Kostentreiber Arzneimittel: Neue Medikamente sind häufig nicht innovativ, aber teuer
Im Jahr 2020 stiegen die Ausgaben der Techniker Krankenkasse (TK) in Rheinland-Pfalz für Arzneimittel im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 8,34% auf rund 261 Millionen Euro. Damit folgt Rheinland-Pfalz dem bundesweiten Trend (+ 8,61%). Insgesamt belaufen sich die Arzneimittelausgaben der TK im Jahr 2020 auf über 5,5 Mrd. Euro – ein Anteil von fast 18% der gesamten Leistungsausgaben.
„Diese Zahlen zeigen den ungebremsten Anstieg der Arzneimittelkosten“, so Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. „Die Dimension wird deutlich, wenn man diese in Relation zu den Gesamtausgaben der TK für die Leistungserstattung der ambulanten Ärzte in Rheinland-Pfalz setzt, die mit 293 Millionen Euro nur rund 30 Millionen Euro höher liegen. Einsparungen sind im Arzneimittelbereich dringend erforderlich, zumal der Einstiegspreis oft nicht mit einer entsprechenden Verbesserung der Arzneimittel einhergeht. Somit sind die hohen Preise nicht immer gerechtfertigt“, so Simon weiter.
Neu nicht gleich besser
Ein Großteil neu eingeführter Arzneimittel stellen keine echten Innovationen dar, wie der jährlich publizierte Innovationsreport von Prof. Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse verdeutlicht. Seit 2013 wurden 200 neu auf den Markt gekommene Medikamente bewertet, von denen rund 50% keine Verbesserung für die Patientinnen und Patienten im Vergleich zu bereits vorhandenen Arzneimitteln lieferten. "Neu ist nicht gleich besser. Das Problem ist, dass diese neuen, aber häufig nicht innovativen Arzneimittel jedoch im ersten Jahr ihrer Einführung unverhältnismäßig teuer sind, weil die Hersteller den Preis selbst festlegen können. Und dass sie aufgrund von Marketing trotzdem verordnet werden, obwohl es in den meisten Fällen gleichwertige, günstigere Mittel gibt, die bereits am Markt sind", sagt der TK-Landeschef. "Das belastet die Krankenkassen und damit natürlich die Beitragszahler enorm."Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
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Einsparungen von fast 8 Milliarden Euro möglich
Durch die schwierige finanzielle Situation der Krankenkassen (im nächsten Jahr droht ein Fehlbetrag von rund 17. Mrd. Euro) ist ein schnelles Handeln notwendig, um eine größere Belastung für die Versicherten aufgrund steigender Beiträge zu vermeiden. So fordert die TK neben einer veränderten Preisbildung weitere Einsparungsmöglichkeit, wie die Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel auf den ermäßigten Steuersatz von sieben% und eine Erhöhung des sogenannten Herstellerabschlags auf patentgeschützte Arzneimittel. Simon: „Alleine die Kombination dieser beiden Maßnahmen könnte zu Einsparungen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von fast 8 Milliarden Euro führen."Quelle:Techniker Krankenkasse Landesvertretung Rheinland-Pfalz