Versorgung mittels Telemonitoring für vulnerable Gruppen mit Lungenerkrankungen
An der Studie nahmen 745 Patient:innen teil, die an
Asthma,
chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder anderen Lungenerkrankungen litten oder zuvor an COVID-19 erkrankt waren. Sie erhielten Spirometer, mit denen sie das Lungen- und Atemvolumen messen konnten.
Eine App, die die Studienteilnehmenden auf ihren Smartphones installierten, übertrug die Messergebnisse sowie weitere freiwillig einzugebende Daten wie Gewicht, Medikamenteneinnahme oder ähnliches an die Studienzentren. Dort werteten Ärzt:innen die Ergebnisse aus. „Die Studie wurde zu Beginn der
Sars-CoV-2-Pandemie aufgesetzt, um besonders vulnerablen Gruppen mit Lungenerkrankungen eine fortgesetzte Versorgung mittels Telemonitoring zu ermöglichen“, erklärt Professor Dr. med. Christoph Schöbel, Leiter des Instituts für Schlaf- und Telemedizin an der Universitätsmedizin Essen und Vorsitzender der DGIM-Arbeitsgruppe Telemedizin, der die Studie mitverfasst hat.
Hoher Nutzen und mehr Daten zur Lungenfunktion durch Telemedizin
Insgesamt bewerteten die teilnehmenden Patient:innen das Programm zu 99% als positiv, 70% berichteten zudem, ihre Lebensqualität habe sich durch die Teilnahme an dem Programm verbessert. Auch die an der Studie beteiligten Ärzt:innen attestierten dem Programm einen hohen Nutzen. Positiv stach hervor, dass die Patient:innen deutlich mehr Spirometer-Messungen vornahmen, als in der Regelversorgung möglich gewesen wären. Durchschnittlich einmal im Monat übertrugen sie Messergebnisse über die App an die Studienzentren, wohingegen in der Regelversorgung mit Messungen in der Praxis meist nur eine Messung pro Quartal vorgenommen wird. „Dank der einfachen Datenübertragung per App lagen uns mehr Daten vor, die
Aufschluss über die Lungenfunktion der Patient:innen gaben. So können wir deutlich früher erkennen, wenn sich der Zustand eines Betroffenen verschlechtert und frühzeitig nötige Behandlungsschritte ergreifen“, sagt Schöbel.
Großer Bedarf für digitale Versorgungsansätze
Die Expert:innen diskutieren zudem weitere Beispiele, wie digitale Ansätze die Versorgung internistischer Patient:innen verbessern können. „Zu bestimmten Krankheitsbildern gibt es bereits sehr weit fortgeschrittene digitale Versorgungsansätze, wie etwa bei der
Herzinsuffizienz, wo es bereits einen Anspruch auf telemedizinische Betreuung gibt“, sagt Professor Dr. med. Friedrich Köhler, der stellvertretende Vorsitzende der DGIM-Kommission Digitale Transformation in der Inneren Medizin. In anderen Bereichen bestehe noch großer Bedarf, damit digitale Versorgungsansätze tatsächlich einen Mehrwert für alle Beteiligten darstellen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
Braun M, Schmidt O, Schultz T et al. Erfahrungen mit der digitalen Versorgung von Patienten mit chronischen und akuten Lungenerkrankungen während der SARS-CoV-2-Pandemie. Internist 2022; 63: 255–65. https://doi.org/10.1007/s00108-022-01266-3