Ein Arzt in Frankreich könne dann etwa die Krankengeschichte eines Portugiesen einsehen, der in Paris krank wird, und die richtigen Medikamente verschreiben, sagte Kyriakides. Unnötige Untersuchungen würden überflüssig. Patienten mit seltenen Krankheiten könnten ihre Daten zudem mit Ärzten in anderen Ländern teilen. Auch würde Geld gespart, weil Untersuchungen nicht wiederholt werden müssten. Die EU-Staaten müssten sicherstellen, dass alle Dokumente ein einheitliches europäisches Format hätten.
Potential der Daten nutzen
Das zweite Ziel des Vorschlags ist, dass Forscher, Industrie und öffentliche Institutionen das Potenzial der Daten nutzen können. So könnten etwa Medikamente und medizinische Geräte entwickelt werden oder die Regierung könne während einer Pandemie besser Entscheidungen treffen. Datenschutz- und Sicherheitsstandards sollten stets beachtet werden, sagte Kyriakides. Bürgerinnen und Bürger sollten die Kontrolle über ihre Daten haben und selbst entscheiden, welche Informationen sie teilen. Forscher bräuchten zudem die Erlaubnis der nationalen Behörden, um mit den Daten zu arbeiten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
DGIM: Wie Datenschutz in Deutschland Patient:innen gefährdet
Erschienen am 03.05.2022 • Wie weit ist die Digitalisierung in Deutschland? Welche Schwierigkeiten bedrohen im Moment die Gesundheit der Patient:innen? Das und mehr hier!
Erschienen am 03.05.2022 • Wie weit ist die Digitalisierung in Deutschland? Welche Schwierigkeiten bedrohen im Moment die Gesundheit...
© LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com
Unterschiedliche Fortschritte bei der Digitalisierung
Der Raum für Gesundheitsdaten soll Kyriakides zufolge bis 2025 im Einsatz sein. Zuvor müssen sich jedoch noch das Europaparlament und die EU-Staaten damit befassen. Eine Hürde dürfte auch sein, dass die Digitalisierung der Gesundheitssysteme in den EU-Staaten sehr verschieden fortgeschritten ist.
„Für Deutschland heißt das: Wir müssen jetzt Tempo machen bei der Digitalisierung unseres Gesundheitswesens“, sagte der Präsident des Digitalverbands Bitkom Achim Berg. Grundsätzlich begrüßte er den Vorschlag der EU-Kommission. Der europäische Gesundheitsdatenraum könne die Versorgung der Menschen in Europa massiv verbessern. Er bilde die Grundlage „zu einer verbesserten und schnelleren Entwicklung von Therapien, Medikamenten und Untersuchungsmethoden, was Millionen Menschen unmittelbar helfen wird“.