Unterbehandlung von Patient:innen mit Herzinsuffizienz
Laut einem der führenden Experten für Herzinsuffizienz (HI), Prof. Dr. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, stellt die Unterbehandlung von HI-Patient:innen weiterhin ein globales Problem dar (1). „Die Implementierung der ESC-Guidelines 2023 ist weltweit schwach, damit auch in Deutschland“.
Barrieren in der Umsetzung der ESC-Leitlinien
Leitlinien werden zu spät umgesetzt und stabile Patient:innen oftmals nicht oder unzureichend therapiert, so Prof. Böhm. „Da sie allerdings ohne Vorboten an einem plötzlichen Herztod versterben können, sind auch stabile HI-Patienten immer adäquat zu behandeln“. Weiteres Manko: Vielfach wird zu spät therapiert. „Studien zeigen jedoch übereinstimmend, dass frühzeitige Interventionen zur signifikanten Reduktion kardialer Ereignisse führen“. Dass von den HI-Patient:innen über 80 Jahren nur wenige gut therapiert sind (1), erschwert die Umsetzung der ESC-Guidelines ebenfalls. Prof. Böhm wertet dies als „verkehrt und fatal: Denn die Alten profitieren genauso wie die Jüngeren“. Zur dringend benötigten Optimierung der Versorgungsqualität soll künftig auch eine intensivierte interdisziplinäre Kooperation beitragen. „Wichtig ist zudem, Komorbiditäten stärker zu berücksichtigen“, betont der Saarländer Kardiologe.
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Cave chronische Niereninsuffizienz
Stichwort Komorbiditäten: Die chronische Nierenerkrankung (CKD) ist bekanntlich ein Risikofaktor für Herzinsuffizienz – das kardiorenale Syndrom ist Folge des komplexen Zusammenspiels der beiden Hochleistungsorgane. In Deutschland sind 10 Millionen von der zunehmenden CKD betroffen, so Prof. Dr. Roland E. Schmieder, Erlangen. Prekär: „Nur 28% davon wissen von ihrer Erkrankung und nur 63% von ihnen sind in ärztlicher Behandlung“. Zur spezifischen Nephro-Protektion und zu wie er sagt „Löschung des Flächenbrandes“ empfiehlt Prof. Schmieder Lifestyle-Maßnahmen wie Bewegung, gute Ernährung und Nikotinverzicht. Im Fokus der Medikation steht
Empagliflozin: „Es bewirkt eine Risikoreduktion von 80% und halbiert die eGFR-Abnahme pro Jahr – auch bei Albuminurie“. Angesagt sind zudem SGLT-2-Hemmer: „Sie reduzieren die Hyperkaliämie um 80% und die Gichtanfälle um 36%“.
Quelle: Symposium „Herzinsuffizienz: Management einer komplexen Erkrankung“ auf der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), 04.04.2024; Veranstalter: Boehringer Ingelheim und Lilly Allianz
(1) M.R. Cowie et al. Patient factors associated with titration of medical therapy in patients with heart failure with reduced ejection fraction: data from the QUALIFY international registry. ESC Heart Failure 2021; 8: 861 – 871.