Donnerstag, 21. November 2024
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Medizin

Doppelt betroffen: Diagnose und Therapie bei Migräne und Clusterkopfschmerz

von David Meier

Doppelt betroffen: Diagnose und Therapie bei Migräne und Clusterkopfschmerz
© fizkes – stock.adobe.com
Im Gegensatz zu Migräne mit bis zu 10 Millionen Betroffenen zählen Clusterkopfschmerzen zu den weniger bekannten Kopfschmerzarten. Oft erkennen nur spezialisierte Ärzt:innen diese Erkrankung. Menschen, die gleichzeitig von Migräne und dem selteneren Clusterkopfschmerz betroffen sind, müssen oft 5 bis 10 Jahre auf die Diagnosestellung warten. „Wir müssen davon ausgehen, dass diese spezielle Kopfschmerzkombination bei vielen Menschen überhaupt nie erkannt wird“, so Dr. Katharina Kamm vom LMU-Klinikum in München. Menschen, die unter einer Migräne oder unter Clusterkopfschmerz leiden, stehen vor besonderen Herausforderungen und benötigen umfassende Diagnostik und Behandlungsansätze.
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Clusterkopfschmerz liegt vor allem bei Männern vor

Mit 8 bis 10 Millionen Betroffenen in Deutschland ist Migräne eine sehr häufige Erkrankung, die insbesondere Frauen betrifft (1). Der Clusterkopfschmerz hingegen ist viel seltener; in Deutschland geht man von rund 120.000 Betroffenen aus (2). Männer sind häufiger betroffen als Frauen, das Verhältnis liegt bei 3:1, wobei der Clusterkopfschmerz bei Frauen unterdiagnostiziert ist, da lange Zeit von einem ausschließlichen Auftreten bei Männern ausgegangen wurde. Etwa 10 bis 20% der Clusterkopfschmerzpatient:innen leiden zusätzlich an einer Migräne. Nicht bekannt dagegen ist, wie häufig Migränepatient:innen an Clusterkopfschmerz leiden, so Dr. Kamm.

Unterschiede zwischen Clusterkopfschmerzen und Migräne

Die beiden Kopfschmerzarten unterscheiden sich in ihrer klinischen Präsentation deutlich (3). Clusterkopfschmerzen weisen neben dem Kopfschmerz trigemino-autonome Begleitsymptome, wie ein tränendes Auge oder eine laufende Nase auf. Während der Kopfschmerz-Attacken sind Patient:innen typischerweise sehr unruhig und haben ein erhöhtes Bedürfnis sich zu bewegen. Dahingegen verstärkt sich der Kopfschmerz bei einer Migräneattacke typischerweise durch körperliche Aktivität wie Gehen oder Treppensteigen. Es werden Begleitsymptome, wie Übelkeit und Erbrechen beobachtet; zusätzlich besteht Reizempfindlichkeit. Zusammen führen diese Symptome eher zu einem Rückzugsbedürfnis der Patient:innen. Bezüglich der Erkrankungsdauer unterscheiden sich die beiden Kopfschmerzarten ebenfalls wesentlich. Während die Kopfschmerzen bei einer Migräne zwischen 4 und 72 Stunden anhalten können, erreichen Clusterkopfschmerzen innerhalb von maximal 3 Stunden ein sehr starkes Schmerzmaximum.
 
 

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Migräne und Clusterkopfschmerz – Diagnose und Therapie

Sofern die beiden Kopfschmerzarten gemeinsam auftreten, ist die klinische Präsentation meist nicht eindeutig, was die Diagnostik erschwert. Dies ist ein Grund, warum insbesondere für Clusterkopfschmerzpatient:innen häufig viele Jahre bis zur Diagnosestellung vergehen. Bei der Diagnose ist es wichtig eine sehr genaue Anamnese durchzuführen, um festzustellen, ob nur eine Kopfschmerzart vorliegt oder es sich um verschiedene Kopfschmerzerkrankungen handelt. Außerdem sollte bei einem erstmaligen oder weiteren Auftreten einer Kopfschmerzerkrankung eine Bildgebung mittels Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, da beide Formen auch mit anderen Ursachen einhergehen können. Für die Therapie ist relevant, dass nach dem vorherrschenden Kopfschmerz behandelt wird. „Dabei ist der Goldstandard für beide Erkrankungen die Triptane“, berichtete Dr. Kamm. Dabei muss darauf geachtet werden, dass besonders bei Clusterkopfschmerzen orale Triptane nicht wirksam sind, da die Dauer der Kopfschmerzattacke zu kurz ist. So muss hierbei auf die subkutane oder nasale Anwendung zurückgegriffen werden. Aus diesem Grund ist die richtige Diagnose bereits hier sehr wichtig.
Wegen der schwierigen Unterscheidung von Migräne und Clusterkopfschmerzen ist es wichtig, dass Menschen mit unklaren oder sehr beeinträchtigenden Kopfschmerzen von der Hausarztpraxis in eine Kopfschmerzambulanz oder eine neurologische Praxis überwiesen werden.

Quelle: Online-Pressekonferenz „Kopfschmerztag 2023: Aktuelle Herausforderungen in der Kopfschmerzversorgung“, 05.09.2023, Veranstalter: DMKG

Literatur:

(1) Pfaffenrath V. et al. Regional variations in the prevalence of migraine and tension-type headache applying the new IHS criteria: the German DMKG Headache Study. Cephalalgia, 2009, Abrufbar unter: https://journals.sagepub.com/doi/10.1111/j.1468-2982.2008.01699.x, Letzter Zugriff: 12.09.2023.
(2) Gaul C. et al. Cluster Headache – Clinical Features and Therapeutic Options: Dtsch Ärztebl Int, 2011, Abrufbar unter: https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/101941, Letzter Zugriff: 12.09.2023.
(3) Al-Mahdi Al-Karagholi M et al. Debate: Are cluster headaches and migraine distinct headache disorders? The Journal of Headache and Pain, 2022, Abrufbar unter: https://thejournalofheadacheandpain.biomedcentral.com/articles/10.1186/s10194-022-01504-x, Letzter Zugriff: 12.09.2023.


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