Mehr Telefonreanimationen im Vergleich zu 2022
Während die Quote der Reanimation durch Ersthelfende im Vergleich zum Vorjahr mit etwa 51% unverändert geblieben ist, hat sich die Reanimationsquote durch First-Responder, die unter anderem durch den Einsatz von SbEA (Smartphone-basierte Ersthelfenden-Alarmierung) Apps alarmiert werden, leicht von 6,1% auf 7% erhöht. Eine weitere Steigerung gab es bei der
telefonischen Anleitung zur Reanimation durch die Leitstellen: die Quote erhöhte sich im Vergleich zu 2022 von 30,9% auf 33%. „Auch wenn hier noch deutlich Luft nach oben ist, zeigt dies eine sehr erfreuliche Entwicklung“, erklärt Prof. Dr. Matthias Fischer, Mitglied des Organisationskomitees des Deutschen Reanimationsregisters. „Diese Anleitungen erhöhen die Erfolgsrate der Ersthelfenden-Reanimation signifikant und tragen wesentlich dazu bei, die Überlebenschancen der Betroffenen zu verbessern.“
Geringe Verbesserung bei der Hilfsfrist: 74% der Patient:innen innerhalb von 8 Minuten erreicht
Eine geringere Verbesserung konnte bezüglich der Hilfsfrist festgestellt werden: Nach Alarmierung wurden über 74% der Patient:innen innerhalb von 8 Minuten vom ersten Rettungsfahrzeug erreicht. Im Jahr 2022 war dies in 72,6% der Fälle möglich. „Damit sind wir vom Ziel, 80% aller Patientinnen und Patienten nach Notrufeingang innerhalb von 8 Minuten zu erreichen, leider noch etwas entfernt.“, so Prof. Fischer.
Weitere wichtige Daten und Zahlen im Überblick
Geschlechterverteilung: Zwei Drittel der Reanimationsfälle betrafen Männer, ein Drittel Frauen.
Durchschnittsalter: 70,1 Jahre; 45% der Betroffenen im erwerbsfähigen Alter unter 70 Jahren. Vorerkrankungen: 30% der Patient:innen hatten keine oder nur leichte Vorerkrankungen.
Ursache: In 55,7% der Fälle waren kardiale Ereignisse die Ursache, in rund 15% respiratorische Ereignisse (Störung oder Ausfall der Atmung, z.B. Verschlucken, Ertrinken).
Umfeld: 70% der Reanimationen wurden im häuslichen Umfeld durchgeführt; 15,4% im öffentlichen Raum.
Überlebensrate: 32,5% der Patient:innen konnten mit ROSC (Rückkehr des spontanen Kreislaufs) in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Die 30-Tage-Überlebensrate bzw. Entlassungsrate liegt bei 10,4%. Über 80% der entlassenen Patient:innen wiesen eine gute neurologische Erholung auf.
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© Universitätsklinikum Freiburg
Laienreanimation wird zu Ersthelfenden-Reanimation
Die Daten für den Bericht stammen von 146 Notarzt- und Rettungsdiensten aus Deutschland, die eine Gesamtbevölkerung von ca. 39 Millionen Menschen versorgen. Davon weisen 46 teilnehmende Notarzt- und Rettungsdienste, die sogenannten Referenzstandorte, eine besonders hohe Datenqualität auf. Diese insgesamt sehr große Stichprobe erlaubt repräsentative Aussagen. Erstmalig wird im Bericht statt dem Begriff „Laienreanimation“ der Begriff „Ersthelfenden-Reanimation“ verwendet. „Damit wollen wir die aktive Rolle und das Engagement derjenigen betonen, die in Notsituationen helfen“, erklärt Prof. Dr. Fischer. „Wer hilft, kann zum Lebensretter werden, egal ob mit oder ohne Vorkenntnisse.“
Mehr Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen nötig
Herz-Kreislauf-Stillstände stellen eine der zeitlich drängendsten und komplexesten Herausforderungen in der Notfallmedizin dar. Daher sollten die aktuellen Ergebnisse einen Anstoß geben, das Qualitätsmanagement im Rettungsdienst weiter zu optimieren, betont Fischer. Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) ruft als Trägerin des Deutschen Reanimationsregisters alle Akteure dazu auf, die Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen zu intensivieren. „Die Ziele sind klar: Wir müssen bei der Reanimationsquote durch Ersthelfende deutlich besser werden und es endlich schaffen, an die Quoten anderer europäischer Länder anzuknüpfen, die weit über 70% liegen“, fordert Prof. Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Organisationskomitees des Reanimationsregisters und Sprecher der Sektion Notfallmedizin in der DGAI. Besonders viel Potenzial liege dabei im weiteren Ausbau der telefonisch angeleiteten Reanimation durch die Leitstellen. „Unsere Erfahrung zeigt, dass selbst Menschen ohne medizinische Vorkenntnisse in der Lage sind, durch telefonische Anleitung effektive Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten, die Profis in den Leitstellen müssen nur daran denken“, erklärt er.
Eine weitere relevante Stellschraube sei die regelmäßige Schulung in Wiederbelebungsmaßnahmen, die allen Bevölkerungsgruppen zugänglich gemacht werden müsse. Die DGAI setzt sich seit Jahren dafür ein, die
Reanimationsausbildung zum festen Bestandteil der Schulcurricula zu machen. „In einigen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wird das bereits umgesetzt, andere Bundesländer sollten diesem Vorbild dringend folgen“, so Gräsner.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)