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Chancen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Medical Data Sciences: Medizinischer Fortschritt basiert auf Daten

Chancen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Medical Data Sciences: Medizinischer Fortschritt basiert auf Daten
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Unter dem Motto „Medizin im Wandel – Präziser, Integrativer, Nachhaltiger“ kamen vom 21.-25. August 2022 rund 500 Wissenschaftler:innen zur digitalen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) und der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) zusammen. Sie diskutierten Chancen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Medical Data Sciences.
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Forschung ermöglicht größere Effizienz und Nachhaltigkeit in der Medizin

„Angesichts der derzeitigen gesellschaftlichen Krisen ist größere Effizienz und Nachhaltigkeit auch ein Thema für die Medizin. Medizinische Versorgung verbraucht enorme volkswirtschaftliche Ressourcen. Personalisierung verspricht hier nicht nur eine bessere Versorgung der individuellen Patient:innen, sondern auch eine Einsparung durch gezieltere Vorsorge und Therapie“, begrüßte der Tagungspräsident Prof. Dr. Michael Krawczak vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, die Teilnehmenden der Konferenz. Technische und methodische Neu- und Weiterentwicklungen aus dem disziplinenübergreifenden Fachgebiet der Medical Data Sciences helfen dabei, die hierfür erforderlichen Daten, Informationen und Wissensinhalte besser zu vernetzen und zu nutzen. So kann Forschung dazu beitragen, Medizin im Wandel effizient – und damit nachhaltig – zu gestalten.
 
 

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Neue Erkenntnisse gewinnen durch gemeinsames Wirken von Bio- und Medizininformatik, Biometrie, Epidemiologie und medizinische Dokumentation

„Gerade das gemeinsame Wirken der Medizininformatik, Biometrie, Epidemiologie, Bioinformatik und medizinischen Dokumentation trägt dazu bei, neue Erkenntnisse noch schneller in die Anwendung zu bringen“, betont GMDS-Präsident Prof. Dr. Harald Binder anlässlich der Eröffnung der Konferenz.
 
 

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Ethische, rechtliche und politische Rahmenbedingungen der Forschungsnutzung von Gesundheitsdaten

Hochrangige Referent:innen aus dem In- und Ausland befassten sich während der 5-tägigen Konferenz in 5 Keynotes, 23 Vortragssessions und 2 Paneldiskussionen mit den Fragen der Verfügbarkeit und Nutzung sowie des Schutzes und der Sicherheit von Gesundheitsdaten. Außerdem wurden die ethischen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der Forschungsnutzung von Gesundheitsdaten beleuchtet. Dazu diente insbesondere die Paneldiskussion „Gesundheitsdatenarchitektur für Versorgung und Forschung: Wie wächst zusammen, was zusammengehört?“ unter Beteiligung von Vertreter:innen großer Forschungsinfrastrukturinitiativen. „Das Ziel großer Initiativen wie der Medizininformatik-Initiative (MII) und des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) ist es, Gesundheitsdaten aus unterschiedlichen Quellen besser zugänglich und für die Forschung nutzbar zu machten“, erläuterte TMF-Geschäftsführer Sebastian C. Semler. Auf politischer Ebene soll dieses Anliegen in der laufenden Legislaturperiode u.a. mit der Schaffung eines Forschungsdatengesetzes und eines Gesundheitsdatennutzungsgesetzes vorangebracht werden. „Dafür braucht es eine übergreifende Infrastrukturplanung und Konvergenz der bestehenden Initiativen“, so Semler.

Potenziale und Chancen einer vernetzten Gesundheitsdatenarchitektur für Forschung und Versorgung

Kooperationen zwischen verschiedenen Einrichtungen und Infrastrukturen der Gesundheitsforschung kommt dabei eine immer größere Bedeutung zu. In den letzten Jahren haben Wissenschaft und Politik bereits große Dateninitiativen auf den Weg gebracht, die es nun zu bündeln gilt. So soll die Medizininformatik-Initiative zum Herzstück der datenbasierten Gesundheitsforschung in Deutschland werden und der Wissenschaft ein breites Spektrum medizinischer Daten bereitstellen. „Das zukünftige, durch die MII etablierte nationale Forschungsdatenportal für Gesundheit muss den Weg dafür öffnen, Forschungsdaten unabhängig von ihrem jeweiligen Projektumfeld über einen einheitlichen Zugangsweg auffindbar zu machen“, forderte MII-Konsortialleiter Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch. Die MII wird zukünftig enger mit dem NUM kooperieren, um mögliche Synergien beider Initiativen besser zu nutzen.

Die genomische Medizin erfordert wissensgenerierende Versorgungskonzepte und eine umfassende Dateninfrastruktur

Die vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Initiative genomDE dient dem Aufbau einer bundesweiten Plattform für die medizinische Genomsequenzierung und dem Austausch der dabei entstehenden molekularen Daten. „Die genomische Medizin erfordert wissensgenerierende Versorgungskonzepte. Diese benötigen als Kernelement eine umfassende Dateninfrastruktur zur ergebnisorientierten Evaluation und iterativen Anpassung der Versorgungskonzepte. Eine Vernetzung und Zusammenführung von bestehenden Datenbanken ist hierzu unerlässlich“, unterstrich TMF-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Rita Schmutzler vom Universitätsklinikum Köln.

Multimorbide Patient:innen: Übergreifende Forschungsansätze und  eine gemeinsame Dateninfrastruktur

Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) wiederum treiben die Forschung zu den großen Volkskrankheiten voran und sind wichtige Innovatoren in der Medizin. „Die zunehmende Häufigkeit multimorbider Patient:innen erfordert übergreifende Forschungsansätze, die wiederum eine gemeinsame Dateninfrastruktur benötigen“, erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Universitätsmedizin Greifswald. Kooperationen zwischen diesen Einrichtungen und Initiativen könnten zukünftig die Nutzung möglicher Synergien befördern, indem sie Expertisen bündeln und die Entwicklung neuer Methoden und Technologien unterstützen. Die Referent:innen waren sich einig, dass ein Kulturwandel in der Wissenschaft vonnöten sei, nicht nur um solche Kooperationen Realität werden zu lassen, sondern auch um eine echte „Kultur des Datenteilens“ zu schaffen.

Vorhandene Datenschutzkonzepte anpassen und weiterentwickeln, um den Anforderungen der Digitalisierung in der Medizin gerecht zu werden

In institutions- und länderübergreifenden Forschungsvorhaben wird der Datenschutz oft zu einer Herausforderung. Das nationale und europäische Datenschutzrecht macht die Nutzung personenbezogener Daten für Forschungszwecke zu einer komplexen Angelegenheit. „Im Datenschutz besteht eine enorme Diskrepanz zwischen juristischer Auffassung und alltäglicher wissenschaftlicher Praxis“, erläuterte Prof. Georg Schmidt, Arbeitskreis Medizinischer Ethikkommissionen (AKEK) in der Bundesrepublik Deutschland e.V. „Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Auslegungen der EU-Datenschutzgrundverordnung durch die Bundes- und Landesdatenschutzbehörden sowie die lokalen Datenschutzbeauftragten - mit einer Tendenz zur engen Auslegung des gesetzlichen Rahmens.“ Deshalb empfiehlt Prof. Dr. Sebastian Graf von Kielmansegg, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten zur Datennutzung für die medizinische Forschung konsequenter auszuschöpfen. Prof. Dr. Klaus Pommerening, langjähriger Sprecher der TMF-Arbeitsgruppe Datenschutz, wünscht sich, dass existierende Datenschutzkonzepte umfassend angepasst, weiterentwickelt und erweitert werden, um den Anforderungen der Digitalisierung in der Medizin Rechnung zu tragen. „Wir werden Therapien nur dann verbessern, wenn wir den bereits vorhandenen und noch entstehenden Schatz medizinischer Daten konsequent nutzen. Überbordender Datenschutz kostet nicht nur Geld, sondern auch Leben. Was anderswo in der EU, wie in Estland und Dänemark, in einem identischen EU-Rechtsrahmen möglich ist, muss auch in Schleswig-Holstein möglich sein“, forderte Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein.

Aufklärung der Patient:innen über die Nutzung ihrer Daten für medizinische Forschung

Hannelore Loskill, BAG Selbsthilfe, forderte mehr Aufklärung für Patient:innen über die Nutzung ihrer Daten für medizinische Forschung. „Forschung ohne Patient:innen ist nicht möglich!“, so Loskill. Patient:innen seien oft bereit dazu, ihre Daten zur Verfügung zu stellen, aber man muss sie über Ziele und Fortgang der Forschung regelmäßig und umfassend informieren.

Quelle: TMF e.V.


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