Clusterkopfschmerz liegt vor allem bei Männern vor
Mit 8 bis 10 Millionen Betroffenen in Deutschland ist Migräne eine sehr häufige Erkrankung, die insbesondere Frauen betrifft (1). Der Clusterkopfschmerz hingegen ist viel seltener; in Deutschland geht man von rund 120.000 Betroffenen aus (2). Männer sind häufiger betroffen als Frauen, das Verhältnis liegt bei 3:1, wobei der Clusterkopfschmerz bei Frauen unterdiagnostiziert ist, da lange Zeit von einem ausschließlichen Auftreten bei Männern ausgegangen wurde. Etwa 10 bis 20% der Clusterkopfschmerzpatient:innen leiden zusätzlich an einer Migräne. Nicht bekannt dagegen ist, wie häufig Migränepatient:innen an Clusterkopfschmerz leiden, so Dr. Kamm.
Unterschiede zwischen Clusterkopfschmerzen und Migräne
Die beiden Kopfschmerzarten unterscheiden sich in ihrer klinischen Präsentation deutlich (3). Clusterkopfschmerzen weisen neben dem Kopfschmerz trigemino-autonome Begleitsymptome, wie ein tränendes Auge oder eine laufende Nase auf. Während der Kopfschmerz-Attacken sind Patient:innen typischerweise sehr unruhig und haben ein erhöhtes Bedürfnis sich zu bewegen. Dahingegen verstärkt sich der Kopfschmerz bei einer Migräneattacke typischerweise durch körperliche Aktivität wie Gehen oder Treppensteigen. Es werden Begleitsymptome, wie Übelkeit und Erbrechen beobachtet; zusätzlich besteht Reizempfindlichkeit. Zusammen führen diese Symptome eher zu einem Rückzugsbedürfnis der Patient:innen. Bezüglich der Erkrankungsdauer unterscheiden sich die beiden Kopfschmerzarten ebenfalls wesentlich. Während die Kopfschmerzen bei einer Migräne zwischen 4 und 72 Stunden anhalten können, erreichen Clusterkopfschmerzen innerhalb von maximal 3 Stunden ein sehr starkes Schmerzmaximum.
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Migräne und Clusterkopfschmerz – Diagnose und Therapie
Sofern die beiden Kopfschmerzarten gemeinsam auftreten, ist die klinische Präsentation meist nicht eindeutig, was die Diagnostik erschwert. Dies ist ein Grund, warum insbesondere für Clusterkopfschmerzpatient:innen häufig viele Jahre bis zur Diagnosestellung vergehen. Bei der Diagnose ist es wichtig eine sehr genaue Anamnese durchzuführen, um festzustellen, ob nur eine Kopfschmerzart vorliegt oder es sich um verschiedene Kopfschmerzerkrankungen handelt. Außerdem sollte bei einem erstmaligen oder weiteren Auftreten einer Kopfschmerzerkrankung eine Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, da beide Formen auch mit anderen Ursachen einhergehen können. Für die Therapie ist relevant, dass nach dem vorherrschenden Kopfschmerz behandelt wird. „Dabei ist der
Goldstandard für beide Erkrankungen die Triptane“, berichtete Dr. Kamm. Dabei muss darauf geachtet werden, dass besonders bei Clusterkopfschmerzen orale Triptane nicht wirksam sind, da die Dauer der Kopfschmerzattacke zu kurz ist. So muss hierbei auf die subkutane oder nasale Anwendung zurückgegriffen werden. Aus diesem Grund ist die richtige Diagnose bereits hier sehr wichtig.
Wegen der schwierigen Unterscheidung von Migräne und Clusterkopfschmerzen ist es wichtig, dass Menschen mit unklaren oder sehr beeinträchtigenden Kopfschmerzen von der Hausarztpraxis in eine Kopfschmerzambulanz oder eine neurologische Praxis überwiesen werden.
Quelle: Online-Pressekonferenz „Kopfschmerztag 2023: Aktuelle Herausforderungen in der Kopfschmerzversorgung“, 05.09.2023, Veranstalter: DMKG