Sonntag, 22. Dezember 2024
Navigation öffnen
Gesundheitspolitik

Lauterbach wirbt für Pflegereform – Mehr Unterschiede beim Beitrag

Lauterbach wirbt für Pflegereform – Mehr Unterschiede beim Beitrag
© fotomek – stock.adobe.com
Angesichts immer höherer Kosten für Millionen Pflegebedürftige will die Regierung gegensteuern und die gesamte Finanzbasis verstärken. Dafür soll auch der Pflegebeitrag steigen – aber nicht für alle.
Anzeige:
Programmatic Ads
 
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wirbt trotz breiter Kritik für die geplante Pflegereform, um Entlastungen und stabilere Finanzen zu erreichen. „Die Pflegebedürftigen haben unsere volle Solidarität verdient“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Da die Kosten von guter Pflege steigen, darf die Solidargemeinschaft nicht wegschauen und diese höheren Kosten den zu Pflegenden und ihren Angehörigen überlassen.“ Zur Finanzierung soll der Pflegebeitrag zum Sommer erhöht werden und zudem stärker danach unterscheiden, ob man Kinder hat oder nicht. Größere Familien würden profitieren und ab 3 Kindern weniger zahlen müssen als heute.

Pflegebeitrag soll sich an der Zahl der Kinder orientieren

Laut einem Entwurf des Ministeriums soll der allgemeine Beitrag zum 1. Juli „moderat um 0,35 Prozentpunkte“ angehoben werden. Noch liegt er bei 3,05% des Bruttolohns, für Menschen ohne Kinder bei 3,40%. Gleichzeitig umgesetzt werden soll aber auch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach Eltern mit mehreren Kindern bessergestellt werden müssen als kleine Familien und Kinderlose.

Konkret würden die Pläne dazu führen, dass Familien mit 3 und mehr Kindern weniger zahlen als derzeit. Laut Entwurf läge der Beitrag bei 3 Kindern künftig bei 3,10% – davon entfallen 1,40% auf die Versicherten und 1,70% auf die Arbeitgeber. Bisher sind es beim Beitrag für Menschen mit Kindern für Arbeitgeber sowie für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jeweils 1,525%.

Generell würde sich ein größerer Unterschied zwischen den Beiträgen mit und ohne Kinder ergeben – durch das Anheben des allgemeinen Beitrags um 0,35 Punkte und eine noch zusätzlich vorgesehene Anhebung des Zuschlags für Kinderlose um 0,25 Punkte. Dies führte laut einer Übersicht des Ministeriums dazu, dass der Beitrag ohne Kinder von nun 3,40% auf 4,00% steigt – davon 2,30% auf Beschäftigtenseite statt bisher 1,875%.

Teurer würde es auch für Familien mit einem Kind, für die der Beitrag laut Entwurf von 3,05% auf 3,40% steigen soll – dabei würde sich der Arbeitnehmeranteil von 1,525% auf 1,70% erhöhen. Mit 2 Kindern würde der Beitrag künftig bei 3,25% liegen – und der Arbeitnehmeranteil leicht auf 1,55% steigen.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Krankenkassen fordern Milliarden-Zuschuss für die Pflege

Erschienen am 31.01.2023Aktuell beträgt der Bundeszuschuss für die Pflegeversicherung eine Milliarde Euro pro Jahr, der Großteil der Pflegeversicherung wird aus Beiträgen finanziert.

Erschienen am 31.01.2023Aktuell beträgt der Bundeszuschuss für die Pflegeversicherung eine Milliarde Euro pro Jahr, der Großteil...

© Wolfilser – stock.adobe.com

Finanzierung der Pflegeversicherung stabilisieren

Lauterbach sagte, es gelte die Finanzierung der Pflegeversicherung zu stabilisieren. „In einer menschlichen Gesellschaft muss uns die Pflege Hochbetagter mehr wert sein. Dass immer mehr Menschen nach einem arbeitsreichen Leben in die Sozialhilfe abrutschen, werden wir nicht akzeptieren.“ In Heimen, aber ganz besonders bei der Pflege zu Hause müssten Leistungen deutlich verbessert werden.

Erhöhung des Pflegegelds um 5% Prozent geplant

Um immer höhere Kosten für Pflegebedürftige abzufedern, sehen die Pläne dazu mehrere Entlastungen zum 1. Januar 2024 vor. So soll für Pflegebedürftige zu Hause das zuletzt 2017 erhöhte Pflegegeld um 5% steigen. Für Pflegebedürftige im Heim sollen 2022 eingeführte Zuschläge angehoben werden. Dies soll den Eigenanteil für die reine Pflege künftig im ersten Jahr im Heim um 15 statt 5% drücken, im zweiten um 30 statt 25%, im dritten um 50 statt 45% und ab dem vierten Jahr um 75 statt bisher 70%. Hintergrund ist, dass die Pflegeversicherung – anders als die Krankenversicherung –  nur einen Teil der Kosten für die reine Pflege trägt. Dazu kommen für Heimbewohner noch Zahlungen etwa für Unterkunft und Verpflegung.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Studie: Zusehends mehr Pflegebedürftige im Heim mit Sozialhilfe

Erschienen am 22.02.2023Immer mehr Pflegebedürftigen im Heim sind auf Sozialhilfe angewiesen, auch die Eigenanteile für die Pflege im Heim steigen weiter an.

Erschienen am 22.02.2023Immer mehr Pflegebedürftigen im Heim sind auf Sozialhilfe angewiesen, auch die Eigenanteile für die Pflege...

© sergign – stock.adobe.com

Kritik an der geplanten Pflegereform 

An den Plänen wird weiter Kritik laut. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte erneut mehr Zuschüsse aus Steuermitteln. „Der Bund muss selbst Verantwortung übernehmen und Defizite der Pflegekassen ausgleichen.“ Wenn wegen des demografischen Wandels künftig weniger Erwerbstätige mehr Pflegebedürftige allein über Beiträge finanzieren müssten, bekomme man ein großes Problem. Der Linke-Fachpolitiker Ates Gürpinar sagte, Lauterbachs Problem sei, dass er zur Finanzierung nur eine Antwort kenne: Erhöhung der Beiträge. Längst sei aber klar, dass man im jetzigen System an die Grenzen gestoßen sei. „Nötig ist ein Umdenken, damit finanziell starke Schultern endlich mehr Verantwortung für die Pflege tragen.“

Quelle: dpa


Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"Lauterbach wirbt für Pflegereform – Mehr Unterschiede beim Beitrag"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.