Mittwoch, 13. November 2024
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Medizin

Hyperkaliämie-Management in Deutschland: Aktuelle Daten zur Versorgung und dem Hospitalisierungsrisiko

Hyperkaliämie-Management in Deutschland: Aktuelle Daten zur Versorgung und dem Hospitalisierungsrisiko
© Rasi - stock.adobe.com
Leitlinienempfehlungen zur Hyperkaliämie (HK) scheinen in Deutschland unzureichend umgesetzt und kaliumsenkende Therapiemaßnahmen selten initiiert zu werden. Zudem tritt die HK häufig in wiederkehrenden Episoden auf und wird meist nicht zielgerichtet behandelt. Aktuelle Daten zum HK-Versorgungsalltag in Deutschland liefern Hinweise, dass dies für Betroffene u.a. mit einem erhöhten Hospitalisierungsrisiko einhergeht (1-3). Dabei betonen Fachgesellschaften die Bedeutung moderner Kaliumbinder wie Natriumzirconiumcyclosilicat (SZC), um eine leitliniengerechte RAASi-Therapie der chronischen Nierenkrankheit (CKD) und Herzinsuffizienz (HF) zu unterstützen (4, 5), denn das Reduzieren oder Absetzen der RAASi-Medikation können das Mortalitätsrisiko kardiorenaler Patient:innen erhöhen (6).
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Absetzen der RAASi-Therapie bei Hyperkaliämie erhöht Hospitalisierungsrisiko

In einem Pressegespräch stellte PD Dr. Philipp Breitbart, Ärztliches Leitungsteam der Klinik für Kardiologie & Angiologie, Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen, eine Analyse der ZORA-Studie vor. Grundlage waren Gesundheitsdaten von mehr als 4 Millionen gesetzlich Versicherten aus Deutschland, darunter 8.325 Patient:innen mit einer chronischen HF und HK. Bei 46,5% dieser Betroffenen wurde die RAASi-Therapie infolge einer hyperkaliämischen Episode reduziert oder gänzlich abgesetzt. Von denjenigen, die die Therapie abbrachen und für die 1-Jahres-Follow-Up-Daten vorlagen, wurde bei 51,0% im entsprechenden Zeitraum keine RAASi-Therapie wieder aufgenommen (1). Das Absetzen oder die Dosisreduktion der RAASi-Behandlung waren mit einem signifikant höherem Risiko für Gesamthospitalisierungen nach 6 Monaten (p<0,001; Hazard Ratio (HR)=1,15; 95%-Konfidenzintervall (95%-KI): 1,06-1,26) und nach 12 Monaten (p<0,001; HR=1,12; 95%-KI: 1,05-1,21) assoziiert. Auch war bei diesen Patient:innen das Risiko mit der Nebendiagnose CKD hospitalisiert zu werden nach 6 Monaten signifikant erhöht (p=0,03; HR=1,12; 95%-KI: 1,01-1,24) (1).

Hyperkaliämie war häufig wiederkehrend, wurde jedoch meist nicht entsprechend behandelt

Die prospektive, nicht-interventionelle, longitudinale Beobachtungsstudie TRACK untersucht das Behandlungsmanagement von Erwachsenen mit diagnostizierter HK. Zugrunde liegen für Deutschland bislang die Baselinedaten von 230 Patient:innen aus 16 Studienzentren, von denen laut Anamnese 37,8% eine CKD und HF aufwiesen, 21,7% eine isolierte CKD und 10,0% eine isolierte HF. Bei der Mehrheit wurden die Kaliumspiegel weiter beobachtet (60,9%), keine Therapie initiiert (19,6%) oder die Therapie mit Renin-Angiotensin-System-Inhibitoren (RASi)/Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA) angepasst. 3% der Teilnehmenden wurde ein Kaliumbinder verschrieben. 44,9% der Patient:innen zeigten bereits bei Studieneinschluss wiederkehrende hyperkaliämische Episoden und die Verschreibungsrate von Kaliumbindern lag bei 8,5% (2).
 
 

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Erschienen am 09.10.2023Lesen Sie hier, wie die Hyperkaliämie-Therapie in der Langzeitanwendung und im Akutfall mit SZC gelingt!

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© Henrik Dolle – stock.adobe.com

Hyperkaliämie erscheint im breiten Versorgungsalltag mit Kaliumbindern untertherapiert

Prof. Prof. h.c. Dr. Markus van der Giet, Schwerpunktleiter Ambulanzen, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Charité Berlin, präsentierte die Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie mit 46.558 in Deutschland gesetzlich Versicherten mit HK. Untersucht wurde die Versorgungssituation mit Kaliumbindern und den mit HK verbundenen Hospitalisierungen (Anzahl, Dauer, Kosten) im Zeitraum 2019‑2022. 11% (n=5.075) erhielten einen Kaliumbinder, wobei moderne Kaliumbinder seltener zum Einsatz kamen (1,3 %; n=644) als ältere (9,5%; n=4.431). 77,0% der Gesamtkohorte wurden mind. einmal hospitalisiert. Von diesen erhielten 98,9% in den 90 Tagen vor Krankenhauseinweisung keine Kaliumbinder-Therapie.

Quelle: AstraZeneca

Literatur:

(1) Breitbart et al. Decisions on RAASi therapy after hyperkalemia in heart failure – insights on hospitalizations from the ZORA study. Poster präsentiert am 26.08.2024 bei den DGK Herztagen, Hamburg, Deutschland.
(2) Rauch-Kröhnert et al. Leitlinienkonformes Management der Hyperkaliämie in Deutschland: Erste Baseline-Daten der TRACK-Studie zu Behandlungsentscheidungen und deren Implikationen in der Praxis. Poster präsentiert bei den DGK Herztagen, 28.09.2024, Hamburg, Deutschland.
(3) Van der Giet et al. Leitlinienkonforme Behandlung von Hyperkaliämie und Hospitalisierungsraten: Eine Analyse deutscher Krankenkassendaten. Poster P010 präsentiert bei der DGfN Jahrestagung, 27.09.2024, Berlin, Deutschland. Mitteilungen der DGfN, Suppl. 01/2024.
(4) KDIGO CKD Work Group (2024): KDIGO 2024 Clinical Practice Guideline for the Evaluation and Management of Chronic Kidney Disease. Kidney International, DOI: 10.1016/j.kint.2023.10.018
(5) McDonagh et al. (2021): 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. European Heart Journal, DOI: 10.1093/eurheartj/ehab368
(6) Epstein et al. (2015): Evaluation of the treatment gap between clinical guidelines and the utilization of renin-angiotensin-aldosterone system inhibitors. American Journal of Managed Care


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