LDL-Senkung mit Kombination aus Statinen und Ezetimib bei 80% der Patient:innen nach 6 Wochen erfolgreich
Zu viel LDL-Cholesterin kann Plaques begünstigen und die Blutgefäße anfälliger für einen akuten Gefäßverschluss machen, wodurch sich das Risiko für einen
Herzinfarkt deutlich erhöht. In der Studie „Jena auf Ziel“ (JaZ) am Universitätsklinikum Jena wurden Menschen untersucht, die einen Herzinfarkt erlitten haben und nun eine hochintensive LDL-Cholesterin-senkende Therapie erhielten. Die Kardiolog:innen, die die Studie durchführten, wollten wissen, wie sich die Werte des LDL Cholesterins dieser Patientengruppe am besten auf die in den Leitlinien empfohlenen Zielwerte senken lassen. Eine erste, bereits publizierte Analyse zeigte, dass durch eine Kombination von generisch verfügbaren lipidsenkenden Medikamenten (Statine und Ezetimibe) bei 80% der Patient:innen nach 6 Wochen die Zielwerte erreicht werden konnten. Bei wem das nicht ausreichte, half die zusätzliche Gabe von Bempedoinsäure und PSCK-9-Hemmer. Innerhalb von 12 Monaten konnten bei allen die Blutfettwerte auf das gewünschte Maß gebracht werden.
Was kostet mehr? Eine effiziente Therapie oder ein Herzinfarkt?
Diese intensive medikamentöse Therapie allerdings hat natürlich einen Preis. Deshalb steht die berechtigte Frage im Raum, ob der Nutzen den Kosten gerecht wird. Studienleiter Prof. Oliver Weingärtner: „Wir haben in einer Folgeanalyse errechnet, wie hoch der durchschnittliche wirtschaftliche Schaden bei einer Krankenhauseinweisung wegen schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse innerhalb der ersten 24 Monate ist. Für solche liegt das Risiko bei weniger effektiven, aber günstigeren Therapien deutlich höher. Das Ergebnis setzten wir dann mit der teuren, aber zielgerichteten, medikamentösen Therapie ins Verhältnis.“ Hierfür wurden wirtschaftliche und klinische Daten gesammelt, einschließlich der Kosten für Medikamente, Aufenthaltsdauer der Patient:innen, und der Krankenhauskosten.
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Krankenhausaufenthalte sind 3-mal teurer als Medikamente
Insgesamt wurden 85 Patient:innen aus der JaZ-Studie mit einem Durchschnittsalter von 64,4 Jahren beobachtet. Die durchschnittliche Dauer des ersten Krankenhausaufenthalts lag pro Person bei etwa 7 Tagen. Für die 85 STEMI-Patient:innen summierten sich 631 Krankenhaustage mit Gesamtkosten von 802.185,13€. In den ersten 12 Monaten nach dem Herzinfarkt wurden alle 85 Personen regelmäßig in einer speziellen Lipidambulanz untersucht und die Therapie bedarfsgerecht optimiert. Nach 12 Monaten wurde es den einzelnen Patient:innen freigestellt, ob sie weiter in der Spezialambulanz des Uniklinikums Jena oder vom betreuenden Hausarzt bzw. Hausärztin weiterbehandelt werden wollten. 24 Monate nach dem Herzinfarkt waren 96.3% der Patient:innen auf Statine, 87,7% auf Ezetimib, 17,3% auf Bempedoinsäure und 6,2% auf einen PCSK9-Hemmer eingestellt. 10 der 85 Patient:innen mussten im Verlauf aufgrund eines erneuten Herz-Kreislauf-Ereignisses im Krankenhaus behandelt werden. Für diese 10 entstanden dadurch zusätzliche Kosten für den 2. Krankenhausaufenthalt in Höhe von 73.411,17€.
In den ersten 24 Monaten waren in der Gruppe mit dem erneuten Krankenhausaufenthalt die Kosten durch Absetzen von lipidsenkenden Medikamenten pro Patient:in niedriger (547,04€ vs. 2.562,29€). Dafür waren bei ihnen die LDL-Cholesterinwerte signifikant höher (2.04 ± 1.26 mmol/L vs. 1.27 ± 0.47 mmol/L; p < 0.001). Bei Einbeziehung der zusätzlichen Kosten des weiteren Krankenhausaufenthalts stiegen die Kosten in der Gruppe mit dem 2. Herz-Kreislauf-Ereignis auf 7.921,25€ – also auf mehr als das 3-fache gegenüber Patient:innen ohne Zweitereignis.
Langfristige Vorteile von lipidsenkenden Therapien für Betroffene, Arbeitgeber und Volkswirtschaft
Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine intensive, lipidsenkende Therapie nach einem Herzinfarkt nicht nur die Gesundheit der Patient:innen verbessert, sondern auch dazu beiträgt, langfristig die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken. Dabei werden nicht nur die Krankenkassen entlastet. Die verhinderten Krankenhausaufenthalte haben außerdem einen positiven Effekt für die Volkswirtschaft, denn betroffene Erwerbstätige können öfter ihrer Arbeit nachgehen. Betriebe bleiben damit produktiver, was sich positiv auf die gesamte Volkswirtschaft auswirkt. Weingärtner: „Die Vorteile für alle Beteiligten liegen damit klar auf der Hand. Es ist in unseren Augen wichtig, dass
Patientinnen und Patienten frühzeitig mit einer optimalen Therapie behandelt werden, um sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Schäden zu verhindern.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.