HIV frühzeitig erkennen, Neuinfektionen vorbeugen
Mehr als 50% der
HIV-Patient:innen erhalten laut Prof. Gerd Fätkenheuer (Uniklinik Köln) erst spät im Verlauf der HIV-Infektion (late presentation) ihre Diagnose. Die Folgen sind ein verspäteter Behandlungsbeginn, eine verzögerte Immun-Rekonstitution sowie eine erhöhte Sterblichkeit. Eine frühe Diagnose würde dagegen das Auftreten opportunistischer Infektionen verhindern, die Sexualpartner:innen der infizierten Personen schützen und Neuinfektionen reduzieren. Beispielsweise lässt sich eine frische HIV-Infektion an Frühsymptomen wie einen makulopapulösen Hautausschlag, Fieber, einer Lymphadenopathie, Arthralgien sowie einer Pharyngitis erkennen, welche in 30% der Fälle auftreten. Ebenso muss bei Indikator-Erkrankungen wie
Herpes zoster oder einem oralen Soor sowie bei sexuell übertragbaren Erkrankungen an eine mögliche HIV-Infektion gedacht und auf diese getestet werden.
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HIV: PrEP könnte noch viel mehr Menschen schützen
Erschienen am 27.03.2023 • Laut der Deutschen Aidshilfe könnte die HIV-Prophylaxe noch viel mehr Menschen in Deutschland schützen. Details dazu lesen Sie hier!
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Hepatitis-C-Infektion: Wie fallen Risikopatient:innen nicht durchs Netz?
Der Hepatitis-C-Virus wird unter anderem beim intravenösen Drogenkonsum, in Wohngemeinschaften mit Virusträgern, durch sexuelle Kontakte sowie perinatal übertragen. Um infizierte Patient:innen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, plädiert Prof. Nektarios Dikopoulos, Dornstadt, dafür, sich ein lokales Netzwerk mit Einrichtungen, die mit Risikopatient:innen in Kontakt kommen, aufzubauen. Zu nennen wären hier z. B. suchtmedizinischen Einrichtungen und Beratungsstellen, psychiatrische Einrichtungen, Substitutionspraxen sowie der Justizvollzugsanstalt. Des Weiteren stellen Schwangere ein potenzielles Kollektiv zum Screening dar, da eine Hepatitis-C-Infektion zu einem erhöhten Komplikationsrisiko bei der Mutter führt und das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung besteht.
Hepatitis C: Undiagnostizierte Patient:innen finden, aber wie?
Auf eine Hepatitis-C-Virus-Infektion sollten laut Pavel Khaykin, Frankfurt am Main, insbesondere Patient:innen mit auffälligen Laborwerten (Transaminasen, Gamma-Glutamyl-Transferase) oder mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden, Gelenkschmerzen, Gewichtsverlust und Konzentrationsstörungen getestet werden. Des Weiteren sollte ein Screening auf Risikogruppen erfolgen. Zu diesen zählen injizierende Drogenabhängige, Migrant:innen aus gefährdeten Gebieten, Männer, die Sex mit Männern haben, Personen mit Hafterfahrung sowie Menschen mit Tätowierungen oder Piercings, die sie unter nicht einwandfreien hygienischen Bedingungen erhalten haben. Zudem besteht seit 2021 die Möglichkeit, sich im Rahmen des Check-up 35 einmal im Leben auf eine Hepatitis-C- und -B-Infektion testen zu lassen.
Quelle: Symposium „Der Patient und seine unsichtbaren Begleiter: Virusinfektionen unter der Lupe“ auf dem DGIM-Kongress, Wiesbaden, 23.04.2023, Veranstalter: Gilead