues aus Diagnostik und Therapie

Schilddrüse interdisziplinär: Neues aus Diagnostik und Therapie
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Vom 05. bis 06. Oktober fand das 26. Henning Symposium in Mannheim zum Thema „Schilddrüse interdisziplinär“ statt. Den bundesweit größten Schilddrüsenkongress richtete die Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften aus. 
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Jodmangel verursacht häufig Schilddrüsenknoten

Prof. Dr. Matthias Schott, Tagungspräsident und ärztlicher Leiter des Funktionsbereiches Spezielle Endokrinologie des Universitätsklinikums der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, sagte: „Ein Schwerpunkt des 26. Henning Symposiums liegt auf der interdisziplinären Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenknoten. Dabei stehen die verbesserten bildgebenden Verfahren, wie im Bereich der Sonographie, sowie die weiterführende Diagnostik im Fokus. Mit ihrer Hilfe lassen sich krankhafte Veränderung im Schilddrüsengewebe, zum Beispiel Knoten, immer früher erkennen und in der Folge auf eine Malignität abklären.“ Der in Deutschland vorherrschende Jodmangel (1) sowie eine gewisse genetische Veranlagung trage dazu bei, dass Schilddrüsenknoten neben autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen häufige Befunde im ärztlichen Praxisalltag darstellten.

Klassifizierung von Schilddrüsenknoten durch TIRADS-Systeme

Prof. Dr. Michael Kreißl, Chefarzt und Leiter des Bereiches Nuklearmedizin der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, sagte: „Obwohl die Mehrheit der im Ultraschall entdeckten Schilddrüsenknoten in der weiteren Abklärung unauffällig sind und meist keine Beschwerden verursachen, gilt es dennoch, eine Malignität so gut wie möglich auszuschließen. Hierbei spielen unter anderem die Differenzierung in hypo- und hyperfunktionelle Knoten mithilfe der Schilddrüsenszintigraphie sowie bei verdächtigen Schilddrüsenknoten die Klassifizierung durch TIRADS-Systeme, kurz für Thyroid imaging reporting and data system, eine wichtige Rolle.“ Könne in der anschließenden Risikobewertung eine Bösartigkeit nicht ausgeschlossen werden, seien eine Feinnadelbiopsie oder in Fällen, in denen dies nicht möglich ist, die Szintigraphie als nuklearmedizinisches Verfahren angezeigt.
 
 

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Verbesserte Schilddrüsendiagnostik senkt Operationsraten

Prof. Dr. Kerstin Lorenz, Stellvertretende Klinikdirektorin und Leiterin Endokrine Chirurgie im Universitätsklinikum Halle (Saale), sagte: „Die endokrin-chirurgische Verantwortung liegt in diesem interdisziplinären Zusammenspiel in der Abwägung, ob die Indiktion für eine Schilddrüsenoperation gegeben ist oder die Knoten weiter beobachtet beziehungsweise aus der Kontrollbedürftigkeit herausgenommen werden können. Dabei ist es nach wie vor anspruchsvoll, die operationsbedürftigen Befunde richtig einzuordnen und zu erkennen, um das Ausmaß der Operationen und damit verbundenen Komplikationsrisiken zu minimieren. Jedoch haben die sorgfältige Diagnostik, der interdisziplinäre Austausch und das Einbeziehen von Leitlinien über die letzten 10 Jahre in Deutschland zu einem erheblichen Rückgang der jährlichen Operationen von über 100.000 auf derzeit rund 65.000 beigetragen.“

AMWF-S3-Leitlinie zu Schilddrüsenkarzinomen aktualisiert

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Verwendung verbesserter, standardisierter Diagnoseverfahren werde auch in den kommenden Jahren die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenknoten weiter verbessern, sind sich die 3 Experten sicher. So seien zum Beispiel viele der genannten Verfahren und Empfehlungen bereits in die neue, aber noch zu veröffentlichende AMWF-S3-Leitlinie zu Schilddrüsenkarzinomen eingearbeitet worden, die perspektivisch zu einer noch stärkeren Individualisierung der Therapie führen werde.

Früherkennung von Schilddrüsenkarzinomen mittels Sonographie

Mit der Sonographie steht den behandelnden Ärzt:innen ein wichtiges Instrument zur Diagnostik von Schilddrüsenknoten und anderen Schilddrüsenerkrankungen, wie einer Hashimoto-Thyreoiditis oder einem Morbus Basedow, zur Verfügung (2). Prof. Dr. Matthias Schott, sagte: „Mithilfe der Sonographie lassen sich beispielsweise Schilddrüsenkarzinome frühzeitig erkennen und abklären. Dabei betrachtet die schallende Ärztin oder der schallende Arzt eine Kombination aus sonographischen Kriterien, die die Wahrscheinlichkeit für einen bösartigen Schilddrüsenknoten erhöhen. Die Parameter wie Echoarmut und mögliche Mikroverkalkungen des Knoten sowie eine unregelmäßige Begrenzung, ein kapselüberschreitendes Wachstum oder auch Lymphknotenschwellungen werden in standardisierten Klassifikationssystemen, den TIRADS, zusammengefasst und ausgewertet.“ Die ATA-TIRADS der Amerikanischen Schilddrüsengesellschaft, die EU-TIRADS der Europäischen Schilddrüsengesellschaft und die ACR-TIRADS des Amerikanischen College für Radiologie sind nur 3 Beispiele für derzeit existierende Klassifikationssysteme (2, 3).
 
 

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Schwachstelle der TIRADS: Tumor nicht sicher diagnostizierbar

Prof. Dr. Matthias Schott sagte: „All diese verschiedenen Systeme stellen standardisierte Verfahren zur Beurteilung von sonographisch detektierten Schilddrüsenknoten dar und besitzen einen hohen negativ prädiktiven Wert, wodurch sich ein Schilddrüsenkarzinom mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen lässt. Eine Schwachstelle der TIRADS ist hingegen ihr niedriger positiv prädiktiver Wert, weshalb sie ein Tumorgeschehen nicht sicher diagnostizieren können und es im Verdachtsfall einer weiteren Abklärung bedarf.“  

Bestimmung der Gewebefestigkeit mittels Elastographie

Als weiteres ultraschallgestütztes Verfahren gibt es noch die Elastographie, mit deren Hilfe sich die Gewebefestigkeit bestimmen lässt. Ähnlich wie bei den TIRADS-Systemen zeichnet sich dieses Untersuchungsverfahren durch einen hohen negativ prädiktiven und einen niedrigen positiv prädiktiven Wert aus (2, 3). Die Elastographie sollte laut Prof. Schott bei Verfügbarkeit zur Beurteilung eines Schilddrüsenknoten zusammen mit der standardisierten B-Mode-Sonographie zur Risikostratifizierung zum Einsatz kommen. Mittels Feinnadelbiopsie kann ein in der Bildgebung identifizierter Verdachtsfall überprüft werden (2, 4).

Schilddrüsenknoten und Schilddrüsenkarzinom aus nuklearmedizinsicher Sicht

Die meisten Knoten werden zufällig per Ultraschall entdeckt, verursachen keine Beschwerden und sind in der weiteren Abklärung unauffällig. Zwar konnte eine aktuelle Studie von Grußendorf et al. eine Malignitätsrate von ultraschalldetektierten Schilddrüsenknoten von lediglich 1,1% nachweisen (5), dennoch gilt es, eine Bösartigkeit bestmöglich auszuschließen. Denn insgesamt sind die Fallzahlen an Schilddrüsenkrebs in den letzten Jahrzehnten gestiegen (6), was allerdings zu einem großen Teil an dem verstärkten Einsatz des Ultraschalls und dem Nachweis von kleineren Schilddrüsenkarzinomen liegt.

Quelle: Sanofi


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