HPV-Infektion führt zur verstärkten Expression von Onkogenen und zu einer Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen
Warum eine HPV-Infektion überhaupt zur Bildung eines malignen Tumors führen kann, erklärte Prof. Dr. Martina Prelog von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. So weise das DNA-Virus die Besonderheit auf, dass es in der Lage ist, sein Genom in die DNA der Wirtszelle zu integrieren und somit eine verstärkte Expression von Onkogenen hervorzurufen. Zugleich werden Tumorsuppressorgene in den befallenen Epithelzellen ausgeschaltet, was eine atypische Zellproliferation mit Entstehung von Dysplasien und somit auch von Krebsvorstufen der Haut und Schleimhaut begünstigt.
HPV-Infektionen sind für rund 90% der Zervixkarzinome verantwortlich
Unter den mehr als 100 HPV-Typen tragen HPV16 und 18 zur Entstehung von rund 70% aller
Zervixkarzinome bei. Und mit 7 weiteren Virus-Typen (6, 11, 31, 33, 45, 52 und 58), die mit dem 9-valenten HPV-Impfstoff Gardasil
®9 adressiert werden, summiert sich die Zahl der potentiell onkogenen Verursacher auf einen Anteil, der am Ende für fast 90% aller Zervixkarzinome verantwortlich ist.
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Nicht nur Gebärmutterhalskrebs wird durch HPV ausgelöst
Der größte Teil der durch Impfung vermeidbaren Tumore entfällt also auf Krebsvorstufen der Zervix (CIN2+) und Zervixkarzinome. Es folgt eine Reihe weiterer HPV-positiver Vorläuferläsionen, die in diverse Tumorentitäten münden können und beide Geschlechter betreffen. Diese bestehen im Anal-, Vulva-, Vaginal- und Peniskarzinom sowie in
oropharyngealen Karzinomen.
Langer Entstehungsprozess HPV-bedingter Tumoren
Warum sich der Entstehungsprozess eines HPV-bedingten Tumors über einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren und noch länger hinziehen kann, erklärte Dr. Oliver Brummer von der Frauenklinik an der Elbe in Hamburg. So infizieren HPV-Viren ausschließlich Wirtszellen im Plattenepithel des Genitaltraktes und des Oropharynx, wobei die Zellen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Tight Junctions eine bevorzugte Eintrittspforte bieten. Dort kann das virale Genom als DNA-Ringstruktur im Zytoplasma über lange Zeit unbehelligt bestehen bleiben, bevor es dann – selbst nach etwa 3 Jahren noch – als Onkogen im Nukleus der Wirtszelle aktiv wird. Zwar seien ungefähr 90% der Infektionen transient und heilten innerhalb von 2 Jahren trotz anfänglicher Virusreplikation komplett aus. Wie er weiter erläuterte, könne es aber bei den verbleibenden 10% durch einen langsamen und schleichenden Virus-Spread von Zelle zu Zelle in der Basalmembran, der sich der initialen infektionsbedingten Immunantwort entzieht, im Laufe von bis zu 30 Jahren zu Neubildungen kommen. Diese imponierten zunächst als Kondylome und könnten in 0,8% aller Fälle aber auch in invasive Tumoren übergehen.
Vor diesem Hintergrund biete eine
Impfung gegen das HPV mit wesentlich höheren Antikörpertitern als die initiale Infektion einen erheblich verbesserten Schutz als die in vielen Fällen nur unzureichend wirksame natürliche Immunität.
Quelle: 3. Nationales HPV-Forum, 27.01.2024; Veranstalter: MSD