Donnerstag, 21. November 2024
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Langzeitbeschwerden nach Corona-Infektion – Psychosoziale Faktoren erhöhen Risiko für Long-COVID um 50%

Langzeitbeschwerden nach Corona-Infektion – Psychosoziale Faktoren erhöhen Risiko für Long-COVID um 50%
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Etwa 20% der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen leiden auch 6 Monate nach der Erkrankung noch unter anhaltenden körperlichen Beschwerden (1). Eine eindeutige organische Ursache für dieses als Long- oder Post-COVID bezeichnete Phänomen konnte bisher nicht gefunden werden. Nachgewiesen ist jedoch, dass biopsychosoziale Faktoren wie depressive Symptome, Angst, negative Stressbelastung und Einsamkeit das Risiko für Long-COVID um bis zu 50% erhöhen. Was daraus folgt, erläutert eine Expertin morgen auf der Online-Vorab-Pressekonferenz zum Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
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Psychosoziale und psychologische Faktoren spielen eine erhebliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des Long-COVID-Syndroms

Long-COVID ist gemäß der S1-Leitlinie definiert als das Fortbestehen von Symptomen nach einer COVID-19-Infektion über einen Zeitraum von 4 Wochen. Nach einem Zeitraum von 12 Wochen spricht man vom Post-COVID-Syndrom. Welche Ursachen den Beschwerden zugrunde liegen, wird in der Fachwelt heftig diskutiert - sind es biologische Ursachen oder eher psychosomatische Auslöser? „Einige methodisch solide wissenschaftliche Arbeiten haben inzwischen gezeigt, dass psychosoziale und psychologische Faktoren eine erhebliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des Long-COVID-Syndroms spielen“, berichtet Dr. med. Christine Allwang, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
 
 

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Depressive Symptome, Ängstlichkeit, Angst vor Infektion, Stresserleben oder Einsamkeit: Erhöhtes Risiko von Long-COVID

So zeigt eine Studie (2) , dass Menschen, die vor einer Coronavirus-Infektion unter depressiven Symptomen, Ängstlichkeit, Angst vor einer Infektion, Stresserleben oder Einsamkeit litten, ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer COVID-Long-Term-Symptomatik hatten. „Bei Vorliegen von 2 der genannten Belastungsfaktoren war das Risiko um bis zu 50% erhöht“, berichtet Allwang. Grundlage der Studie waren die Daten von knapp 55.000 Teilnehmenden aus 3 großen Registerstudien, die im April 2020 noch keine COVID-Infektion durchgemacht hatten und zu psychosozialen Faktoren befragt worden waren. 6% meldeten in den folgenden 47 Wochen eine COVID-Infektion und wurden weiter ausgewertet.
„Das sind Ergebnisse, die auf umfassenden Zahlen beruhen und die man nicht wegdiskutieren kann“, betont Allwang. Dass psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle spielen, kann die Münchner Post-COVID-Expertin aus eigener Erfahrung bestätigen. „Sehr viele Menschen, die an Long-COVID leiden, hatten vor der Infektion starke psychosoziale Belastungen im Alltag, etwa als Alleinerziehende, im Beruf, durch die Pflege von Angehörigen oder durch eine Trennung“, sagt Allwang, die das Forschungsprojekt „PsyLoCo“ zur Entwicklung einer Therapie für Long-COVID koordiniert. „Der Körper reißt die Betroffenen quasi aus dem Leben und zwingt sie, sich in einem Ausmaß mit sich selbst zu beschäftigen, das sie sich vorher nicht zugetraut hätten.“

Negative Erwartungshaltung als Risikofaktor für eine anhaltende Belastung durch Long-COVID

Auch bei anderen Risikogruppen für Long-COVID ist die psychische Verfassung ein hervorstechendes Merkmal. „Es zeigt sich, dass ein erheblicher Anteil der Long-COVID-Betroffenen eine Vorgeschichte mit Depressionen oder Angststörungen hat“, stellt Allwang fest. Auch die Erwartung, nach einer Covidieninfektion mit anhaltenden körperlichen Beschwerden zu kämpfen zu haben, ist ein Risikofaktor für Post-Covidien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Längsschnittstudie mit 1.792 Personen aus Gesundheitsberufen (3). „Es zeigte sich, dass bei den Teilnehmenden, die eine Infektion befürchteten, die körperlichen Beschwerden zunahmen oder stärker wahrgenommen wurden“, erklärt Allwang. „Eine negative Erwartungshaltung ist auch ein Risikofaktor für eine anhaltende Belastung.“
 
 

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Der Deutsche Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie findet vom 3. bis 5. Mai 2023 in der Urania Berlin e.V. statt.
Teilnahmelink

Quelle: Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Literatur:

(1) Lemogne C, Gouraud C, Pitron V, Ranque B. Why the hypothesis of psychological mechanisms in long COVID is worth considering, Journal of Psychosomatic Research
(2) Wang S. et al. Associations of depression, anxiety, worry, perceived stress and Loneliness prior to infection with risk of Post-COVID-19 conditions. Jama Psychiatry
(3) Engelmann P et al. Risk factors for worsening of somatic symptom burden in a prospective cohort during the COVID-19 pandemic. Frontiers in Psychology, 2022


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