Masern-Fälle nehmen in vielen Ländern zu
Beliebte Fernreiseziele wie Marokko und Kenia, aber auch europäische Länder wie Österreich, die Niederlande, Italien und Großbritannien - sie alle haben im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg von Masern-Infektionen erlebt. Oft haben die Infektionswellen bereits im Jahr 2023 begonnen und dauern zu Beginn dieses Jahres weiterhin an. Auch in Deutschland erkrankten im Jahr 2024 besonders viele Menschen an dem Virusinfekt.
Masern: hochansteckend, aber vermeidbar
Das Masernvirus springt leicht von einem Menschen auf den anderen über, und das oft schon mehrere Tage bevor die Infizierten überhaupt Krankheitssymptome wahrnehmen. Das Virus hat aber auch eine Schwachstelle: Es benötigt den menschlichen Körper, um zu überleben. Einen tierischen Wirt gibt es nicht. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Masern weltweit zu eliminieren, wäre daher durch konsequentes Impfen leicht zu erreichen. „Leider bleibt jedoch die Impfquote in vielen Ländern hinter den notwendigen 95% zurück“, sagt Prof. Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Auch in Deutschland werde zu wenig und zu spät geimpft.
Impflücken in Deutschland: Besonders 2. Dosis fehlt oft
Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollten Kleinkinder mit 11 Monaten eine erste Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten. Im Alter von 15 Monaten sollte der Schutz mit einer 2. Dosis komplettiert werden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wird jedoch besonders die 2. Impfung zu selten und zu spät wahrgenommen.
Demnach haben 87% der Kinder im Alter von 15 Monaten mindestens eine erste Impfung erhalten, eine 2. Impfung ist bis zum Alter von 24 Monaten jedoch nur bei 77% der Kinder erfolgt (1). „Somit hat fast jedes 4. Kind zum Ende des 2. Lebensjahres noch keinen kompletten Impfschutz gegen Masern“, erläutert Jelinek. Zum Teil würden die Impfungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Bis dahin könne das Kind jedoch bereits erkrankt sein und das Virus an weitere Personen ohne Impfschutz weitergegeben haben, oft Angehörige besonders vulnerabler Gruppen. Dazu zählen etwa Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion oder sehr junge Kinder im ersten Lebensjahr, die ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben.
Infektionsrisiko durch Reisetätigkeit und Migration
„Auch Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, haben oft keinen ausreichenden Impfschutz“, erklärt der Experte- und nennt als Beispiel die vielen Erntehelfern aus Rumänien, die jedes Frühjahr auf deutschen Erdbeer- und Spargelfeldern arbeiten. Diese seien nicht nur durch hiesige Masernviren gefährdet, sondern könnten die Viren auch selbst mitbringen. Rumänien ist eines der Länder, das von der aktuellen Masernwelle besonders stark betroffen ist. Da während der Corona-Pandemie in zahlreichen Ländern Masern-Impfkampagnen eingestellt wurden, sind die Fallzahlen weltweit erheblich gestiegen. Dies gefährdet auch Reisende, die daher auf einen vollständigen Impfschutz achten sollten.
Mögliche Komplikationen einer Maserninfektion
Eine Maserninfektion beginnt in der Regel mit Fieber, Erkältungsbeschwerden und einer Bindehautentzündung. Später kommt ein charakteristischer Ausschlag am Körper hinzu. Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen leicht und klingt nach 1 bis 2 Wochen von selbst wieder ab. „Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es regelmäßig zu Komplikationen kommt“, mahnt Jelinek. Dazu zählen Mittelohr- und Lungenentzündungen, in einem von 1000 Fällen auch eine Gehirnentzündung, die für 10 bis 20% der Betroffenen tödlich endet und bei weiteren 20 bis 30% bleibende Schäden hinterlässt (2). Eine andere Form der Gehirnentzündung, die Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), kann als sehr seltene Spätfolge auch Jahre nach der Infektion noch auftreten und verläuft immer tödlich. Hiervon sind 4 bis 11 von 100.000 Masernerkrankten betroffen.
Quelle:CRM Centrum für Reisemedizin
Literatur:
(1) Impfquoten in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus dem RKI-Impfquotenmonitoring, abrufbar unter: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/12350/EB-50-2024_10-25646-12956.pdf?sequence=1&isAllowed=y, letzter Zugriff: 21.03.2025
(2)Bundesministerium für Gesundheit: Masern-Erkrankungen in Deutschland, abrufbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/m/masern.html, letzter Zugriff: 21.03.2025.